Resident Evil: Afterlife (BR; Abenteuer; FSK 16)
 
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Resident Evil: Afterlife (BR; Abenteuer; FSK 16)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Neun Jahre? Kann das wirklich sein? Es kann. 2002 bescherte uns der leider viel zu früh verstorbene deutsche Erfolgsproduzent Bernd Eichinger mit Resident Evil die erste Adaption der seit Jahren erfolgreichen Videospiel-Serie. Obwohl Altmeister George Romero für die Verfilmung bereits in den Startlöchern hockte, entschied man sich dennoch gegen ihn und für den Briten Paul W. S. Anderson, der zuvor besonders durch seinen SciFi-Horror-Schocker Event Horizon – Am Rande des Universums (1997) für Furore gesorgt hatte. Obwohl man Anderson nicht unbedingt als visionär bezeichnen sollte, gelang ihm dennoch ein wirklich kurzweiliger und überzeugender Spielfilm, der sogar kleine Impulse setzen konnte und letzten Endes dank der gerade startenden neuen Welle von Zombiefilmen sowohl im Kino als auch später in der Video- und DVD-Auswertung dicke schwarze Zahlen schrieb. Resident Evil: Apocalypse (2004), die Fortsetzung des ersten Teils, war demnach unvermeidbar, wenngleich Anderson den Regiestuhl mit seinem chilenischen Kollegen Alexander Witt tauschte. Wenngleich sich der Erfolg von neuem einstellte und der Mikrokosmos von der unterirdischen Forschungseinrichtung »Hive« in die fiktive Stadt Racoon City verlagert wurde, waren gewisse Verschleißerscheinungen schon damals unverkennbar; wirkten manche Segmente leblos und austauschbar wie die Teile eines … nun ja, eines Videospiels eben. Infolgedessen entschied man sich mit der zweiten Fortsetzung, Resident Evil: Extinction (2007) die Karten neu zu mischen und den Kampf zwischen der Protagonistin und künstlich erschaffenen Killermaschine Alice (Milla Jovovich) und der omnipotenten Umbrella-Corporation (Alice’ Erschaffern) auf globale Ebene zu verlagern, sprich: den T-Virus, der aus Menschen untote Kannibalen werden lässt, über die ganze Erde zu verbreiten.

Klingt gut und wäre es auch bestimmt geworden, hätte »Extinction« nicht unter einem miserablen Drehbuch so wie unter der Regie eines gewissen Russell Mulcahy gelitten, der einstmals mit Highlander (1986) Filmgeschichte schrieb, seitdem aber leider der Topform von einst hinterher jagt. Das Resultat: eine spannungsarme Zombiehatz inmitten als solcher auszumachender Wüstenkulissen sowie eine übermäßige Fokussierung auf die physischen Reize der Hauptdarstellerin. Durchaus mit einer gewissen Routine inszeniert, aber mindestens genauso einfallslos. Doch fand auch dieser Film wieder sein Publikum – und dank des weit offen stehenden Hintertürchens, welches eine Fortsetzung plausibel erschienen ließ, begannen im September 2009 die Dreharbeiten von Resident Evil: Afterlife, erneut unter Paul W. S. Anderson, der neben der Regie zudem das Drehbuch verfasste und mitproduzierte.

 

