Scherben einer Göttin (Herausgeberin: Bjela Schwenk)
 
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Scherben einer Göttin herausgegeben von Bjela Schwenk

Liliths verborgene Gesichter

 

Rezension von Christel Scheja

 

Die 1984 geborene Bjela Schwenk studierte Geschichte, Germanistik und kreatives Schreiben in Tübingen und Hanoi, arbeitete als Deutschlehrerin sogar zwei Jahre in Vietnam. Auch durch ihre vielen Reisen kam sie immer wieder mit verschiedenen Völkern in Berührung und ließ sich für ihre ersten Romane von diesen fremden Kulturen und deren Mythen inspirieren.

Dabei kam sie auch mit den Erzählungen um Lillith in Berührung, was den Anstoß für die hier vorliegende »Dark Fantasy« Anthologie Scherben einer Göttin – Lilliths verborgene Gesichter gab. Achtzehn Autor·innen haben sich zusammen gefunden, um ihre Ideen zum Leben zu erwecken.

 

Eine junge Frau, die sich durch die Geburt ihres Kindes von ihrem Mann entfremdet fühlt, sucht Hilfe bei einer alten Hexe – aber die Göttin fordert ihren Preis. Dann ist da die in Dunkelheit geborene Namrael, die sich gegen ihr Schicksal stellt und an die Oberfläche wagt, nur um vor eine neue Entscheidung gestellt zu werden.

Leila, die nicht länger das, ihr von den Männern aufgezwungene Mieder tragen will, dass nur das äußere Zeichen ihrer Unterjochung ist. Oder die junge Frau, die ihre Freundin zu einem Guru begleitet, nur um selbst durch Lillith erweckt zu werden. Und die strenggläubige junge Frau, der erst im Spiegel deutlich gemacht wird, dasss sie lieber einem anderen Weg folgen sollte …

 

Die Autorinnen und Autoren der Sammlung versuchen den verschiedenen Gesichtern Lilliths gerecht zu werden. Dabei spielt weniger der Anfang – die Erschaffung als erste Frau durch Gott und das Leben an Adams Seite – eine Rolle, als die bereits verdammte, gefallene oder befreite Frau, die je nach dem zur Göttin oder Dämonin wird.

Gelegentlich heben sie aber auch die Lillith in jeder Frau hervor – die, die nicht länger schweigt, wenn die Männer einmal wieder zeigen, wie sexistisch und chauvinistisch sie sind und ihnen gelegentlich auch heimzahlt, was sie ihr angetan haben.

Dann mag sie zwar den Frauen helfen, die sie um Hilfe bitten, aber das hat oft genug einen Preis, denn um der Macht willen hat Lillith tatsächlich die Liebe aufgegeben.

Andere Autoren wieder heben auch die heidnischen Aspekte der Göttin hervor, verlassen die Gefilde der christlich-jüdischen Mystik.

Es gibt also eine bunte Auswahl an Themen, so das keine Geschichte wirklich der anderen gleicht. Von den Gefilden der historischen Fantasy, die sich nur lose an irgendwelche irdischen Kulturen anlehnt, bewegt sich die Sammlung über das Mittelalter dann auch in die Moderne, sogar in eine nahe Zukunft.

Wirkliche Ausreißer nach unten gibt es nicht, denn alle Erzählungen sind flüssig erzählt und bekommen den Raum, den sie brauchen, sind nicht in ein enges Korsett an Zeichen gezwungen. Auch vom Aufbau her wissen alle zu überzeugen – sie sind fast alle spannend aufgebaut und logisch in sich geschlossen.

Auch inhaltlich wissen sie zu überzeugen, da die Ideen recht vielfältig sind – gerne auch einmal Mythen frei auslegen oder gar sehr unterschiedliche miteinander vermischen und jeder Leder mindestens einen, wenn nicht sogar mehrere Favoriten und einiges an Lieblingsstories für sich verbuchen kann.

 

Fazit:

Die »Dark Fantasy«-Anthologie »Scherben einer Göttin – Lilliths verborgene Gesichter« kann durch eine vielfältige und abwechslungsreiche Sammlung an Geschichten punkten, die sich quer durch alle phantastischen Genres bewegen und inhaltlich wie auch stilistisch mehr Facetten des Themas abdecken, als viele Leser vermuten. Zudem sind die Erzählungen auf hohem Niveau geschrieben und überzeugen durch ihre außergewöhnlichen Idee, die oft mit den gängigen Klischees brechen.

 

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Buch:

Scherben einer Göttin

Herausgeberin: Bjela Schwenk

Selbstverlag, 14. Juli 2022

Taschenbuch, 432 Seiten

Cover: Jesse Kilior

Illustrationen: Marco Geiger

 

ISBN-10: 3756232689

ISBN-13: 978-3756232680

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B0B5VC4Z4S

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Inhalt:

  • Lara Eliasch: Verwehte Strähnen

  • Saskia Rönspies: Schwingen der Rache

  • P. P. Hasler: Der Tempel der Ba’alat

  • J. Kilior: Namrael oder die Fabel vom Licht

  • Elin Nelier: Die Wahl

  • Olaf Raack: der Kardinal

  • Martina Volnhals: Liliths Töchter

  • Bjela Schwenk: Hinter den Spiegeln

  • Jon Barnis: Die Geächtete

  • Anke Becker: Erinnerungen

  • Serena Merian: Liliths Prüfung

  • Marco Geiger: Rotes Kintsugi

  • Blaenk Jones: Von Dämoninnen und Badezimmerspiegeln

  • V. Pophanken: Die Traumwandlerin

  • Allegra Bork: Play stupid Games, win stupid Prizes

  • Daniel Troha: Der Tod ist fort

  • Antje Bremer: Dämonenblut

  • Malte Aurich: Der Drache von al-Badr


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Erstellt: 06.10.2022, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 15:55, 21186