Rezension von Björn Backes

Es gibt sie, diese Filme, von denen man glaubt, dass sie schon ein halbes Jahrhundert in der Kinolandschaft herumstreunen, immer wieder gerne zitiert und gesehen werden, Kult und Legende zugleich sind und dennoch das ihnen innewohnende Mysterium aufrechterhalten. Einer dieser Streifen ist zweifelsohne Tim Burtons Meisterwerk „Sleepy Hollow“, das jedoch erst im Jahr 2000 in die Kinos gebracht wurde, dementsprechend noch nicht einmal eine Dekade auf dem Buckel hat. Dennoch ist die magische Kostüm-Horror-Produktion sicherlich eine der einflussreichsten Genre-Beiträge überhaupt und hat zahlreiche weitere Filme aus dieser Sparte nachhaltig geprägt. Dieser Tage wird „Sleepy Hollow“ ein weiteres Mal aufgelegt; zwar aus keinem besonderen Anlass, aber vielleicht gerade deshalb, um diese zauberhafte Vorstellung ein weiteres Mal zu würdigen.

Story:

Die Kleinstadt Sleepy Hollow im Jahre 1799: Eine grausame Mordserie erschüttert die Szenerie und forderte bis dato schon drei entstellte, geköpfte Opfer. Gerüchte besagen, dass ein kopfloser Reiter für die Attentate verantwortlich sei und auch schon weitere Anschläge planen. Aus New York wird der Gendarm Ichabod Crane herangezogen, um den Fall zu überprüfen und dem Spuk eine Ende zu bereiten. Crane versucht sofort, den wirren Aberglauben der Bewohner niederzuschmettern und die Sache rational anzupacken. Als er jedoch selber die erste Bekanntschaft mit dem vermeintlichen Mörder macht, wird seine Weltsicht mit einem Mal radikal erschüttert…

Rezension:

„Sleepy Hollow“ vereinigt so viele unterschiedliche Eigenschaften in sich, dass man den Film, die Horror-Anteile mal außen vor gelassen, eigentlich jedem Märchenliebhaber einmal vorgespielt haben sollte. Er bringt phantastische Inhalte mit verdüsterten Zitaten aus der südeuropäischen Mythologie zusammen, er beschreibt die Talente einer Horror-Produktion vor dem Hintergrund eines zeitgenössischen Backgrounds, er vereint ferner zwei der weltbesten Schauspieler, nämlich Johnny Depp und Christina Ricci, und zu guter Letzt bringt er Kulissen zutage, die nicht nur in diesem Genre, sondern allgemein in der Traumfabrik beispielhaft und kaum nachahmensfähig sind.

Dabei ist die Geschichte grob betrachtet recht simpel gestrickt, auch wenn einige Irrungen und Wirrungen den Plot zeitweise auf den Kopf stellen und die Balance zwischen Rationalität und Phantasie mächtig durcheinander wirbeln. Die Frage ist eben nur, was Burton aus dieser Story macht – und das ist in diesem Falle schlichtweg fantastisch! Der Regisseur baut still und heimlich einen Mythos auf, kreiert eine kaum mehr zu durchdringende, dichte Atmosphäre, spielt mit den magischen Elementen der Story und erzählt ganz nebenbei eine der eigenwilligsten Liebesgeschichten der neueren Filmgeschichte, die wohl von keinem derart intensiv gespielt werden könnte wie von Johnny Depp. Nach dem erfolgreichen Fantasy-Spektakel „Edward mit den Scherenhänden“ hat Burton seinen Superstar ein weiteres Mal herangezogen, wohl wissend um dessen außergewöhnliche Ausstrahlung und seine Fähigkeiten, besondere, ungewöhnliche Rollen zum Leben zu erwecken. Ricci kann ihm daher auch nicht das Wasser reichen, wobei ihre Rolle als puppenhafte Geliebte auch nicht so elementar für die gesamte Handlung ist. Und dennoch könnten die beiden Akteure wohl kaum besser harmonieren als in dieser Kombination.

Im Mittelpunkt steht aber nichtsdestotrotz die Geschichte um den kopflosen Reiter von Sleepy Hollow, die von der ersten Sekunde an enorm spannend dargestellt wird und samt der unzähligen Wendungen der Geschichte unheimlich packend inszeniert ist. Gerade die Begegnungen zwischen Crane und der Legende gehören zu den bedeutsamsten Hollywood-Momenten dieses Jahrtausends und wurden in Sachen Anmut und Intensität von keinem weiteren Depp-Streifen nachfolgend mehr erreicht – und das mag bei seiner umfassenden Filmografie definitiv einiges heißen!

DVD-Aufarbeitung:

Bild- und Tonqualität der DVD wurden im Vergleich zur Erstveröffentlichung nicht mehr überarbeitet. Dafür glänzt die neue Edition mit erweitertem Bonusprogramm, welches neben Audiokommentaren und Darstellerinfos diesmal auch mit einer Dokumentation über die Legende aufwarten kann. Ferner gibt es einige Interviews mit den Beteiligten zu sehen, die bislang noch in keiner Fassung berücksichtigt wurden. Wer also noch keine Version der Streifens hat und nicht auf die Preissenkung der Blu-ray Variante warten möchte, bekommt hier eine noch lohnenswertere Alternative für sein Geld.

Fazit:

Bei Filmen wie „Sleepy Hollow“ sind Worte wie Schall und Rauch. Das Horror-Spektakel ist völlig zu Recht schon nach wenigen Jahren zum Klassiker avanciert und benötigt für seinen Kultstatus keine weiteren Rechtfertigungen. Sammler und Genre-Liebhaber sollten die zugehörige DVD definitiv besitzen!