Sherlock Holmes - Die komplette erste Staffel (DVD)
Rezension von Carsten Kuhr
Wie kaum eine andere Gestalt – fiktiv wie real – hat der Mann mit der Pfeife, der Stradivari und dem Morphium die Filmemacher gereizt. Die Cineastischen Umsetzungen sind Legion, neben Spielfilmen wurden die Texte aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle auch immer wieder fürs Fernsehen adaptiert.
Die gelungenste Umsetzung, die in den 80er Jahren im Auftrag des Englischen Privatsenders ITV gedreht wurde hält sich dabei fast minutiös an die literarische Vorlage. Wie keine andere Umsetzung vorher oder seitdem sahen sich die Produzenten und Regisseure dem Text der Vorlage verpflichtet. Soweit irgend möglich wurde diese Punkt für Punkt umgesetzt. Insoweit war es ein wahrer Glücksfall, dass sie in dem britischen Charakterdarsteller Jeremy Brett einen kongenialen Sherlock Holmes fanden. »Brett spielt nicht den Meisterdetektiv, er ist es«, so die begeisterte Aussage vieler Holmesianer.
Nicht nur, dass Brett in die Fußstapfen von Basil Rathbone und Peter Cushing, die ehedem den Mann aus der Baker Street verkörperten tritt, er prägt ein neues, ein ultimatives Bild des genialen Ermittlers. Daneben wurden aber auch die Rollen des Doctor Watson (David Burke) und der Mrs. Hudson (Rosalie Williams) mit erfahrenen Bühnendarstellern besetzt, die ihren Gestalten nicht nur Leben sondern auch eigenständigen Charakter einhauchten. Die ganze Serie strahlt förmlich den Charme des typisch Englischen aus. Britisch unterkühlt, in fast jeder Situation beherrscht, immer ganz auf den guten Eindruck den man vermitteln will ausgerichtet wird uns das Bild einer Nation vermittelt, die sich auf dem Gipfel ihrer Macht befindet.
Während die ARD bei der deutschen Erstausstrahlung jeweils rund 5 Minuten kürzte, legt Koch Media die Staffel erstmals ungeschnitten vor. Die für das Deutsche Publikum bislang herausgeschnittenen Szenen, die sich mit Holmes Drogensucht befassten wurden mit Deutschen Untertiteln versehen. Sehr interessant auch, dass bei der Synchronisation des Textes versucht wurde, alle Anspielungen auf den Drogenkonsum Holmes´ zu überspielen, während der Englische Originalton das Thema ganz offen und ungezwungen anspricht. Für Jeden, der sein Schulenglisch ein wenig aufpolieren möchte sei der Englische Ton empfohlen. Die Schauspieler sprechen ein solch schönes, deutlichen Englisch, dass sich die Meisten hier schnell einfinden werden. Der Ton selbst – Mono im Dolby Digital 2.0 – und das digital überarbeitete Bild sorgen für, dem Alter der Serie entsprechend vorzüglichen Seh- und Hörgenuss.
Filmische Extras sucht man in den vier DVDs leider vergebens, allerdings hat man statt dessen ein immerhin 96 seitiges Buch in Deutscher Erstveröffentlichung mit in die Box einbinden lassen. Michael Cox erzählt darin Anekdoten und viel Wissenswertes über die Entstehung der Serie, die beteiligten Schauspieler und die Menschen im Hintergrund.
Insgesamt hat Koch Media wiederum eine rundum gelungene Box vorgelegt, die Holmesianer wie Krimifans gleichermaßen ansprechen wird.