Romeo x Juliet, Vol. 04 (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Mit der vierten DVD biegt die japanische Anime-Serie „Romeo x Juliet“ aus dem Jahr 2007 langsam auf die Zielgerade ein, auch wenn man sich sicher sein darf, dass auf die beiden Liebenden und ihre Freunde noch so manche Hürde wartet, bis sie endlich der Gerechtigkeit und Liebe zu einem bittersüßen Sieg verhelfen können.

Die Saga bedient sich zwar einiger Elemente aus der tragischen Liebesgeschichte von William Shakespeare und des Ambientes der italienischen Renaissance aber die Geschichte selbst nimmt eine andere Wendung, denn es geht in erster Linie um den Freiheitskampf gegen den Tyrannen Fürst Montague, der die Macht vor vierzehn Jahren durch eine grausame Bluttat an sich riss.

Nur das Gerücht, dass einer aus der Familie des Fürsten Capulet überlebt habe, gibt vielen Menschen noch Hoffnung. Tatsächlich ist die kleine Julia von Getreuen gerettet und als Junge verkleidet in einem Theater aufgewachsen. Auch als sie noch nicht wusste, wer sie war, hat sie bereits gegen Unrecht und Willkür gekämpft und ist als „Roter Wirbelwind“ verkleidet durch die Straßen gezogen.

 

Doch nun kennt sie ihre Verantwortung und ihr Erbe und ist fest dazu entschlossen, zusammen mit den anderen die Herrschaft des Tyrannen zu beenden, der seinen Würgegriff nun immer mehr um die Stadt schließt und aus furcht vor einer Rebellion jeden der gegen ihn spricht aus nichtigen Gründen verhaften, einsperren und sogar hinrichten lässt.

Allerdings hat sie ihr Vorhaben nicht davon abgehalten, sich ausgerechnet in den Sohn ihres Feindes zu verlieben – in Romeo Montague. Doch sie spürt schon früh, dass der junge Mann anders ist als sein Vater.

Nun haben die Verschwörer durch Verrat einen schweren Rückschlag erlitten, denn ein Mann, der sich recht überzeugend als Befürworter des Umsturzes ausgegeben hat, führt Truppen des Fürsten zu dem Versteck. Bei dem Angriff rettet der geheimnisvolle Tybalt in letzter Sekunde Juliet und bringt sie in Sicherheit. Die anderen verlieren zum Teil ihr Leben oder werden in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Der Zufall – oder glückliche Fügung - will es, dass Juliet wieder auf Romeo trifft. Da die beiden glauben, das ohnehin alles verloren ist, fliehen sie aus der Stadt. Doch schon bald werden sie erkannt und gefangen genommen.

So steht Juliet schließlich ihrem ärgsten Feind und dem Mörder ihrer Familie – Fürst Montague – erstmals Auge in Auge gegenüber und erschreckt ihn durch ihre innere Stärke. Das Mädchen ist bereit, sich Tod und Folter zu stellen und zeigt ihm auch, dass sie vor dem Tyrannen keine Angst hat. Der aber will sie öffentlich hinrichten lassen.

Ehe es dazu kommt, eilen jedoch zwei Freunde zur Rettung, die Juliet verloren geglaubt hat – Curio und Francisco. In einer halsbrecherischen Aktion dringen sie in den Palast und den Kerker ein, doch die Schergen des Fürsten sind übermächtig. Da erhalten sie von überraschender Seite Hilfe – denn nicht nur Romeo, auch noch eine bisher recht zurückhaltende aber urtümliche Macht die Neo-Verona innewohnt unterstützt die Fliehenden. Während sich Juliet mit ihren Getreuen auf ein abgeschiedenes Herrenhaus auf dem Land zurückzieht, beschließt Montague seinen Sohn zur Strafe in ein Bergwerk zu schicken. Er darf nicht eher zurück kehren, bis er den dortigen Ertrag verdoppelt hat.

Das ist leichter gesagt als getan, denn Romeo muss sich dort erstmals dem wenig schmeichelhaften Bild stellen, die das Volk von seinem Vater und damit auch von ihm hat. Er kann seine Augen nicht länger vor der Wahrheit verschließen. Fürst Montague ist ein grausamer und brutaler Tyrann. Und nun ist es an ihm, zu beweisen, das nicht alle Montagues ein Herz ohne Gefühle und Skrupel hat...

 

Wie zu erwarten war, bleibt Juliet nicht lange die Gefangene von Montague – aber allein schon die Flucht aus dem Fürstenpalast zeigt, dass es mehr Kräfte in Neo-Verona gibt, die auf der Seite der Idealisten sind, die von einer besseren Welt träumen und ein reines Herz haben. Vermutlich wird das auch im Showdown noch einmal eine entsprechende Rolle besitzen. Diesmal steht jedoch Romeo mehr im Fokus der Folgen.

Nachdem in den letzten Episoden Juliet sehr schmerzhafte Lektionen lernen musste, ist nun er an der Reihe, die Wahrheit über sich und seine Familie zu erkennen und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen, ohne seine eigenen Ideale zu verleugnen.

Indes lernt Juliet auch noch Hermione kennen – die Edeldame, die Romeo eigentlich heiraten soll – und ihn offensichtlich genau so liebt sie. Das macht einiges noch viel schwerer.

Die Folgen sparen jedenfalls nicht mit Action und dramatischen Situationen – gerade in den ersten beiden Episoden passiert einiges, was den Zuschauer nicht inhaltlich die Luft anhalten lässt. Bedauerlich ist nur, dass es einen kleinen Anachronismus gibt – der Verwalter des Landhauses ist eher wie ein Lakai des neunzehnten als des sechzehnten Jahrhunderts gekleidet.

Auch wenn sie nicht kämpfen müssen, sondern sich auch einmal erholen können, werden die Hauptfiguren dazu gezwungen, sich weiter zu entwickeln, während man Montague anmerkt, dass er immer weniger damit zufriedne ist, wie die Dinge aus dem Ruder laufen. Aber gerade das verfinstert seinen Charakter.

Erneut weiß die Qualität der Hintergründe durch ihren Detailreichtum zu gefallen auch die Bewegungen der Figuren und der Faltenwurf sind fließend.

 

Alles in allem bietet die Serie „Romeo x Juliet“ auch weiterhin eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte mit einem ordentlichen Schuss Romantik, dramatischem Abenteuer und wunderschönen Stimmungsbildern. Deshalb gilt auch für die vierte DVD: Wer Fantasy mit mehr als sinnfreier Action mag, sollte hier ruhig zugreifen, er wird es nicht bereuen.

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