Ripper Street, Staffel 1 (DVD; TV-Serie; FSK 16)
 
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Ripper Street, Staffel 1

Rezension von Christel Scheja

 

Die Briten sind in den letzten Jahren dafür bekannt, geworden, nicht nur außergewöhnliche Dokumentationen sondern auch Serien zu erschaffen, die weit über die Grenzen ihres Landes bekannt werden. Vor allem bei den Krimiserien sind sie unübertroffen, Titel zu schaffen, die einem im Gedächtnis bleiben, weil sie durch Idee und Machart aus der Masse herausstechen. „Ripper Street“ kann man getrost zu diesen Exemplaren zählen.

 

Noch immer wirken die Ereignisse des Jahres 1888 in London nach. Zwar hat die Mordserie von „Jack the Ripper“ ein jähes Ende gefunden, aber weil der Täter niemals gefunden wurde, bleibt die Frage offen, ob dieser Mann nicht wieder damit beginnt, grausame Taten zu begehen.

Die „H-Division“, die das Londoner Eastend und den Stadtteil Whitechapel betreut, bekommt dies besonders zu spüren. Inspector Edmund Reid versucht Ruhe zu bewahren, auch wenn er versteht, warum Chief-Inspector Abberline bei jedem Mord, der dem des Rippers ähnelt, gleich rot sieht und fanatisch nach dem Schuldigen sucht.

Doch er ist eher ein Mann der Logik und sucht erst einmal nach handfesten Bewesen, ehe er er ein Urteil ausspricht. In einer so rauen und brutalen Zeit wie dem ausgehenden 19. Jahrhundert braucht er aber auch einen Mann an seiner Seite, der sich mit Gewalt auskennt und sie gezielt einzusetzen weiß. Sergeant Drake hat in mehreren Kriegen für das Vaterland gedient und nichts von dem vergessen, was er dort erlebt hat. Zudem weiß er, was Gehorsam ist.

Dritter im Bunde ist Homer Jackson, ein amerikanischer Arzt und Forensiker, der mit modernen wissenschaftlichen Methoden Hinweise entdeckt, die jeder andere übersieht. Aber auch er hat seine Geheimnisse und es bleibt fraglich, ob ihm Reid jederzeit trauen kann.

Gemeinsam stellen sie sich Verbrechen, die so ungewöhnlich wie fremdartig sind und die Gesellschaft Londons genau so schwer erschüttern könnten, wie die Morde des Rippers. Es scheint anfangs so, als sei er wieder zurückgekehrt, denn die Frauenleichen, die überraschend auftauchen, zeigen nur all zu vertraute Spuren. Aber etwas ist anders und diesen Hinweisen nachgehend geraten Reid und seine Leute an eine erschreckend neue Spielart der Lust, die auch vor Menschenleben nicht halt macht. Dann soll ein halbwüchsiger Junge für die Verbrechen anderer herhalten und am Galgen sterben – für einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Doch er weigert sich, auszusagen – fragt sich nur warum ...

Dann brechen plötzlich viele Menschen mit Vergiftungserscheinungen zusammen. Ist die Cholera in die Stadt zurückgekehrt und droht eine Epidemie auszubrechen? Fieberhaft suchen der Inspektor und seine Helfer nach Spuren, ehe Massenpanik ausbricht. Und schließlich werden immer wieder Juweliere und andere wohlhabende Geschäftsleute überfallen – doch die Täter stehlen nichts. Ausgerechnet Sergeant Drake ist mehr in die Angelegenheit verwickelt als er ahnt.

 

Der Missbrauch von behinderten Mädchen, Frauenhandel, mit Anzeigen in die Wege geleitet, Attentate, die von ausländischen Mächten inszeniert werden, um die öffentliche Ordnung noch mehr zu erschüttert, Snuff-Pornographie ... dies sind nur einige der allzu modernen Themen, die man eher in Thrillern, die in der Jetztzeit spielen, erwarten würde, aber nicht in einer Krimigeschichte, die gegen Ende des viktorianischen Zeitalters spielen.

Aber gerade das macht den Reiz von „Ripper Street“ aus.

Auf der einen Seite trifft der Zuschauer auf eine verkrustete konservative Gesellschaft mit klaren Vorstellungen, was die Rollenverteilung zwischen Arm und Reich, Mann und Frau, Arbeiter und Firmenbesitzer betrifft. So wird zum Beispiel nicht akzeptiert, dass eine Frau die Kenntnisse eines Ingenieurs haben und die Entwicklungen für ihren Mann voran getrieben haben kann.

