Sakura Gari (Bd. 3)
 
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Sakura Gari, Band 3

Rezension von Christel Scheja

 

Nach mehr als einem Jahr erscheint endlich der Abschlussband von „Sakura Gari“. Es ist nicht nur eines der neueren Werke der fleißigen Mangaka, sondern auch eines, dass sich sehr erwachsen präsentiert und daher eine ältere Leserschicht als üblich anspricht, zumal sie sich diesmal auch in ein Genre wagt, in dem sie bisher noch nicht aktiv gewesen ist – der „Boys Love“. Allerdings bietet sie in ihrem historisch verankerten Werk mehr als nur eine romantische Geschichte.

 

Um sich das nötige Geld für sein Studium zu verdienen hat Masataka Tagami eine Stelle bei der Familie Saiki angenommen und arbeitet vor allem als Leibdiener für den jungen Hausherrn Souma.

In den letzten Monaten hat er allerdings eine Menge durchgemacht, da er sich mit Haut und Haar an den jungen Mann verkaufen musste um einen Bruder zu retten. Dabei bekommt er aber mit, dass die Gerüchte um die Familie Saiki und vor allem Souma einen wahren Kern haben könnten.

Er bekommt die düstere Seite des jungen Hausherrn ebenso deutlich zu spüren wie seine Leidenschaft. Dann begegnet er auch noch der verborgen auf dem Anwesen lebenden Sakurako und kommt in viel zu engem Kontakt mit dem intriganten Hausarzt der Familie, was in einer Brandkatastrophe endet.

Zudem enthüllt Sakurako ihr eigenes Geheimnis und löst damit eine weitere Kelle von Ereignissen aus, die nicht nur die wohlhabende Händerfamilie, sondern auch Masataka in den Untergang reißen könnte. Denn Souma fühlt sich jetzt gezwungen zu handeln und den Hausarzt aus dem Weg zu räumen, um nicht nur einen Mitwisser aus dem Weg zu räumen sondern auch mit seiner eigenen Familie abzuschließen. Er macht seinem Diener gegenüber deutlich, dass er ihn will.

Doch Masataka schreckt zurück und nutzt die erste Gelegenheit, zurück zu seiner Familie zu fliehen. Dort stellt er sehr schnell fest, dass er dort schon lange nicht mehr hinein gehört und weiß, dass ihm nur die Rückkehr zu den Saiki bleibt.

Inzwischen hat Souma die Zeit zum Nachdenken genutzt und tritt Masataka nun ganz anders gegenüber als vorher, so dass der junge Diener und angehende Student eine Überraschung erlebt ...

 

Wie schon in den anderen Bänden dreht es sich auch im Abschließenden nicht unbedingt um wahre Liebe, die romantisch und besonders tief empfunden wird, sondern um ganz andere Dinge, die näher an der Realität sind. Gerade nach den Ereignissen des letzten Bandes halten die Protagonisten inne. Vor allem Souma muss erkennen, dass er in all der Zeit nur die Nähe gesucht hat, die er durch die Machenschaften seiner Großmutter und seiner Stiefmutter nie wirklich erfahren hat. Nur einer anderen Person hat er in dieser frühen Phase seines Lebens Vertrauen und Liebe geschenkt, und diese hasst ihn heute – oder glaubt es zu tun.

Dadurch, dass Masataka erfährt, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, kann er zum Mittler und Heiler werden. Am Ende finden Souma und er für einen Moment Erfüllung – wenn auch nicht als Liebende, sondern als Menschen, die Nähe und Wärme suchen.

Der Manga endet bittersüß und lässt sehr nachdenklich zurück. Warum – das merkt man spätestens nach dem ausführlichen Kommentar der Künstlerin zu ihrer Geschichte. Sie selbst hat gemerkt, dass sie das Thema nur auf ihre eigene Weise und sehr ernst angehen konnte – und das hat sie auch getan.

Die Beziehung ist eher Nebensache – sie zeichnet ein interessantes Bild der Jahre, in denen viele Japaner immer noch nach ihrer Identität suchen und viele alte Werte und Regeln inzwischen vergessen sind. Kindesmisshandlung und – missbrauch werden ebenso angesprochen wie die Zwiespältigkeit der Gesellschaft, die sich nach außen hin modern und aufgeschlossen zeigt, von innen her aber sehr starke Zerfallserscheinungen aufweist.

Alles in allem findet die Geschichte ein würdiges Ende, das sich sehen lassen kann, vieles erklärt und nachvollziehbar macht, das in den ersten Bänden noch unverständlich erschien.

 

Damit ist „Sakura Gari“ vor allem für ältere Leser interessant, die eine komplexes und vielschichtiges Drama mit tiefgründigen Figuren schätzen, das sich zudem fernab der gängigen Genre-Klischees bewegt.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281123533bdbe40f
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Comic:

Sakura Gari, Band 3

Autorin & Künstlerin: Yuu Watase

Aus dem Japanischen von Burkhard Höfler

Sakura Gari Vol. 3, Japan 2010

Manga-Taschenbuch, 256 Seiten

Egmont Manga & Anime, 02/2011

ISBN-13: 3770473892

ISBN-13: 978-3770473892

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 20.04.2011, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 11732