Silent Hill 3. Tot/Lebendig
Rezension von Frank Drehmel
Durch ein Bild des in Silent Hill gefangen Malers Ike Isaac (Vgl. Band 1: Drei blutige ErzĂ€hlungen) tritt der Hollywood-Mime Kenneth Carter in die verdammte Stadt, um seine dorthin entfĂŒhrte Freundin Connie Mills zu retten. Empfangen wird er von Christabella, die -von ihrer Schwester Lauryn entmachtet (Vgl. Band 2: Innerlich sterben)- nicht lĂ€nger ihre sadistischen Phantasien ausleben kann, sondern in einem menschlichen Körper gefangen den ihrer Meinung nach viel zu freundlichen Launen Lauryns ausgeliefert ist.
Das kleine bösartige MĂ€dchen versucht den zunĂ€chst ahnungslosen Mann dahingehend zu manipulieren, dass er ihr dabei hilft, die Macht ĂŒber Silent Hill zurĂŒckzuerlangen.
WÀhrend Carter um sein und Connies Seelenheil kÀmpft, zweifelnd, ob er noch lebt oder schon tot ist, stellt sich auch Christabella ihren dÀmonischen Gegnern.
Als Zusammenfassung soll das reichen, da eine detailliertere Inhaltsangabe auf Grund der komplexen, verschachtelten Handlung zuviel vorweg nehmen wĂŒrde.
Mit âTot/Lebendigâ liegt der dritte Band der âSilent Hillâ-Comic-Reihe in deutscher Ăbersetzung vor. Das ist nicht viel, möchte man meinen. Immerhin reicht es, um zu erkennen, dass die Serie in ihrer aktuellen Konzeption das Zenit deutlich ĂŒberschritten hat.
Die Verbindung von anspruchsvoller Geschichte, welche auf unterschiedlichen Ebenen ablĂ€uft, sehr âsendungsbewusstâ textlastig daher kommt und von zahlreichen Protagonisten getragen wird, sowie Stakals -euphemistisch ausgedrĂŒckt- Ă€uĂerst expressivem, unklarem Artwork, das schon in einer Geschichte des ersten Bandes fĂŒr wenig Freude sorgte, hinterlĂ€sst einen unbefriedigenden Eindruck.
MĂŒhsam muss sich der Leser, den Ă€uĂeren Widerspruch von diffizilen Charakterbeschreibungen und diffusen Charakterzeichnungen verarbeitend, von Bild zu Bild hangeln, muss seine Aufmerksamkeit gleichermaĂen und gleichzeitig aktiv sowohl auf Story, als auch auf die Grafik, die wechselnden Perspektiven, die unprĂ€zise Kolorierung und nicht zuletzt die grobschlĂ€chtige, skizzenhafte StrichfĂŒhrung, richten, da ansonsten ZusammenhĂ€nge verloren gingen.
Die auf einen Blick erfassbare Einheit von Text/Handlung und grafischer Gestaltung ist in Tot/Lebendig aufgehoben. Stattdessen ist man regelmĂ€Ăig gezwungen, zweimal, dreimal oder öfter hinzuschauen, um Personen und Orte auch nur zu identifizieren. Die Einen mögen darin ganz groĂe Comic-Kunst sehen, Durchschnittskonsumenten wie mich ĂŒberfordert ein solcher Stil schlichtweg.
Marginal ertrĂ€glicher gestalten sich die Abschnitte, in denen nicht Stakal, sondern Long fĂŒr die Kolorierung verantwortlich zeichnet: hier erleichtert eine gröĂere Farbigkeit und die etwas mutigere Verwendung von Bunttönen die Identifizierungs-MĂŒhsal, ohne jedoch das Ganze tatsĂ€chlich retten zu können.
Fazit:
Stakals diffuses, unklares Artwork macht es dem Leser unnötig schwer, sich auf Ciencins Story einzulassen. Allenfalls fĂŒr âerfahreneâ Comic-Leser empfehlenswert.