Rezension von Christel Scheja
Die Macher britischer Krimiserien müssen sich schon einiges einfallen lassen um neue Variationen der altbekannten Geschichten um Verbrechen und ihre Aufklärung zu erzählen. Auch Michael Crompton stand vor dem schwierigen Problem, den Zuschauern etwas ganz neues zu bieten und so bei der Stange zu halten. So besitzt „Safe House“ einen ungewöhnlichen Ansatz.
Robert Haleford hat sich nach dem traumatischen letzten Einsatz, bei dem er nicht nur angeschossen wurde, sondern auch eine Zeugin den Tod fand, zusammen mit seiner Frau an einen einsamen See in Nordengland zurückgezogen, um die Erlebnisse zu verarbeiten und wieder zu sich zu finden. Dennoch zieht er sich immer mehr in sich zurück, selbst seine Frau Katy findet nur selten Zugang zu ihm, obwohl die beiden angefangen haben, ein Hotel zu leiten.
Das beschauliche und ruhige Leben Leben wird auf den Kopf gestellt, als Roberts ehemaliger Kollege Mark bei ihm auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Die Familie eines Gefängniswärters ist in Lebensgefahr, da es offensichtlich ein entflohener Verbrecher auf sie abgesehen hat und dem es benahe gelungen wäre, den kleinen Sohn der Familie Blackwell zu entführen.
Der ehemalige Polizist lässt sich dazu überreden, aus dem Hotel ein Safe House zu machen, in dem wichtige Zeugen eine Weile Schutz finden können.
Doch schon bald muss er feststellen, dass nicht nur sein einstiger Kollege Geheimnisse vor ihm hatte, sondern auch die Familie so einiges vor ihm verbirgt. Je mehr er der Wahrheit auf die Spur kommt, desto deutlicher wird, dass der ganze Fall auch mit seinem eigenen Leben und seinem Trauma zu tun hat.
Mit einem sehr spannenden Auftakt wird der Zuschauer in die Geschichte gezogen. Gerade in den ersten beiden Episoden sind die Informationen so gut verteilt, dass man neugierig am Ball bleibt und unbedingt wissen will, wie es weiter geht.
Gerade weil nichts so ist, wie es scheint wartet man gespannt auf die nächste Enthüllung. Das wirft nach und nach auch ein ganz anderes Licht auf den Verfolger, der auf der Jagd nach der Familie Blackwell absolut keine Skrupel hat, sich den Weg frei zu stechen.
In der zweiten Hälfte der Staffel geht der positive Eindruck allerdings nach und nach immer mehr verloren, denn die Handlung bedient sich nun immer mehr vertrauter Handlungsmuster und Klischees gerät dadurch in eingefahrene Bahnen, die die Spannung kontinuerlich sinken lassen. Gerade erfahrene Zuschauer werden bald alles vorhersehen können.
Da können auch Christopher Eccleston und die anderen Schauspieler nicht viel dran ändern. Ersterer verkörpert den gebrochenen und seelische angeschlagenen Polizisten glaubwürdig und intensiv, die anderen tauchen auch gekonnt in ihre Rollen ein und machen die zerrissenen Persönlichkeiten lebendig, aber auch hier weiß man bald, wie durchschaubar die Leute sind.
Der Cliffhanger der Staffel ist eine Sache für sich, einerseits hat man ihn nicht kommen sehen, andererseits wirkt der Aufbau auch eher misslungen und lässt den Zuschauer mit einer Mischung aus Enttäuschung und Ernüchterung zurück.
Großartig ist auch die gewählte Landschaft fängt sie doch gerade mit dem oft vorhandenen grauen Licht sehr gut die düstere und melancholische Stimmung in den Protagonisten ein, gelegentlich auch die Aggressivität, mit der sie um ihre Rechte kämpfen. Action sollte man allerdings nicht im großen Stil erwarten, die Serie gehört doch zu den etwas ruhigeren Geschichten, in denen mehr auf die Figuren und ihre Probleme, Ängste und Sorgen eingegangen wird.
Bild und Ton der DVD sind natürlich wie immer auf der Höhe der Zeit an Extras gibt es ein 12-minütiges „Making-Of“, so dass man durchaus zufrieden mit der Aufmachung sein kann.
Fazit:
„Safe House“ bietet einen spannenden Auftakt und gute Schauspieler, verliert allerdings zum Ende etwas an Spannung und Glaubwürdigkeit. Wer aber ruhige Krimis mit interessantem englischem Ambiente mag, sollte ruhig einen Blick riskieren.
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