Sleeper Cell - Staffel 1 (DVD)
 
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Sleeper Cell - Staffel 1 (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

In den meisten amerikanischen Filmen waren und sind Terroristen – egal welcher Abstammung – immer sehr leicht zu erkennen gewesen. Meistens sah man ihnen schon an Kleidung, Verhalten und Aussehen an, dass sie Übles im Schilde führten. Und natürlich waren sie auch nicht unbedingt der englischen Sprache so mächtig.

Die Realität hat diese Klischees seit dem 9. September 2001 längst überholt. Durch das Attentat auf das World Trade Center und die Folgen weiß nun auch die breite Masse, wie moderne Terror-Zellen wirklich arbeiten.

Doch genau diese Erkenntnisse in Filme umzusetzen, wagte kein Studio, kein Produzent – bis zu dem Tag, an dem Ethan Reiff und Cyrus Voris, Sender und Geldgeber von ihrem Konzept überzeugen konnten.

Showtime, ein amerikanischer Kabelsender der ohnehin dafür bekannt ist, auch schon einmal Serien mit gewagten Inhalten zu drehen – man denke nur an „Dexter“ mit dem als Forensiker arbeitenden Serienkiller, der seiner eigenen Moral folgt oder „Californication“ in dem ein abgehalfterter Autor seine Sexsucht auslebt – gab schließlich grünes Licht. Und so entstand im Jahr 2004 die zehnteilige Serie „Sleeper Cell“. Die Folgen sind überwiegend eine Viertelstunde länger als üblich.

 

In „Sleeper Cell“ bekommt der afroamerikanische FBI-Agent Darwyn al-Hakim den Auftrag, eine Schläferzelle zu infiltrieren. Man hat zwar heraus bekommen, wer vermutlich zu der Gruppe gehören, weiß aber nicht, was sie planen und vor allem wann. Nicht einmal die Information, dass sie biologische Waffen besitzen könnte, ist bisher bestätigt worden.

Die Verantwortlichen wissen, welches Wagnis sie eingehen. Darwyn ist bekennender Muslim und könnte unter Umständen sogar überlaufen, aber seine direkten Vorgesetzten vertrauen dem gemäßigten Gläubigen, der wie sie die Handlungsweise der Fanatiker verabscheut und den Mord an Unschuldigen verhindern will.

Es gelingt ihm, in Los Angeles Kontakt mit der Terror-Zelle aufzunehmen und ein Teil von ihnen zu werden. Anführer der Gruppe ist der ebenso charismatische wie fanatische Farik aus Saudi-Arabien, der alle nötigen Informationen von unbekannten bekommt. Zur Tarnung arbeitet er in einem Sicherheits-Unternehmen und trainiert auch noch ein Kinderbaseballteam, in dem viele Juden sind.

Darwyn muss feststellen, dass keiner seiner „Kameraden“ wirklich dem Klischee entspricht und einige von ihnen gute Gründe haben, um Rache an Ungläubigen zu üben, so wie der Bosnier Ilja, der seine ganze Familie im Krieg verlor.

Andere wieder sind früher Christen gewesen und haben in dieser Religion und ihrem früheren Leben keinen Halt gefunden, sei es nun der ehemalige Fremdenlegionär und Franzose Christian, der durch seine marokkanische Frau zum Islam konvertierte oder gar der junge und gelangweilte Amerikaner Tommy, der eigentlich keine Autoritäten anerkennen kann.

Während sich fast so etwas wie ein familiärer Zusammenhalt zwischen den recht unterschiedlichen Männern entwickelt, die ihr normales Leben bewusst aufrecht erhalten, bereiten sie das vor, weswegen sie sich zusammen gefunden haben. Dabei zeigt sich aber schnell, dass sie nicht die einzigen sind und es auch unter den Terroristen zerstrittene Gruppen und korrupte Männer gibt, die mit dem Fanatismus ihrer Landsleute Profit machen wollen. So ist eine Anthrax-Lieferung nicht das, was Farik eigentlich wollte, und auch das Geld, das ihnen über verdeckte Konten zugeschossen wird, scheint nicht immer so reibungslos zu fließen wie es sollte.

In der ganzen Zeit übermittelt Darwyn seine Informationen so gut es geht immer wieder an die Agenten Ray Fuller und Patrice Serxner, die seine Verbindung zum FBI darstellen. Dabei muss er nicht nur darauf achten, dass die anderen keinen Verdacht schöpfen und zudem seine Identität nicht auffliegt, sondern auch, dass er nicht in eine Falle läuft, die andere Geheimdienste wie die Homeland Security aufstellen, die ebenfalls wittern, dass etwas im Busch ist...

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Serien besitzt Sleeper Cell einen durchlaufenden Handlungsbogen. Mit jeder Folge erfährt man mehr über die Männer der Schläferzelle und ihren persönlichen Hintergrund. Was hat Farik, Ilya, Christian und Tommy dazu getrieben, einen Anschlag vorzubereiten, der Hunderten, wenn nicht Tausenden von Nenschen das Leben kosten wird?