Wir erinnern uns: Der T-Virus aus den Labors der Umbrella Corporation hat den überwiegenden Teil der Bevölkerung in Lebende Tote verwandelt. Jene, die überlebt hatten, sehen sich einem nicht enden wollenden Kampf gegen die menschlichen Mutationen wieder. Doch trotz des globalen Holocausts denkt Umbrella nicht daran, die Forschungen einzustellen; weit gefehlt. Unter der Aufsicht des gleichermaßen wahnsinnigen wie skrupellosen Albert Wesker (Shawn Roberts) wird unter den Straßen der menschenleeren und zerstörten japanischen Hauptstadt Tokio weiterhin emsig an neuen Biowaffen gebastelt. Bis Umbrellas beste Kreation den Trakt stürmt. Doch Alice ist nicht alleine: gemeinsam mit einer Heerschar ihrer eigenen Klone gelingt es ihr, den asiatischen »Hive« dem Erdboden gleich zu machen. Doch der Preis ist hoch, schafft es Wesker schlussendlich, ihr dank eines Gegenmittels die erworbenen Fähigkeiten zu rauben, bevor er die Flucht ergreift. Zurück bleibt eine ganz normale Frau – und Weskers Abschiedsgeschenk. Doch Alice kann der Zerstörung Tokyos entkommen. Sie entscheidet sich, zurück ins frühere Nordamerika zu fliegen – genauer gesagt nach Alaska. Dorthin wollten nämlich auch ihre einstigen Mitstreiter fliehen.

Angekommen, erwartet sie schon die nächste Enttäuschung: die besagte Enklave entpuppt sich als verwaist und menschenleer – beinahe zumindest. Alice’ einstige Mitstreiterin, die resolute Claire Redfield (Ali Larter) ist das einzige Lebewesen, das ihr begegnet – und scheint jeden Funken Menschlichkeit verloren zu haben. Stattdessen hat sie sich in ein rasendes, außer Kontrolle geratenes Ungetüm verwandelt und stürzt sich auf ihre einstige Kameradin. Doch Alice hat Glück und kann sie überrumpeln. Dabei entdeckt sie einen sonderbaren, spinnenförmigen Sender, der auf Claires’ Oberkörper angebracht wurde. Eine heimtückische Hinterlassenschaft der Umbrella Corporation? Zusammen mit der wieder genesenen Claire bricht sie auf gen Süden; einem Funksignal folgend, der scheinbar aus der Region um Los Angeles stammt. Während des Überflugs über die einstige Millionenmetropole entdecken die beiden Frauen auf dem Dach eines früheren Hochsicherheitstraktes einen Hilfespruch sowie mehrere Überlebende. Ob man ihr dort womöglich Genaueres über das geheimnisvolle »Arcadia« sagen kann? Man kann. »Arcadia«, so stellt sich heraus, ist kein Ort, sondern vielmehr ein vor L.A. geankerter Frachter. Doch wie soll Alice den Ursprung des Signals erreichen – mit einem kaputten Flugzeug und umlagert von Tausenden Zombies? Als die Horden kurze Zeit später schließlich den Trakt stürmen können, scheint alles aus zu sein …

 

Ganz ehrlich: nach dem bescheidenen Ausflug in die Wüste, waren meine Erwartungen an den vierten Teil der Serie doch eher gering – und dass Anderson den Film (zumindest in der Kinofassung) zusätzlich in 3D konvertiert hatte, machte es auch nicht gerade besser. Nahm doch besagtes Stilmittel bislang ausschließlich die Rolle eines visuellen Prügelknaben ein; ein Sündenbock, der mittels des visuellen Aha-Effekts die Unzulänglichkeiten der Geschichte kaschieren sollte. Umso erfreulicher daher auch die Tatsache, dass sich »Resident Evil: Afterlife« wieder auf die Stärken des ersten Teils besinnt, wenngleich mit Abstrichen. Abstriche? Genau. Denn gerade bei diesem Franchise sollte mit ganz bestimmten Erwartungshaltungen herangegangen werden. Wer einen schlüssigen, überraschenden und außerdem originellen Beitrag zu dem weiterhin um sich grassierenden Zombiefieber erwartet, der suche sich vielleicht einen anderen Film aus. Wer kurzweilige und – ganz besonders – stylishe Unterhaltung sucht und seine grauen Zellen nicht allzu sehr bemühen möchte, der dürfte hier goldrichtig sein.

