Reiche der Magie (Quellenbuch)
 
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Reiche der Magie (Quellenbuch)

Reihe: Warhammer Fantasy Rollenspiel

Rezension von Jörg Pacher

 

Irgendwann war das englischsprachige Original zu „Reiche der Magie“ – „Realms of Sorcery“ die ultimative Vaporware im Rollenspielsektor. 15 Jahre mussten die Spieler auf das Buch warten, bis es 2001 endlich erschien. Das war freilich noch lange, bevor sich eine zweite Auflage des Grundregelwerks abzeichnete. Bei der funktionierte alles besser – zumindest in Hinsicht auf „Reiche der Magie“. Selbst Schwert & Feder war mit der Übersetzung ziemlich flott und so halten nun auch die den deutschsprachigen Fans jetzt die neue Version in Händen.

 

Der 256seitige Band kommt wie gewohnt als Hardcover und in Farbe daher. Preislich liegt es auf demselben Niveau wie das Grundregelwerk. Für Magier-Fans wird dann aber auch allerhand geboten.

 

Die ersten fünfzig Seiten widmen sich den Ursprüngen und der Geschichte von Magie in der Alten Welt. Dabei fällt eine starke Konzentration auf das Imperium auf. Elfische Zauberei etwa wird nur am Rande erwähnt. Folglich konzentrieren sich die nächsten achtzig Seiten auf die acht Imperialen Magierakademien, auf Hexer und Hexenjäger.

 

Zusätzliche Zaubersprüche und Ritualregeln nehmen weitere ungefähr vierzig Seiten ein. Doch auch erweiterte Tabellen zu Tzeentchs Fluch, Regeln für Vertraute und magische Elixiere finden in dem Band Platz.

 

Einen einzigen Ausreißer aus dem Fokus auf die imperialen Magier bilden die sieben Seiten zur zwergischen Runenmagie. Das klingt zwar nach wenig, aber dafür findet sich hier der größte 'Crunch'-Anteil. Nicht nur mehr als 30 Runen werden beschreiben, auch vier aufeinanderfolgende Karrieren zum Runenschmied finden im kurzen Kapitel Platz.

 

Aber auch Regelfetischisten, die eine Abneigung gegenüber Zwergen haben, können sich nicht beklagen. Zumindest als Hexe und als Hexenmeister kann man sich versuchen, wenn man bereits Magiedilettant im Karriereplan stehen hat.

 

Die 240 angeführten Zauber für Akademiemagier sind auch nicht zu verachten. Pro Akademie stehen nun drei Zauberlisten mit jeweils zehn Sprüchen für den angehenden Magier zur Auswahl. Auch die Regeln zur Erschaffung von Ritualen (und die sechs enthaltenen Beispielrituale) sollten die Spieler freuen. Ob sie an den erweiterten Tabellen zu Tzeentchs Fluch eine ebensolche Freude haben, sei dahingestellt.

 

Die Ergebnisse der Tabellen zur Erschaffung von Vertrauten sind aber nicht weniger bizarr. Zwar können bestimmte Magier auch Tiere binden, aber wer lieber homunkuliartige Wesen erschafft, kann sich über seltsame Ergebnisse freuen: Frösche mit menschlichen Gesicht etwa sollten als Ergebnis niemanden verwundern. Da hätte sich selbst Hieronymus Bosch noch etwas abschauen können.

 

Der Schwerpunkt von "Reiche der Magie" liegt aber trotzdem auf die Einbindung der Magie in die Hintergrundwelt – und zwar an Hand von deskriptiven Texten.

 

In diesem Zusammenhang sollte auch die neunseitige Einführungsgeschichte, nicht vergessen werden. Für eine Geschichte in einem Rollenspielband ist recht gelungen, auch wenn der Einstieg ein wenig langatmig ist.

 

Auch die restlichen Texte sind ansprechend geschrieben, selbst wenn hier natürlich der Informationsgehalt eine größere Rolle spielt als stilistische Spielereien. Der normalerweise für Warhammer typische Humor kommt leider fast ein wenig zu kurz. Dafür werden jede Menge Zitate aus 'Originaltexten' der Warhammer-Welt geboten. Nur der akribische Historiker oder Philosoph wird daran kritisieren, dass diese mitunter metaphysischen Erklärungen des Wirkens von Magie ein Verständnis von Identität und Universum voraussetzen, die sich mit den historischen Ansichten der echten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texte spießt. Alle anderen werden in diesen vereinzelten Auszügen wahrscheinlich ohnehin nur wohlklingende Worthülsen erkennen können.

 

Genauso kann man die wahrscheinliche Kritik von Anhängern der ersten Edition verstehen, die besonders die Beschreibungen der einzelnen Magierschulen bemängeln könnten. Das von der Magiermetropole Altdorf gezeichnete Bild entspricht viel eher High-Fantasy-Standards als man dies von Warhammer gewohnt ist.

 

Besonders die Gebäude der einzelnen Akademien greifen dabei ins Volle: sie sind aus seltsamen Materialen erbaut oder mit mächtiger Magie getarnt. Mit dem Leben eines gewöhnlichen Rattenfängers haben sie folglich relativ wenig zu tun.

 

Man erkennt hier den Einfluss des Miniaturenspiels. Spätestens seit dem Sturm des Chaos sollte dies aber keinen mehr verwundern. Kampfzauberer als potentielle Spielerkarriere kommen trotzdem nicht vor und letzterer Umstand wird auch (kurz) erklärt. Armeebeeinflussende Magie ist einfach zu mächtig, als dass sie in eine Kampagne des Rollenspiels passen würde. Die Kampfmagier werden zudem als weggeschlossene Wahnsinnige beschrieben, die mit einem gewöhnlichen Adepten nicht viel gemein haben.

 

Den Abschluss des Bandes bildet wie in der zweite Auflage des Warhammer-Rollenspiels gewohnt ein Abenteuer: das dreißigseitige "Ein heißer Abgang". Dieses spielt rund um ein Weinfest in Averheim. Dort gilt es das Geheimnis hinter einer Reihe von Selbstentzündungen aufzudecken. "Ein heißer Abgang" entpuppt sich als solides Abenteuer mit viel Gespür für Lokalkolorit und Stimmung.

In dieser Hinsicht hat es viel mit dem Band an sich gemeinsam.

 

Fazit:

Jedem der einen Magier im Warhammer-Rollenspiel übernehmen will, kann "Reiche der Magie" empfohlen werden. Allen anderen vermitteln die Informationen zur Magie des Imperiums, dass nicht sämtlich Bürger in dreckiger Kleidung herumlaufen. Gerade die Diskrepanz zwischen außergewöhnlichem Talent und Reichtum der Magier und dem Dahinsiechen der weniger vom Schicksal begünstigten, kann Warhammer noch interessanter gestalten. Und dann hat da ja Tzeentch noch ein Wörtchen mitzureden…

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426211416973c7901
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Reiche der Magie (Quellenbuch)

System: Warhammer Fantasy Rollenspiel

Autoren: Chris Pramas, Alexander von Peschke-Pigulla

Gebundene Ausgabe

254 Seiten

Verlag: Feder & Schwert

Erschienen: Oktober 2006

ISBN-10: 3937255907

ISBN-13: 978-3937255903

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 23.01.2007, zuletzt aktualisiert: 19.01.2015 02:20, 3391