Shin Megami Tensei: Persona 3 (Playstation 2)
 
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Shin Megami Tensei: Persona 3 (Playstation 2)

Rezension von Björn Backes

 

Die „Shin Megami Tensei“-Reihe gehört in Japan zu den beliebtesten RPG-Programmen für den Konsolenmarkt, weil sie eben nicht nur mit klassischen Fantasy-Szenarien und typisch rundenbasierten Strategieaufgaben aufwartet. Stattdessen bedient sich die Serie eines äußerst beliebten Themas, welches unter anderem auch in zahlreichen Mangas und Anime-Produktionen stets Verwendung findet, nämlich dem allgemeinen Treiben an der örtlichen Highschool.

 

Das Spiel:

 

Genau dort finden sich auch die Bediener des dritten Teils „Shin Megami Tensei: Persona 3“ wieder und sehen sich alsbald im Mittelpunkt einer realitätsnahen Echtzeitsimulation. Man bewältigt den Schulalltag, knüpft Kontakte, beteiligt sich an Lernprozessen und pflegt Beziehungen. Alles scheint ganz normal und unscheinbar, und so macht sich der Auftakt für den Helden, der gerade neu an der Schule ist, noch recht gut. Dann bleiben für ihn aber die Uhren für genau eine Stunde stehen. Zur Mitternacht bricht die Dark Hour an und versetzt ihn plötzlich in ein Dungeon voller Monster und feindlicher Kreaturen, die nur einem Zweck dienen: die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Also ist es nun am Protagonisten, Tag für Tag in die Zeitschleife zurückzukehren, derweil die Bekanntschaften zur Mithilfe zu begeistern, sich langsam durch den Tartarus Tower zu kämpfen und in mehr als 250 Etagen mit vielen neu entdeckten Kräften und Waffen gegen die neuen Feinde zu bestehen. Dies wäre ja noch erträglich, würden am nächsten Morgen nicht schon wieder die Schulglocken läuten…

 

Das Spielprinzip ist folglich ein wenig abgedreht und gerade vom hiesigen Verständnis für ein Rollenspiel alles andere als konventionell. Die richtige Action wartet nämlich nur in einer der 25 Stunden, die ein Tag in „Persona 3“ andauert, während man die übrigen Zeit nutzt, um die Umgebung näher kennen zu lernen, die Stadt zu erkunden oder einfach nur zu sehen, was in der Schule so alles vor sich geht – schließlich ist sie der zentrale Ort des Geschehens und verwandelt sich nachts auch erst in den Ort des Schreckens.

Diese Freizügigkeit macht das Gameplay natürlich zu einer äußerst interessanten, mitunter auch revolutionären Sache. Man hat keine konkrete Vorgaben, kann sich jederzeit frei bewegen und auch unbeeindruckt entscheiden, ob man überhaupt die Schule besucht oder allabendlich ins Dungeon einsteigt. Denn wie im richtigen Leben will auch hier die Kondition und das Durchhaltevermögen unseres Charakters berücksichtigt werden. Derjenige nämlich, der seine Kräfte in der Dark Hour zu sehr beansprucht, droht am nächsten Tag krank und erschöpft zu sein. Sollte man aber bewusst oder gezwungenermaßen nicht die Schulbank drücken, entgehen einem wichtige Sozialkontakte, auf die man sich im weitren Spielverlauf aber zwangsläufig stützen muss – schließlich gilt es auch in „Persona 3“ eine Party aus bis zu vier Mitstreitern zu bilden, mit denen man sich in der nächtlichen Stund’ gegen die Monster zur Wehr setzen muss. Und da hier oft die individuellen Fähigkeiten der insgesamt neun verfügbaren Personen einander bedingen, läuft ohne Unterstützung grundsätzlich nicht viel.

 

Sobald man sich nun in der realen Welt zurechtgefunden und gelernt hat, worauf es bei der Navigation durch die Schule ankommt, wird man sich natürlich immer intensiver dem Tartarus Tower widmen, in dem die eigentliche Action stattfindet. Nacht für Nacht geistern auf den 250 Etagen bösartige Gestalten herum und verbergen nützliche Items, wertvolle Gegenstände und auch einzelne Hinweise für den Fortschritt des Spiels. Man teleportiert sich von Stockwerk zu Stockwerk, misst sich mit den stärker werdenden Feinden und levelt seine Charaktere dabei natürlich auch konsequent weiter auf. Und ganz nebenbei kreiert man schließlich auch seine eigenen Dämonen, Persona genannt, und integriert ihre Eigenschaften und Kräfte zu gegebenen Anlässen in den Spielverlauf.

 

Schade ist lediglich, dass die Rätselelemente eines typischen Rollenspiels zumeist außen vor bleiben. Zwar ist es an mancher Stelle knifflig genug, sich für die richtige Form der Alltagsbewältigung zu entscheiden und den Tag auch für das eigene Vorhaben nützlich zu strukturieren, aber die allseits beliebte Suche nach Gegenständen und dergleichen beschränkt sich hier auf ein unwesentliches Mindestmaß. So vielseitig das Spiel unter anderem durch die Schöpfung der Persona und der Interaktion zwischen realistischer Schulsimulation und den Basiselementen eines RPG sein mag: Bei der Präsentation der Level und der Integration der Knobelaufgaben hat „Shin Megami Tensei: Persona 3“ noch Nachholbedarf.