Wobei besagte Attribute – kurzweilig, stylish, TRIVIAL – keineswegs ausschließlich negativ gemeint sind. Das Paul W. S. Anderson wohl niemals mehr zu einem begnadeten Storyteller entwickeln wird, dürften wohl nur die allerwenigsten bezweifeln. Mit Grauen denken wir an Alien vs. Predator (2004) zurück … Allerdings weiß er, wie ein Film funktioniert – und innerhalb seiner eigenen Restriktionen hat Anderson wirklich dazugelernt. »Resident Evil: Afterlife« ist der beste Beweis – und mehr. Man spürt, dass sich Anderson bei den Dreharbeiten richtig wohlgefühlt haben muss, auch wenn seine offenkundigen Anleihen bei Matrix irgendwann ein wenig nerven können. Dafür entschädigen jedoch vornehmlich großartige, stellenweise sogar spektakuläre Spezialeffekte, die auf der Blu Ray einfach überwältigend wirken; ein Fest für die Augen! Auch in 2D. Gleiches muss man einfach auch über die opulenten Set-Designs gesagt werden, bei denen zwar sicherlich weniger der Zweck als der Stil im Vordergrund stand, die aber durchaus dazu bewegen können, den Pausenknopf der Kontrolle zu drücken; einfach nur, um zu sehen, was da geleistet wurde. Apropos „leisten“: Offenbar haben die Maskenbildner während der Produktion ordentlich Überstunden geschoben, um den Heerscharen der Zombies den entsprechenden Look zu verpassen. Es ist ihnen gelungen. So überzeugende Arbeit innerhalb des Genres hat man zumindest schon lange nicht mehr gesehen – und erst recht nicht innerhalb der Serie. Das ferner der Gore- und Blutlevel ordentlich angehoben wurde, ist die nächste Überraschung. Es wird geköpft, gebissen und amputiert bis … nun ja, bis der Arzt kommt, um das alte Sprichwort zu bemühen. Eine FSK 18-Einstufung wäre jedenfalls völlig in Ordnung gewesen – fand aber nicht statt. Nein, »Afterlife« ist tatsächlich ab 16 Jahren freigegeben worden – und das auch noch absolut ungeschnitten! Ob der Name Eichinger einige Türen hat öffnen können …?

Doch warum beschweren? Sind wir doch froh, dass es der Film in seiner Gänze geschafft hat. Erfreuen wir uns an 96 Minuten Hochglanz-Kintop auf hohem Niveau und kurzweiliger Action; an der Action-Heroine Milla Jovovich, die es zwar ihrem Ehemann und Regisseur Anderson gleich macht und demzufolge nur mit einem überschaubaren Arsenal an Expressionen arbeiten kann, aber ebenfalls innerhalb ihrer Grenzen das Beste aus sich herausholt. Schlechter Nährboden für die bereits angesetzte Fortsetzung ist »Afterlife« gewiss nicht geworden – sofern man weiß, was man zu erwarten hat.

 

Fazit:

Stylish, cool, rasant, kurzweilig – nach dem ersten Teil dürfte »Resident Evil: Afterlife« wohl die Silbermedaille entgegennehmen; für den Gehalt an Blut und abgetrennten Körperteilen gibt’s auf jeden Fall Gold. Darum Hirn ausschalten, Disc einlegen und die Achterbahnfahrt genießen! Hochglanz-Survivalhorror hat wohl niemals so cool und gut ausgesehen wie hier. Und auf keinen Fall den Abspann ausschalten!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202412020912397a605eaf
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BR:

Resident Evil: Afterlife

Originaltitel: Resident Evil: Afterlife

D/GB/USA/KAN 2010

Regie: Paul W. S. Anderson

Format: Widescreen

Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)

Bildseitenformat: 16:9 - 2.40:1

Umfang: 1 BR

FSK: 16

Paramount Home Entertainment, 10. März 2011

Spieldauer: 97 Minuten

 

ASIN: B0043XYXLC

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Milla Jovovich

Ali Larter

Wentworth Miller

Sienna Guillory

Shawn Roberts

Spencer Locke

Boris Kodjoe

Kim Coates


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Erstellt: 02.04.2011, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 11690