Rezension von Eileen Weinreich
Story
Als Alex Shepard von der Armee wieder in seine Heimatstadt Shepard’s Glen kommt, ist nichts mehr, wie es war. Die Stadt scheint vollkommen ausgestorben und es werden viele Menschen vermisst. Auch in Alex’ Haus geht etwas Merkwürdiges vor sich. Auf keinem der Familienfotos ist er mehr zu sehen, sein kleiner Bruder Josh ist verschwunden, genauso wie sein Vater. Alex’ Mutter scheint apathisch und nicht mehr Herr ihrer Sinne. Als Alex sich auf die Suche nach Josh macht, muss er bald erkennen, dass bizarre Geschehnisse vor sich gehen. So beobachtet er den Bürgermeister der Stadt eines Nachts, wie er auf dem Friedhof Särge ausgräbt.
Alex geht der Sache nach und sieht sich bald einem unvorstellbaren Horror gegenüber, der ihn in die mysteriöse Stadt Silent Hill bringt. Dort stößt er auch bald auf seinen Bruder Josh, doch der nimmt Reißaus vor seinem großen Bruder…
Graphik
Angepriesen wird das, was der geneigte Survival – Horror – Zocker mit dem fünften Sequel dieser Reihe geboten bekommt, als optisches Highlight der Next – Gen Graphik. Ernüchterung stellt sich jedoch bald ein. Denn obwohl die XBox 360 Konsole technisch einiges möglich macht, drängt sich bald der Eindruck auf, als habe Konami bei Weitem nicht alle Möglichkeiten ausgenutzt. Die Graphik ist keinesfalls schlecht, dennoch aber auch wenig besser als die der „Silent Hill“ – Reihe auf Playstation 2.
Trotzdem muss man dem Spiel zu Gute halten, dass es die altbewährte Linie weiterfährt, was wohl auch trotz aller Abstriche dieses Spiel zu einem gruseligen Highlight werden lässt. Besonders auffällig ist die Mimik der einzelnen Figuren, die wohl bisher nie so echt gewirkt hat. Auf Alex’ Gesicht spiegeln sich die verschiedensten Gemütsregungen, die eine Umgebung wie Silent Hill mitsamt seinen Monstern nur auslösen kann. Man sieht die Angst in seinen Augen, nackte Furcht in seinem blassen Gesicht, aber auch blanke Wut. Das Mimikspiel ist vielseitig und ausdrucksstark, was über die etwas schwächere Darstellung der Umgebung hinwegtröstet.
In Sachen Landschaft und Gebieten, in denen man die verschiedensten Monster bekämpfen muss, hat Konami wieder auf das altbewährte und beliebte Rezept gesetzt: trübe Farben, körnige Optik und Details, die einem im Schein der Taschenlampe das Blut in den Adern gefrieren lässt. Obwohl man zumeist mangels Licht nur wenig sieht, ist gerade das Wenige, das die vielen Schatten offenbaren hervorragend geeignet, um das altbekannte Horrorfeeling aufleben zu lassen. „Silent Hill“ war bisher wohl auch der bizarren Monster wegen ungeschlagen auf dem Survival – Horror – Olymp. Dies kann man auch vom neuesten Teil der erfolgreichen Serie behaupten. Die Gegner sind noch Angst einflößender, noch verstörender und noch grotesker, als man es bisher gewohnt war. Zwar trifft man auch auf alte Bekannte wie die leicht bekleideten Krankenschwestern, aber auch jede Menge neue Monster gilt es zu bekämpfen. Diese sind allesamt eindrucksvoll gemacht – ob mit blitzenden Messern statt Armen, Blut bespritzten Körperteilen oder aufgeschlitzten Köpfen – Konami kann mit allen punkten.
Auch, wenn man angesichts der Technik der XBox 360 vielleicht mehr erwartet hätte, ist das, was man mit „Silent Hill Homecoming“ rein optisch geboten bekommt, ein Leckerbissen für die Augen. Andererseits wäre es aber auch nicht mehr das typische „Silent Hill“, käme alles gestochen scharf daher. So kann man einige Mankos in Sachen Graphik sicher auch als optisches Stilmittel betrachten, das den Horror steigern soll.