Viele der anderen Frauen, die in der Serie auftreten, sind in eher typischen Rollen zu finden, was sie aber nicht daran hindert aktiv zu werden. So hat Reids Frau ein Frauenhaus gegründet, um den Tod der eigenen Tochter zu verarbeiten. Der Inspektor bekommt es immer wieder mit einer eigenwilligen Jüdin zu tun, die ein Waisenhaus leitet, mit dem sie Straßenkindern ein besseres Leben ermöglichen möchte. Und auch Susan, die Besitzerin eines Bordells stellt für ihre Mädchen Regeln auf, die zu ihrem Schutz da sein sollen und nicht nur, um sie auszubeuten.

Auf der anderen Seite erweisen sich die Fälle als bisher noch nie da gewesen – als hätte Jack the Ripper andere dazu angestiftet, Taten zu begehen, die bisher unerhört waren, man denke nur an die Ideen der Snuff-Pornographen, die mit allerneusten Medien arbeiten, die gerade einmal Jahrmarktsattraktion sein sollen oder derjenige, der dafür sorgt, dass so viele Menschen durch eine Vergiftung sterben.

Die Ermittler rasseln auch oft mit ihren Weltanschauungen aneinander. Während Sergeant Drake bewusst die alte und harte Schule vertritt, die jeden Verdächtigen gleich als Schuldigen sieht und keine Probleme damit hat, ein Geständnis aus ihnen heraus zu prügeln, achtet Edmund Reid mehr auf seinen Instinkt und geht erst einmal den kleinsten Hinweisen nach. Zwar ist er als Kind seiner Zeit auch der Gewalt nicht ganz abgeneigt, aber er nutzt lieber seinen Verstand und Tricks, um auf die Wahrheit zu kommen und urteilt erst danach.

Deshalb gibt er auch Hamilton eine Chance, nutzt die Kenntnisse und Fähigkeiten des Amerikaners für sich, nimmt dafür aber auch in Kauf, dass er den ehemaligen Pinkerton-Detektiv gelegentlich schützen und mit seinem uneinschätzbaren Verhalten leben muss, da dieser keine Anstalten macht, sich für eine Seite zu entscheiden.

Dazu kommt eine stimmige Atmosphäre. Man fühlt sich schon allein durch die Kulissen und Kostüme in das schmutzige Londoner Eastend des ausgehenden 19. Jahrhunderts versetzt. Auch die Sprechweise der niederen Schichten bleibt derb und grob, viele Dialekte mischen sich, was vor allem im Original sehr schön zu hören ist.

Die Geschichten entwickeln sich auf mehreren Ebenen und erlauben so immer wieder überraschende Wendungen, die mögliche Vermutungen schnell über den Haufen werfen. So sind die einzelnen Episoden von Anfang bis Ende spannend und kurzweilig.

Allerdings ist die FSK-Freigabe auch nicht zu niedrig gewählt, denn die Menschen dieser Zeit und an diesem Ort sind nicht gerade zartbesaitet und weit von der gepflegten Konversation und den leisen Tönen der Salons der besseren Gesellschaft, die man in Kostüm-Serien aus der gleichen Epoche zu sehen bekommt, weit entfernt.

Was bleibt ist eine Krimi-Serie die unter die Haut geht und nicht nur durch ihre intelligenten, ungewöhnlichen Fälle, sondern auch durch die intensive Atmosphäre überzeugt, die einen direkt in das viktorianische Zeitalter versetzt. Dazu kommen vielschichtige Hauptfiguren mit Ecken und Kanten, deren Schicksal und Vergangenheit auch oftmals genug Grund liefert, etwas gegen das Verbrechen zu unternehmen.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, die Extras halten sich mit einem Making-of leider etwas in Grenzen, aber auch durch dieses erhält man zumindest einen kleinen Einblick in die Intention der Macher.

 

 

Fazit:

 

Wer ungewöhnliche und innovative Krimiserien sucht, die aus dem Rahmen fallen, sei es durch Ausstattung oder Inhalte oder beides, der kann getrost zu „Ripper Street“ greifen, denn die Serie erzählt neben spannenden und dramatischen Fällen auch noch von einer Zeit, in der die Welt im Umbruch war, zeigt das viktorianische Zeitalter von einer anderen Seite, als man diese normalerweise zu sehen bekommt.

 

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DVD:

Ripper Street, Staffel 1

Ripper Street, GB 2012

Regisseur(e): Tom Shankland

Sprache: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1 , RC 2

Anzahl Disks: 3

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: Polyband/WVG

Erscheinungstermin: 28. Februar 2014

Produktionsjahr: 2012

Spieldauer: 400 Minuten

ASIN: B00GWXEW1W

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:

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  • Matthew MacFayden

  • Jerome Flynn

  • Adam Rothenberg

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202412030018101f7755fe
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Erstellt: 10.03.2014, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 13465