Immer wieder konfrontieren sie Darwyn mit den dunklen Seiten des Glaubens und es ist für den Agenten nicht immer leicht, Abstand zu bewahren, zumal er auch das Umfeld der andere kennen lernt und feststellen muss, das Frauen, Verwandte und Kinder oft nicht einmal etwas von den Plänen wissen, die im Versteck ausgebrütet werden.

Damit die Serie auch ein wenig Action bietet, ist die Vorbereitung des Anschlages natürlich mit einigen Schwierigkeiten verbunden, sei es durch die Intervention der Behörden, die durch verstärkte Kontrollen Unruhe verbreiten oder die Machenschaften verbrecherischer Banden, die sich an den Gotteskriegern bereichern wollen. Immer wieder kommt es dabei zu brenzligen Situationen.

Den Machern ist es wichtig, ein differenziertes Bild der Muslime an sich und der Terroristen im besonderen zu zeichnen, ohne letztere dabei jedoch gleich als Helden dastehen zu lassen. Sie zeigen, was Menschen aus aller Herren Länder dazu treiben kann, sich Al-Kaida und Co. anzuschließen und wie unterschiedlich die einzelnen Gruppen reagieren.

So hilft ihnen zwar ein indonesischer Muslim bei der Beschaffung und Aufbereitung des Biokampfstoffes, zieht sich aber dann zurück, weil ihm in erster Linie sein Land wichtig ist und nicht die Sache an sich.

Und letztendlich haben sie die letzten moralischen Skrupel über Bord geworfen und sind dazu bereit für ihre Sicht des Glaubens schwere Verbrechen zu begehen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele gemäßigte Muslims, die sich für ein Miteinander mit Christen und Juden einsetzten – für Kommunikation und Toleranz. Imane und Lehrer verurteilen vor ihren Gemeinden offen die Handlungweise der fanatischen Islamisten und sehen sie als Verbrecher.

Interessant ist auch zu sehen, wie sich Darwyn bei der ganzen Sache fühlt, der sich zwar bis zu einem gewissen Grad in die Sache mit hinein ziehen lässt, aber niemals seine Prinzipien vergisst, so schwer es ihm auch manchmal fallen mag.

Nicht zuletzt werden auch die Vorurteile anderer Glaubensgruppen gezeigt: So zeigen sich die Vertreter der übrigen Geheimdienste entsetzt, als man sich beim FBI dazu entschließt, Homeland Security und Co. reinen Wein einzuschenken, damit sie die verdeckte Operation nicht länger behindern. Wie kann man so leichtsinnig sein, einen bekennenden und aktiven Muslim in eine Schläferzelle einzuschleusen? Begeht man damit nicht einen schrecklichen Fehler, da er sich mitreißen lassen und überlaufen könnte?

Alles in allem erweist sich Sleeper Cell als aufwühlend realistisch und regt zum Nachdenken an, gerade weil die Serie die meisten Klischees sicher umschifft und etwas ganz Neues bietet ohne jedoch seinen Unterhaltungsanspruch zu verlieren. Die Gewalt ist zwar moderat, aber das Thema und seine Umsetzung machen doch eine Altersfreigabe von 16 gut verständlich.

Die Bonus „Featurette“ in dem die Macher und der Cast zu Wort kommen vertieft den Eindruck noch mehr. Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit und man findet auch ungewöhnlich viele Sprachfassungen und Untertitel auf den Silberscheiben, die in einer stabilen Box mit vier Slim-Cases geliefert werden.

 

 

Fazit:

Wer eine Action- und Agentenserie mit aktuellem Bezug sucht und die ungewöhnliche Herangehensweise an das Thema Terrorismus zu schätzen weiß, wird „Sleeper Cell“ zu schätzen wissen. Fernab von gängigen Klischees und Handlungsmustern erzählen die zehn Folgen der Serie eine intensive und aufwühlende Geschichte, die sehr nach an der Realität ist – aber dabei auch die Unterhaltung nicht vergisst.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404162249430b0cf1c3
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DVD:

Sleeper Cell - Staffel 1

USA 2005

10-teilige Fernsehserie

Produktion, Idee & Drehbuch: Ethan Reiff & Cyrus Voris

Regie: Nick Gomez, Guy Ferland, Clark Johnson u.a.

Musik: Paul Haslinger, Gary Meister, Alan Ett, Scott Liggett

Sprache: Französisch (Dolby Digital 2.0 Surround), Deutsch (Dolby Digital 2.0 Surround), Italienisch (Dolby Digital 2.0 Surround), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Italienisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Niederländisch

Bildseitenformat: 16:9

Spieldauer: 560 Minuten (10 Episoden a ca. 55 min)

Anzahl Disks: 4

FSK: 16

Paramount, 2. April 2009

DVD-Features: Dokumentar-Featurette "Kenne deinen Feind"

 

ASIN: B001QU60J8

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Michael Ealy

Oded Fehr

Henri Lubatti

Alec Nesic

Blake Shields

Melissa Sagemiller

 


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Erstellt: 23.04.2009, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 8626