 

 

Technik/Grafik:

 

Part 3 der „Shin Megami“ ist ein typisch japanisches Adventure, dies wird schon beim ersten Hingucken überdeutlich. Die Figuren sind im bewährten Anime-Stil gehalten und verwandeln das Spiel stilecht in ein Manga-ähnliches, sehr sympathisches Comic-Stil-Vergnügen, ohne wirkliche grafische Schlenker. Zwar bedeutet dies gleichzeitig, dass „Persons 3“ nicht den größten optischen Ansprüchen genügt, jedoch werden Fans des Metiers dies leicht verkraften, da die Animationen absolut lebendig sind und die Background-Story im Rahmen dessen noch authentischer eingeflochten werden kann. Gerade Anime-Fans sollten daher voll auf ihre Kosten – unter anderem nämlich auch wegen der heiteren Highschool-Geschichte.

 

Davon abgesehen ist die neueste Episode von „Shin Megami Tensei“ absolut liebevoll aufgearbeitet: Die Musik ist schön fetzig und untermalt die einzelnen Sequenzen zumeist sehr passend, und die englische Sprachausgabe ist ebenfalls sehr angenehm, obschon eine deutsche natürlich noch mehr erwünscht wäre. Bedenkt man allerdings, dass die bisherigen Episoden dieser Serie hierzulande überhaupt nicht auf regulärem Wege in den Handel gekommen sind, sollten derartige Kleinigkeiten schnell unter den Tisch fallen.

Der einzige Umstand, der die Gemüter ein wenig spalten sollte, ist die beanspruchte Fingerfertigkeit in der nächtlichen Gruselstunde. Wer nämlich im rundenbasierten Kampf bestehen und seine Party siegreich durch die Etagen ziehen möchte, muss schon einige Trainingsrunden absolvieren, um die Persona zu beherrschen und die einzelnen Fähigkeiten der mitreisenden Figuren zu kontrollieren. Leichtes Handling sieht jedenfalls anders aus, bestätigt aber erneut, dass im japanischen Rollenspiel bisweilen höhere Anforderungen an den Bediener gestellt werden. Dessen sollte man sich vorab jedenfalls bewusst sein.

 

Alles in allem muss man konstatieren, dass „Shin Megami Tensei: Persona 3“ technisch und grafisch zwar nicht das Optimum aus der Hardware herausholt, in seiner Präsentation aber dennoch optimal ist. Von der schönen Atmosphäre über die innovative Story bis hin zur sympathischen Action setzt der wahrscheinliche letzte PS2-Titel der Serie noch einmal neue Maßstäbe.

 

 

Spielspaß:

 

Dieses Spiel ist auf erfrischende Weise irgendwie anders – und gleichermaßen das unheimlich spaßige Vergnügen, welches einen bei der Pirsch durchs Schulgebäude begleitet. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Freizügigkeit, die sich den Spielern bei der Wahl der jeweiligen Handlungen bietet. Jeder hat die Freiheit, seinen Charakter zu jeder Zeit an jeden Ort zu bewegen, muss dafür zwar individuell die Konsequenzen tragen, kann aber damit den Verlauf des Spiels immer wieder neu und anders gestalten. Gerade was den Langzeitwert von „Shin Megami Tensei: Persona 3“ angeht, eröffnet sich hier ein gehöriges Potenzial, da man das Spiel auch nach erfolgreicher Mission immer wieder von neuem angehen kann und völlig andere Lösungsstrategien erproben kann. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass man ganz locker und unbeschwert durch die Etagen des Towers wandern und die vielen Gegner im Schlaf beseitigen kann. Genau das Gegenteil ist nämlich der Fall: Der Schwierigkeitsgrad ist unheimlich hoch, und bevor man nicht gelernt hat, inwiefern sich die einzelnen Teiletappen des Spiels bedingen, wird man hier schnell Frust schieben. Geduldige Spieler werden sich daran aber sicher nicht stören, da man bei einer genaueren Übersicht über den Tagesablauf immer sicherer durch die Highschool navigiert – und Schritt für Schritt dem eigensinnigen System verfällt. Spätestens in dem Moment, in dem man sich selbst dabei ertappt, das aktuelle Nahziel immer wieder neu zu definieren und unverhofft Stunden (im wahrsten Sinne des Wortes) vor dem Bildschirm zu hocken, wird einem bewusst, welch geniale Idee hinter „Shin Megami Tensei“ im Allgemeinen und „Persona 3“ im Speziellen steckt. Der Spaßfaktor ist jedenfalls ungeahnt hoch – was letztendlich ausschlaggebend für eine der letzten klaren Kaufempfehlungen für die Playstation 2 ist!

 

 

Fazit:

 

Wenige Monate bevor die Entwickler das Thema PS2 endgültig zu den Akten legen sollten, spielt insbesondere der Rollenspiel-Bereich noch einmal mächtig mit den Muskeln. Neben „Odin Sphere“ ist „Shin Megami Tensei: Persona3“ bereits der zweite Pflichttitel in diesem Monat und hält gerade dieses Genre für Sonys Zweite in sehr guter Erinnerung. Da das Spiel aber auch aufwärtskompatibel ist und dank seiner epischen Ausmaße sowieso tagelang an die Konsolen fesseln wird, dürften auch Besitzer der NextGen-Hardware begeistert sein. Vom System hier ist dieser wahrlich einzigartige Titel nämlich frei von allen technischen Voraussetzungen ein echter, uneingeschränkt empfehlenswerter Hit!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425134654453440f8
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Shin Megami Tensei: Persona 3 (Playstation 2)

von THQ

System: Playstation 2

USK: Freigegeben ab 12 Jahren gem. 14 JuSchG

ASIN: B0012G9BYM

Erhältlich bei: Amazon

 

 

 


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Erstellt: 03.04.2008, zuletzt aktualisiert: 10.02.2015 07:37, 6229