Resident Evil 4 (PlayStation 2)
 
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Resident Evil 4 (PlayStation 2)

Rezension von Björn Backes

 

Raccoon City und Umbrella sind Geschichte, der Terror durch Zombies und andere beängstigende Kreaturen vorerst beseitigt, und dennoch kommt Gerechtigkeitshüter Leon S. Kennedy nicht zur Ruhe. Acht Jahre nach seinem ersten finsteren Einsatz wird seine Hilfe bei einer Mission in Europa angefordert. Leon soll die entführte Tochter des Präsidenten aufstöbern und aus dem bereits bekannten Versteck in Sicherheit bringen. Was zunächst wie ein ganz normaler Routineeinsatz für den Agenten ausschaut, entwickelt sich jedoch alsbald zur wahrhaftigen Schreckensmission. Im Süden Spaniens, dort wo die junge Ashley Graham gefangen gehalten wird, wurde ein neuer Konzern aus dem Boden gestampft, der von allerhand monströsen Kreaturen verteidigt wird. Erneut muss Leon an seine Grenzen gehen, um den Auftrag siegreich zu überstehen. Allerdings wird ihm schon in den ersten Sequenzen bewusst, dass es in dieser Mission viel mehr ums eigene Überleben geht…

 

„Resident Evil 4“ gilt allgemeinhin als das beste Spiel der erfolgreichen Horror-Shooter-Serie und wurde im vergangenen Jahr zum Erstrelease mit einigen prestigereichen Preisen versehen. Diverse Magazine kürten den Titel zum Spiel des Jahres und brachten damit noch einmal auf den Punkt, was bereits mit der ersten Veröffentlichung, damals noch für die PS One, offenbar wurde: Diese Reihe ist ihrer Zeit seit jeher voraus und schafft es irgendwie immer wieder, mit innovativen Neuerungen revolutionäre Entwicklungen und ein gewisses Maß an Fortschrittlichkeit im Shooter-Genre zu gewährleisten. Nun, zum Ende der PS2-Ära wird „Resient Evil 4“ in der Platinum-Reihe ein weiteres Mal gewürdigt und zum fairen Midprice ein weiteres Mal in die Laden gestellt. Wer also noch Nachholbedarf hat, bekommt jetzt die womöglich letzte günstige Gelegenheit, an einem Stück Videospielgeschichte teilzuhaben.

 

 

Das Spiel:

 

In der Tat, die Unterschiede zum vorangegangenen „Resident Evil“-Titel sind wirklich gewaltig. Erstmals präsentiert sich ein Spiel dieser Serie als vollwertiger Third Person-Shooter, und, vielleicht noch wichtiger, zum ersten Mal stellt sich Leon keiner reinen Zombie-Armada, sondern misst sich mit tollwütigen Dorfbewohnern, geistesgestörten Kettensägenschwingern, merkwürdigen Ordensbrüdern und kompromisslosen Söldnern. Dementsprechend hat sich auch an der KI der Gegner einiges geändert. Statt blind voranzupreschen und der eigenen Wumme blindlings ins Visier zu marschieren, reagieren und agieren die Feinde stellenweise sehr raffiniert, sodass die Anforderungen an den Protagonisten natürlich deutlich steigen. Manche Ausweichmanöver und Defensivtaktiken sind sogar regelrecht frustrierend und fordern bei ungeduldigen Bedienern schnell ihren Tribut.

 

Die Szenarien als solche wiederum sind weiterhin sehr vielschichtig konzipiert. Es gilt wiederum einige Rätsel zu lösen, Eingänge und Wege freizusetzen und sich kontinuierlich den Pfad zur vermissten Ashley zu bahnen – dies natürlich in ständiger Begleitung der netten Begleiter, die mal wieder in immenser Anzahl attackieren und einem das Leben regelrecht zur Hölle machen. Der Fokus von „Resident Evil 4“ liegt damit auch ganz klar auf der Action, denn wenn man nicht gerade ballert oder schießt, ist man zumeist damit beschäftigt, dem brutalen Übergewicht der feindlichen Monster aus dem Weg zu gehen und aus Mangel an Munition das Weite zu suchen. Letzteres ist mit der Zeit ein stetig wachsendes Problem, welches gerade denjenigen zuteil wird, welche gerne mal auf Dauerfeuer schalten. Zielgenauigkeit ist das A und O, denn Nachschub an Patronen ist keine Selbstverständlichkeit, weshalb man im Optimalfall von Beginn an eine Strategie aufstellen sollte, wie man hier Einsparungen vornehmen kann. Die Alternative ist meist der schnelle Tod und das Scheitern der Mission.