Gameplay
Konnte man angesichts des miesen Gameplays beim Prequel der Reihe „Silent Hill Origins“ noch alles auf die lieblose Umsetzung von PSP zu PS2 schieben, so gilt dies hier nicht mehr. Die Macher haben sich an einer Neuerung versucht, die gnadenlos floppt, obwohl die Idee eigentlich sehr gut ist. Neuerdings kann sich der Protagonist in Kämpfen verteidigen. Dies geschieht mittels Druck auf den B – Knopf. Man soll sich bei einem nahenden Angriff einfach ducken können und damit Lebensenergie sparen. Leider funktioniert dies aber nur bedingt. Gerade, wenn man dabei ist, einem fiesen Monster den Garaus zu machen und dabei nur eine mittelmäßig gute Nahkampfwaffe zur Verfügung hat, klappt das Ducken nur selten. Denn leider reagiert Alex während einer wilden Attacke auf den Gegner fast nie sofort auf den Druck des B – Knopfes. So geschieht es häufig, dass er sich erst duckt, wenn er sich den Angriff vom Gegner bereits eingefangen hat. Diese Tatsache ist doppelt gemein, da die Gegner allesamt vom Schwierigkeitsgrad so ausgelegt sind, dass man sich definitiv verteidigen muss. Es reicht also nicht mehr wie bisher, nur wild auf ein Monster einzuprügeln oder –stechen. Wohlkalkulierte Aktionen sind an der Tagesordnung, wenn man nicht den Game Over Bildschirm sehen möchte. Dies macht das Spiel an so mancher Stelle leider zu einem wirklichen Frustfaktor – gerade angesichts des chronischen Munitions- und Heiltrankmangels.
Auch sonst erinnert „Silent Hill Homecoming“ rein vom Gameplay her an den unsäglichen Teil „Origins“. Man muss in einem ganz genauen Winkel vor einer Tür positioniert sein, damit der Hinweis ‚Öffnen’ auftaucht. Genauso verhält es sich, wenn man vor Gegenständen steht, die man aufnehmen kann. Auch hier wird es doppelt gemein, wenn man in sich auf der Flucht vor Gegnern befindet und die rettende Tür sich einfach nicht öffnet, weil man falsch steht.
Ansonsten hat sich nicht viel verändert.
Der Protagonist läuft nach wie vor nicht sonderlich schnell und wird zunehmend schwerer zu steuern, umso verletzter er ist.
Musik
Wie in allen anderen Teilen zuvor, kann auch in diesem wieder die Musik bzw. die akustische Untermalung allein überzeugen. An vielen Stellen im Spiel erklingt im Hintergrund die morbide – melancholische Klaviermusik von Akira Yamaoka. Spätestens wenn diese ertönt, ist das „Silent Hill“ – Feeling perfekt. Es gibt dem Spiel diesen unbeschreiblichen Charakter, der wohl unerreicht ist und viel der Faszination dieser Spielreihe ausmacht.
Aber auch die akustische Untermalung im Allgemeinen kann überzeugen.
Egal, wo man sich gerade befindet, irgendwo raschelt, knackt oder knurrt es immer, sodass man während des Spielens stets unter Strom steht, da man denkt, es käme aus jeder Ecke ein Monster hervor. Konami hat mittels Akustik auch wieder einige wirkungsvolle Schockeffekte eingebaut, die durchaus ziehen – vor allem, wenn man im Dunkeln spielt. Allein durch diese Effekte bleibt das Grauen allgegenwärtig, auch, wenn man sich grade in Sicherheit wiegt.
Fazit
Mit „Silent Hill Homecoming“ hat Konami zum fünften Mal einen hervorragenden Streich geschafft, um dem geneigten Horrorfan das Fürchten zu lehren.
Noch dunkler, noch gruseliger und noch bizarrer als bisher – so macht Gruseln Spaß.
Einzige Abstriche gibt es bei der stellenweise unausgegorenen Steuerung. Ansonsten kehrt dieser Teil zu seinen Wurzeln zurück und liefert die altbewährte Qualität, die einen dazu bringt, beim Spielen vielleicht eine Lampe mehr einzuschalten.