Hörspiel
Reihe: Mark Brandis 9 und 10
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Mark Brandis befindet sich nach der Rettungsmission in der letzten Folge, "Vorstoß zum Uranus", mit dem Raumschiff Hermes auf dem Rückflug zur Erde. Im Schlepptau fliegt die ehemals von Commander Scott befehligte und nun unbemannte Delta IX. Plötzlich ist die Delta IX verschwunden. Mark Brandis und seine Crew stehen zunächst vor einem Rätsel, orten das Schiff aber schließlich in einer Raumstation der Republiken. Doch ein Funkspruch von Harris verändert alles. Es wurde nämlich eine außerirdische Sonde entdeckt, die allen bekannten Technologien beträchtlich überlegen ist. Es beginnt ein Wettlauf zum "Epsilon" getauften Himmelskörper. Denn nicht nur Mark Brandis sondern auch die Republiken sowie eine dritte Mach wollen die Raumsonde in ihren Besitz bringen.
Der Erfolg der Reihe "Mark Brandis" dürfte dafür verantwortlich sein, dass mit "Raumsonde Epsilon" zum dritten Mal eine Doppelfolge auf 2 CDs aus der Romanvorlage gemacht wurde. Diese stammt aus der Feder von Nicolai von Michalewski und erschien erstmals 1974. Die Bearbeitung und Produktion geschah wiederum durch Balthsar von Weymarn bzw. "Folgenreich".
"Raumsonde Epsilon" gefällt durch einige unerwartete Wendungen, welche für Spannung sorgen. Scheint sich zunächst alles um das Wiedererlangen der Delta IX zu drehen, steht bald die Raumsonde Epsilon im Fokus des Interesses. Dann wieder zeigt sich, dass Bedrohungen aus einer ganz anderer Richtung kommen, als der Hörer erwarten konnte. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einem Tod geglaubten Charakter.
Die Macher verstehen es das Hörspiel realistisch wirken zu lassen. Einerseits ist dieses durch die Idee von Nikolai von Michalwski, dem Schöpfer der Romanvorlage, begründet, sein Werk nämlich auf einer Theorie des schottischen Astronomen Duncan Lunan aufzubauen. Hier handelt es sich somit im engeren Wortsinn um Science Fiction. Zudem erzeugen die Soundeffekte von Joachim C. Redeker - angefangen von den Geräuschen der automatischen Türen über die Signale der Bordsysteme bis zu dem allgegenwärtigen Dröhnen, das auf die aktiven Triebwerke hindeutet - die Illusion, dass sich die Protagonisten wirklich an Bord eines Raumschiffs befinden. Auch die ebenfalls von Redeker stammende Synthesizer-Musik ist passend und intensiviert die Atmosphäre.
Wie gewohnt sind die Sprecher ausgezeichnet. Michael Lott brilliert einerseits als Mark Brandis, den er emotional glaubhaft, aber gleichzeitig ohne Tendenz zum overacting anlegt. Andererseits
kommentiert und analysiert er als Off-Sprecher kühl die aktuelle Situation, wodurch ethische Probleme thematisiert und vertieft werden. Da überrascht es kaum, dass er in diesem Jahr den Deutschen Preis für Synchron erhalten hat. Diesmal ist zudem der bekannte Synchronsprecher Udo Schenk mit von der Partie, der sonst Hollywoodgrößen wie dem oft als Schurken besetzten Garry Oldmann seine Stimme leiht. Deshalb ist es überaus passend, dass er hier den Bösewicht Captain Roger D´Arcy spricht. Leider ist aber - trotz sonst ansprechender Performance - dessen französischer Akzent nur bei der Aussprache des Schiffsnamens Hermes ("Ermes") zu erahnen.
Klein aber fein sind auch diesmal die Booklets geraten, die nicht nur einiges Wissenswertes zur Theorie von Duncan Lunan und der Saga um die Büchse Pandora enthalten, sondern auch Informationen zu astronomischen Begriffen und dem Prototyp Hermes.
Nicht ganz so gelungen ist die Benennung der einzelnen Tracks.. Durch Titel wie "Gefangen auf Kallisto" sowie "Eine unerwartete Befreiung" wird bereits zu viel von der Handlung verraten, wodurch die Spannung leidet. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Befreiung von Mark Brandis und seiner Crew in Teil 1 etwas zu einfach von statten geht.
Fazit:
"Raumsonde Epsilon" ist eine weitere ansprechende Folge aus der Reihe "Mark Brandis", die alten und neuen Fans der Serie gefallen dürfte, weil sie sowohl ethische Probleme und Wissenschaftlichkeit der Vorlage aufgreift, als auch ein spannendes Hörerlebnis bietet.
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