Filmkritik von Christel Scheja
Im Mittelpunkt der 24-teiligen Animeserie „Pumpkin Scissors“ steht die gleichnamige militärische Sondereinheit der Sektion 3.
Nach Beendigung des Krieges zwischen dem „Imperium“ und der „Republik von Frost“ ist es nicht nur ihre Aufgabe, Kriegsverbrecher, Kollaborateure und Verräter aufzuspüren und der Gerechtigkeit zuzuführen, sondern auch diejenigen zu stellen, die auch jetzt noch aus der Not der Flüchtlinge und Einwohner Profit schlagen wollen, indem sie Gelder, die eigentlich für Hilfsprogramme gedacht sind, einstreichen und nicht weiter geben, oder Hilfslieferungen teuer an die verkaufen, die sie dringend brauchen.
Dabei haben sie schon so manchen kleinen Gauner erwischt und notleidende Menschen unterstützt, aber sie wissen, das die größten Verbrecher noch an ganz anderer Stelle sitzen, an der nicht so leicht an sie heran zu kommen ist.
Gerade das Militär hat so einiges zu verbergen, wie Major Hunks und Second Lieutenant Alice L. Malvin nur zu genau wissen. Denn der neu zu ihnen gestoßene und eigentlich lammfromme und gutmütige Korporal Randel Oland hat nicht nur eine entstellende Narbe im Gesicht, sondern auch sein Gedächtnis verloren und verwandelt sich in bestimmten Situationen in einen Berserker, der von niemandem mehr Halt macht.
Nun begegnen sie auch noch einem Soldaten namens Hans begegnet, der mit einem Flammenwerfer durch die Kanalisation wandert und jeden umbringt. Das Team erkennt, dass der Mann seinen schweren Schutzanzug nicht ohne Grund trägt. In ihm schwimmt sein zu großen Teilen verbrannter Körper in einer kühlenden und schmerzbetäubenden Nährflüssigkeit, was er aber schon gar nicht mehr wirklich merkt.
Randel kann ihn in Schach halten und sogar zurückschlagen, wenn auch nicht besiegen. Schlimmer als die Niederlage ist für ihn, aber die Wahrnehmung, das zwar etwas in ihm wühlt, was er gerne wissen möchte, die Erinnerungen aber immer noch blockiert sind.
Sergeant Major Steccin versucht ihn aufzumuntern, was aber nicht ganz so klappen will, wie es soll. Schließlich bekommen sie auch wieder etwas zu tun – denn es müssen weitere Hilfslieferungen an die Armen verteilt werden.
Mittlerweile haben Hunks und Malvin aber erkannt, dass das Treiben der Schmuggler und Drogenhändler in den Katakomben unter der Stadt erst wirklich einzudämmen ist, wenn man diejenigen findet, die aus dem Adel und Militär heraus die Hände schützend über die Verbrecher halten, weil sie gut dafür bezahlt werden.
Auch aus diesem Grund beschließt sie dem Drängen ihrer Schwestern nachzugeben und nun auch endlich einmal an ihre Pflichten als Adlige zu denken und sich wieder mehr in der Gesellschaft sehen zu lassen. Allerdings konfrontiert man sie auch dort wieder mit ihrem Verlobten und dem Wunsch, dass sie ihn doch bald heiraten möge.
Alice aber hat nur ihre Arbeit im Kopf und macht schon bald einen verdächtigen Adligen unter den Feiernden aus. Doch dann nimmt die Situation eine überraschende Wendungen: Ein Mob aus hungernden Bürgern und Flüchtlingen können die Feier nicht länger mit ansehen und stürmen den Herrensitz.
Die Ereignisse der vorhergehenden Folgen werden konsequent weiter gesponnen, denn man erfährt, dass die Probleme in den Katakomben und der Kanalisation unter der Hauptstadt weitere Kreise zieht als jeder gedacht hat und Korruption wie Intrigen bis in die höchsten Kreise geht.
Zudem wird der Sektion III von anderer Stelle die Pistole auf die Brust gesetzt, da man mit deren Arbeit nicht zufrieden ist – oder steckt vielleicht doch noch etwas anderes dahinter? Der Verdacht liegt fast schon nahe, wenn man genau auf die kleinen Zwischentöne achtet, gerade wenn die anderen Teile der Armee den „Pumpkin Scissors“ zeigen, was man von ihnen denkt, angefangen von den einfachen Soldaten, bis hin zu den hohen Militärs.
Viele der offenen Handlungsfäden werden weiter geführt – Randel bekommt immer mehr Ahnung davon, das etwas nicht stimmt, der Unmut des einfachen Volkes, der auch schon in früheren Folgen zu spüren war, bricht sich langsam aber sicher Bahn. Auch erfährt man mehr über die Vergangenheit und die Familie von Alice Malvin, die nun auch bald einige schwerwiegende Entscheidungen für ihre Zukunft treffen muss.
Garniert mit einigen humorvollen, aber dann auch wieder actionreichen Szenen, wird die Serie nicht langweilig und steuert langsam auf den Höhepunkt zu. Letztendlich will man auch wissen, wie die ganze Sache ausgeht, und ob die Sektion III endlich die Achtung erhält, die ihr zusteht.
Das Setting erinnert an das von „Full Metal Alchemist“, auch wenn es keine Magie gibt. Aber die Künstler haben sich bewusst an das Europa zwischen 1900 und 1923 angelehnt und man kann durchaus immer wieder die ein oder andere Anlehnung an historische Ereignisse erkennen, gerade was die Kriegsfolgen angeht.
Auch diesmal wissen vor allem die sympathischen Hauptfiguren zu gefallen, die gerade wegen ihren Macken und Fehlern auf der einen und der Stärke ihre Ideale und moralischen Prinzipien nicht aufgeben zu wollen auf der anderen Seite, sehr lebendig werden. Sie tragen die in weiten Teilen eher ruhige Geschichte, die wie immer sauber animiert ist. Extras fehlen wie immer.
Obwohl „Pumpkin Scissors“ immer wieder Anregungen aus anderen Serien und der historischen Wirklichkeit entlehnt, bietet die Geschichte doch abwechslungsreiche und spannende Unterhaltung, in der zwar geschossen und gekämpft wird, die Gewalt jedoch nicht reiner Selbstzweck ist.
Im Vordergrund stehen Menschen, die ihre Ideale - andere zu beschützen und dafür zu sorgen, dass es den Bewohnern des Landes wieder gut geht, sehr ernst nehmen und nicht die Action. Das macht die Serie auch für die Zuschauer interessant, die komplexe und glaubwürdige Geschichten lieben.
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