 

Allerdings wird dieses Übel bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen berücksichtigt. Leons Rucksack nimmt unendliche Dimensionen an, soll heißen, man kann ab jetzt unbegrenzt Ausrüstungsgegenstände und Waffen mit sich schleppen. Zwar ist der Erwerb des Survival-Pakets ein hartes Unterfangen, welches über den Blutzoll der Feinde und einige Schatzkisten führt, deren Inhalt man schließlich beim Händler eintauscht, aber da man nun nicht mehr überlegen muss, was man evtl. wo ablegt, weil die äußerlichen Beschränkungen nur ein gewisses Limit zulassen, kann man zumindest diesbezüglich ein wenig befreiter aufspielen.

 

Während des Einsatzes muss der Leon-Spieler außerdem noch einige Zwischensequenzen überstehen, so dass selbst die Level-Übergänge zur schweißtreibenden Angelegenheit werden. Hierbei gilt es, Gegenständen auszuweichen, weitere Gegner zu bekämpfen und einfach nur Hindernisse zu überbrücken, die ansonsten das sichere Ende bedeuten würden. Sollte dennoch nahezu alle Hoffnung verloren sein, kann man nach altbewährtem Prinzip verschiedene Kräutermischungen einsetzen, um die Lebensenergie wieder aufzufrischen. Das Witzige hierbei ist die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, deren beste Anordnung man über langwieriges Experimentieren herausfinden muss. Die Heilkraft divergiert nämlich teilweise beträchtlich.

 

Sobald man Ashley dann befreit hat, beginnt dann erst der eigentlich knifflige Teil der Mission. Das Mädchen muss mit aller Kraft geschützt werden und sich somit total den eigenen Befehlen unterwerfen. Zwar spielt auch hier die KI eine gewichtige Rolle, da sie unheimlich gut ausgeprägt ist, doch an manchen Stellen muss man schon eine gewisse Cleverness aufbieten, damit Ashleys Charakter nicht blind ins Verderben stürzt. Hier zahlt sich dann auch der Laserpointer aus, der Leons Waffen ziert und ein rasches zieloptimiertes Reagieren erleichtert. Denn merke: Zielgenauigkeit ist das absolute A und O! Derjenige, der Ashley dann endlich in die Freiheit gebracht hat, wird verstehen, was genau gemeint ist…

 

 

Technik/Grafik:

 

Auf technischer Basis ist die Entwicklung vom letzten zum noch aktuellen „Resident Evil“-Titel ein wahrhaftiger Quantensprung. Der endgültige Wechsel der Spielperspektive ist ein enormer Fortschritt, der das Handling nicht nur einfacher macht, sondern die gesamte Präsentation authentischer wirken lässt. Aber auch die vielen neuen Funktion, so zum Beispiel die Zieloptimierung per Laser, der Ausbau des Waffenarsenals und auch die actionreichen Zwischensequenzen haben das Spielprinzip enorm erweitert. Hinzu kommen schließlich die absolut flüssigen Bewegungsabläufe innerhalb der Actionsequenzen. Selbst bei offenkundiger Überlastung ist immer noch die erforderliche Spielübersicht gewährleistet, sodass trotz deutlich schwächerer Hardware stellenweise sogar NextGen-Vergleiche berechtigt sind. Keine Frage, in technischer Hinsicht ist „Resident Evil 4“ auf der Playstation 2 ein Referenztitel.

