Romeo x Juliet, Vol. 02 (DVD)
Filmkritik von Christel Scheja
Die tragische Liebesgeschichte von „Romeo und Julia“, deren verzweifelte Liebe keine Zukunft hat, weil ihre Familien sich bis aufs Blut hassen, benutzt ein zeitloses Motiv, das immer wieder gerne verwendet wird. Aber erst William Shakespeare hat es durch sein Stück unsterblich gemacht.
Die 24-teilige japanische Anime-Fernsehserie „Romeo x Juliet“ aus dem Jahr 2007 benutzt zwar einige wesentliche Elemente – die Ausgangssituation, die Namen und das Ambiente eines italienischen Stadtstaates der Hochrenaissance - aus der tragischen Romanze, nimmt sich aber sehr viele Freiheiten in der Ausgestaltung der eigentlichen Geschichte.
Nun ist die zweite der insgesamt sechs DVD’s erschienen, auf der die Folgen 5-8 von 24 zu finden sind.
Vor gut vierzehn Jahren stürzte der machtgierige Fürst Montague in einer nächtlichen Aktion die Familie der Capulets vom Thron und ermordete alle Mitglieder der Familie bis auf die jüngste Tochter des damaligen Duce. Die kleine Juliet konnte von Getreuen noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.
Seitdem lässt Montague im Geheimen nach dem Mädchen suchen. Nach außen hin sichert er sich die Macht durch kompromissloses und brutales Vorgehen. Vor allem die einfache Stadtbevölkerung bekommt das zu spüren. Trotzdem geben die meisten ihre Hoffnung nicht auf und träumen von einer Zukunft, in der wieder ein gerechterer und freundlicherer Herrscher an die Macht kommt.
Indessen wächst die kleine Juliet als Junge Odin verkleidet im Schutz eines Theaters in der Unterstadt heran. Auch wenn es ihr gut geht, kann sie die Ungerechtigkeit nicht ertragen und schlüpft als Teenager schließlich in das Kostüm und die Gestalt des „Roten Wirbelwinds“ um immer dann einzuschreiten, wenn die Wachen des Montagues den Menschen Unrecht antun.
Einmal rettet ihr dabei ein junger Mann auf einem geflügelten Pferd das Leben, den sie nur kurze Zeit später wieder sehen soll. Juliet verliebt sich ihn, bevor sie erfährt, dass ihr Retter kein anderer ist als Romeo, der Sohn des Duce und designierte Erbe.
Sie gerät in einen Gewissenskonflikt, als die Menschen, die sie aufgezogen haben schließlich enthüllen, wer sie eigentlich ist, denn darf und kann sie einen Mann lieben, dessen Familie die ihre getötet hat? Und könnte Romeo nicht genau so sein oder werden wenn sein Vater, wenn seine Interessen bedroht werden?
Doch schon bald überschatten andere Sorgen diese Gedanken. Montague hat genug vom Eingreifen des „Roten Wirbelwinds“ und drangsaliert die Bevölkerung, um den Rebellen aus den Schatten zu locken. Er verhängt das Kriegsrecht über die Stadt und schickt seine Spitzel aus. Schließlich sollen sogar unschuldige Menschen für ihn sterben. Juliet ist bereit, sich zu opfern, doch ein anderer, dem niemand das zugetraut hat, tritt an ihre Stelle. Denn die junge Capulet muss weiterleben um Neo-Verona eine Hoffnung zu geben.
Derweil lernt auch Romeo die düsteren Seiten seines Vaters kennen und erlebt eine grausame Machtdemonstration im Rat mit, die auch seinen besten Freund betrifft. Benvolio wird wie der Rest seiner Familie aus der Stadt verbannt.
Und der junge Mann selbst soll eine Vernunftehe mit einem Mädchen aus einer einflussreichen Familie eingehen. Doch bevor es so weit ist, begreift auch er, wer die Frau, die er wirklich liebt eigentlich ist, was auch in ihm Verzweiflung auslöst.
Und schließlich taucht auch noch ein Fremder auf, der seine eigenen Spiele zu spielen scheint. Wer aber ist der mysteriöse Thibaud?
Nun, wo das das Setting und die Ausgangsituation bereits vorgestellt wurden, beginnen die Figuren zu handeln. Die Folgen der bereits geschilderten Ereignisse werden konsequent weiter geführt und Montague zeigt nun deutlich, wozu er fähig ist – das merkt man an dem Kriegsrecht und der zunehmenden Bespitzlung der Bevölkerung. Und nicht einmal mehr der Adel kann sich sicher sein – wie er an der Familie des Bürgermeisters demonstriert.
Nun beginnt auch der Träumer Romeo aufzuwachen und innerlich aufzubegehren. Auch wenn er sich noch nicht offen gegen seinen Vater stellt.
Dafür muss sich Juliet in ihren Aktivitäten etwas zurück nehmen, da sie sonst sich und ihre Freunde in tödliche Gefahr bringt.
Humorvolle Szenen gibt es weniger – dafür dominiert eine ebenso bedrohliche wie bedrückende Stimmung, die nicht einmal während Festen wirklich verschwindet. Die Situation spitzt sich zu und Romeo bekommt in Thibaud einen ernsthaften Rivalen wenn es um Juliet geht.
Der Anime legt bei der Entwicklung der Saga ein angenehmes Tempo vor. Die einzelnen Elemente der Story bleiben weiterhin gut durchmischt, auch der Humor kommt nicht zu kurz, obwohl er in diesen Folgen stark zurückgenommen wird. Action gibt sich mit einigen romantischen Szenen, einem düsteren Bedrohungen und ungelösten Geheimnissen die Hand. Da stört es ebenfalls nicht, wenn viele der Nebenfiguren recht einfach gestrickt sind und hin und wieder auch Klischees bedient werden. Denn diese gehören einfach zu der abwechslungsreichen Handlung.
Sinnfreie Action und Anachronismen sucht man hier vergebens, denn alles ist sorgfältig aufeinander abgestimmt, hat Hand und Fuß.
Die Umsetzung ist von hoher Qualität: Die Hintergründe sind sehr detailreich und haben Tiefe, die Bewegungen der Figuren sind fließend und die Animation auch sonst auf der Höhe ihrer Zeit. Man kann auch in diesen Folgen wieder in wunderschönen Stimmungsbildern schwelgen, die eine märchenhafte Renaissance wiedergeben. Und die fantastischen Elemente wie die fliegenden Pferde fügen sich nahtlos in die Saga mit ein.
Auch die zweite DVD von „Romeo x Juliet“ ist für alle Fantasy-Fans ein Muss, die nicht nur sinnfreie Action schätzen, sondern vor allem eine abwechslungsreiche und intelligente Abenteuergeschichte mit liebevoll gezeichnetem Ambiente und einem Schuss Romantik sehen wollen.
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