Red Cliff (DVD)
 
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Red Cliff (DVD)

Rezension von Olaf Kieser

 

Rezension:

China etwa 208 nach Christus: Die Han-Dynastie wird von inneren Unruhen erschüttert und verliert beständig an Einfluß. Das Reich droht auseinander zu fallen. Der ebenso gerissene wie skrupellose Minister Cao Cao, der längst den Kaiser kontrolliert, will diesen Prozess aufhalten und stößt mit einer gewaltigen Armee von 800 000 Mann nach Süden vor, um die Fürsten Liu Bei und Sun Quan zu unterwerfen und ihre Gebiete wieder ins Reich einzugliedern. Nachdem er alle Gegner im Norden vernichtet hat marschiert Cao Caos Armee scheinbar unaufhaltsam nach Süden. Diese gewaltige Bedrohung zwingt die beiden eigentlich verfeindeten Reiche in eine Allianz. Liu Beis Stratege Kongming verhandelt geschickt und findet in Sun Quans Oberbefehlshaber Zhou Yu einen Freund, der sich für das Bündnis ausspricht. Gemeinsam erwarten die vereinten Armeen der südlichen Reiche Cao Caos Herr am Red Cliff, einem Felsen am Jangtse. Trotz deutlicher zahlenmäßiger Unterlegenheit versuchen Zhou Yu und Kongming den Vormarsch der Invasionsarmee aufzuhalten.

 

Mit Red Cliff hat Actionregisseur John Woo (Face/Off, M:I-2, Hard Boiled) einen Wechsel vom Actionfilm zum Geschichtsepos vollzogen. Angeblich war es schon lange ein Wunsch der Regie-Legende, ein Historienepos zu drehen. Dafür stand ihm ein Budget von ca. 80 Millionen US-Dollar und einige der besten asiatischen Schauspieler zur Verfügung. So entstand nicht nur der bisher teuerste chinesische Film sondern auch der erfolgreichste. Obwohl das nicht ganz stimmt, denn es handelt sich eigentlich um zwei Filme, die zusammen fast fünf Stunden Spieldauer haben. Für das westliche Ausland kam eine etwa um die Hälfte gekürzte Version auf den Markt. Warum man das gemacht hat ist einigermaßen rätselhaft. Ja, es grenzt schon fast an Frechheit! Das Thema des Films wird das breite Mainstreampublikum sowieso eher nicht ansprechen. Und gerade die Herr der Ringe Triologie hat bewiesen, dass das geneigte Publikum auch bereit ist, längere Filme anzuschauen. Und bei Kill Bill störte die Zweiteilung auch nicht so sehr. Die drastische Kürzung wirkt sich auch auf die Entwicklung der Geschichte und das Verständnis negativ aus. Man hat anscheinend die meisten ruhigeren Szenen entfernt, so dass fast nur noch die Schlachtszenen übrig geblieben sind. Von der Geschichte Chinas erfährt man so ziemlich wenig.

 

Es wäre aber ein Fehler, die "Red Cliff" Fragmente einfach zu ignorieren, den auch der Rest ist sehenswert. Die prachtvollen Bilder und spektakulär inszenierten Schlachtszenen sind sehr beeindruckend und lassen erahnen, wie der komplette Film aussehen muss. Woo hält sich grob an die historischen Fakten. Dass er Cao Caos Armee von den in Quellen angegebenen 150 000 bis 200 000 Mann eine Streitmacht von über 800 000 Mann macht, kann man als künstlerische Freiheit im Bereich der Legendenbildung werten. Ebenfalls sehr frei ist die wirkliche Motivation Cao Caos, nach Süden zu marschieren. Er ist seit Jahren in Zhou Yus schöne Frau verliebt und will sie, nachdem er ihren Mann auf dem Schlachtfeld besiegt hat, für sich beanspruchen. Das ist wahrscheinlich historisch nicht korrekt, aber es macht die Geschehnisse dramatischer. Aber man kann das ja zum Anlass nehmen, um sich ein wenig mit der chinesischen Geschichte zu beschäftigen. Da wir gerade von Dramatik sprachen, man findet auch einige Woo-typische Elemente in dem Film. So dürfen Tauben nicht fehlen und in einer Szene hält ein General Liu Beis den neugeborenen Sohn seines Herrn auf dem Arm und verteidigt ihn gegen anstürmende Feinde.

 

Neben der Ausstattung und der Action sind die Schauspieler eine weitere Stärke des Films. Tony Leung (Infernal Affairs, Hero, In the Mood for Love), einer der besten chinesischen Schauspieler, glänzt als universell gebildeter General Sun Quans. Er ist ein vollkommener Krieger, dem Kampf und Töten aber nicht wirklich gefallen. Takeshi Kaneshiro (House of Flying Daggers, Hero, Chunking Express) überzeugt als kluger und weitsichtiger Diplomat und Stratege Kongming. Und dass der Zuschauer Cao Cao trotz seines oft rücksichtslosen Verhaltens doch Sympathien entgegen bringt, liegt an dem Spiel Zhang Feng Yis (Der Kaiser und sein Attentäter, Lebwohl meine Konkubine). Er verleiht dem ehrgeizigen Eroberer menschliche Tiefe.

 

Bild und Ton der DVD sind hervorragend und ohne Makel. Die Extras sind allerdings mit einem Interview mit dem Regisseur von 16 Minuten Länge und einem knapp zweiminütigen Feature des Making-ofs doch sehr dürftig.

 

Fazit:

Mit "Red Cliff" hat Regie-Legende John Woo ein grandioses Historienepos geschaffen, dass hier leider nur in einer dramatisch gekürzten Fassung erscheint. Packend inszenierte Action, großartige Schauspieler und eine beeindruckende Ausstattung machen den Film aber auch in der fast schon fragmentarisch zu nennenden Fassung sehenswert.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042607131885aec2b6
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DVD:

Red Cliff

Original: Chi bi, China 2008

Regisseur : John Woo

Drehbuch: John Woo, Chan Khan, Kuo Cheng, Sheng Heyu

Musik: Taro Iwashiro

Bildformat: 16:9 (2.35:1)

Sprachen: Deutsch, Mandarin

Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 144 Minuten

Constantin, 5. November 2009

Tonformat:e: Deutsch: Dolby Digital 5.1, DTS 5.1; Mandarin: Dolby Digital 5.1

FSK: 16

Extras: Interview mit John Woo, Making-of Featurette,Trailer

 

ASIN: B002IR377Q

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Tony Leung

Chang Chen

Zhang Fengyi

Takeshi Kaneshiro

Lin Chi-Ling

 


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Erstellt: 18.04.2010, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 10341