 

Bezüglich der Grafik schlägt das Spiel in eine ähnliche Kerbe und glänzt mit einem ausgesprochenen Detailreichtum. Nicht nur die Hintergrundlandschaften sind atemberaubend, auch die Darstellung der Figuren ist wirklich klasse. Nahezu jegliche Körperfaser wird in die Bewegungen mit einbezogen und somit eine verwunderliche Realitätsnähe kreiert. Wenn man in diesem Zusammenhang mal bedenkt, was die Entwickler seit dem letzten Beitrag zur „Resident Evil“-Serie noch einmal aus der Hardware haben herausholen können, neigt man zu lautstarkem, verdientem Applaus – und der ist bei der beispielhaften Grafik auch definitiv angebracht. So eine Detailschärfe bei den Texturen ist jedenfalls auf der PS2 schon ungewöhnlich stark!

 

 

Spielspaß:

 

„Resident Evil 4“ ist auch ein knappes Jahr nach der Erstveröffentlichung immer noch ein Referenzprodukt im Horror- und Shooter-Genre und in Sachen Spielatmosphäre mitunter das Beste, was bislang eine Sony-Konsole gesäumt hat. Dementsprechend ist der Spielspaß von der ersten Sekunde auf allerhöchstem Niveau, begonnen bei der bereits verblüffend realistischen Einleitungssequenz über die detailreich aufgebaute Action in den einzelnen Szenarien bis hin zum grandiosen Finale an Ashleys Seite, welches selbst erfahrene Shooter-Liebhaber an die Grenzen bringen sollte. Der Anspruch ist jedenfalls mächtig hoch, für manchen Laienspieler womöglich zu hoch, und gerade dieser Aspekt sollte vor dem Kauf dringend bedacht werden, um bevorstehenden Frust zu vermeiden – dieser drängt sich nämlich von Zeit zu Zeit auf jeden Fall auf.

 

Andererseits sind diese realitätsnahe Gestaltung und die teils recht krassen Anforderungen erst das Salz in der Suppe eines phänomenalen Shooter-Sequels. Die hohe KI fordert, die Masse an Gegnern in Relation zur Munitionsarmut sind des Weiteren Umstände, die „Resident Evil“ ein wenig aus der puren Ballerlust befreien und auch das taktische Vorgehen fördern, aber den Kniffelfaktor weiter erhöhen, und wenn man dann auch noch an den harten Bossgegnern verzweifelt, neigt man fast schon dazu, ein wenig entnervt aufzugeben. Doch jedes Mal ertappt man sich schließlich wieder dabei, bereits von „Resident Evil 4“ gefesselt und regelrecht besessen vom Gedanken, endlich weiterzukommen, zu sein. Denn auch wenn manche Sequenz frustig ist, so ist man von der betörenden Aura des Spiels derart gebannt, dass man stundenlang damit zubringen kann, und auch bei mehrfachen Wiederholungen immer noch neue Details aufnimmt. Das Ganze ist schließlich so umfangreich und packend wie wohl kaum ein zweiter Titel in diesem Segment, weshalb der Langzeitspaß wirklich über Wochen und Monate gesichert ist. Und ganz im Ernst: Welcher Shooter-Titel kann das schon von sch behaupten?

 

 

Fazit:

 

„Resident Evil 4“ ist nicht nur das Nonplusultra der eigenen Serie, sondern mit völliger Berechtigung die Referenzklasse im atmosphärischen Shooter-Genre. Kennedys stets aktuelle Mission ist spätestens mit dem Release der Platinum-Edition eine Pflichtveranstaltung für jeden Liebhaber des krassen Action-Spiels, wenngleich an dieser Stelle noch gesagt werden muss, dass der Titel keinesfalls für zart besaitete Gemüter geeignet ist. Das Ausbleiben der Jugendfreigabe hat nämlich definitiv nachvollziehbare Gründe, die den immensen Spielspaß jedoch keinesfalls einzuschüchtern vermögen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425091029b38eefc2
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Resident Evil 4

von Software Pyramide

Plattform: PlayStation 2

USK-Einstufung: Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG

ASIN: B0015NDV4I

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.05.2008, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 6452