Sohn einer Hündin (Juan Solo Bd. 1)
 
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Sohn einer Hündin

Reihe: Juan Solo Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Eine Kreuzigung in der Wüste. Der Mann mit der blutigen Dornenkrone erinnert sich an sein Leben. Ein Leben, das auf einer Müllkippe im südamerikanischen Huatalco City beinahe geendet hätte, kaum dass es begonnen hat. Ein Leben, das schnell in Gewalt und Brutalitäten versinkt und diesem Pfad entsprechend weiter folgt, zunächst als kleiner Ganove, später als skrupelloser Leibwächter und Schläger eines korrupten Politikers. Doch egal als was Juan Solo sich auch betätigt und was für Pläne er verfolgt – Gewalt und Blutvergießen scheinen ihm auf den Fuß zu folgen. Oder sollte man besser sagen, auf den Schwanz...?

 

»Sohn einer Hündin« erzählt also die Geschichte dieses Mannes, der am Kreuz in der Wüste endet und den Blick zurück wirft. Dabei orientiert sich Autor Jodorowsky deutlich an seinem Filmwerk und natürlich an seinen berühmten früheren Comic-Arbeiten. Herausgekommen ist eine temporeiche und actionlastige, aber auch derbe, lüsterne, brutale und blutige Comic-Erzählung mit stark europäischem Einschlag, die sich auch auf Zelluloid gut machen würde, dort jedoch ebenfalls mit der Altersfreigabe und den Sittenwächtern zu kämpfen hätte. Im ersten wie immer sehr schön aufgemachten Hardcover-Album von Juan Solo wird eben allerorts und fast auf jeder Seite geprügelt, gemordet, geflucht, geschossen und hie und da sogar vergewaltigt bis die Schwarte kracht.

 

George Bess ist mit der Aufgabe, Jodorowskys brutale Thriller-Visionen aus Südamerika Gestalt annehmen zu lassen, bestens vertraut – schließlich haben sie schon in den Achtzigern zusammen gearbeitet. Auch diesmal fängt Bess Jodorowskys raubeinige Geschichte wieder in lässigen Bildern ein, die sich irgendwo zwischen Moebius und Jodi Bernet bewegen. Huatalco City und die brutale Welt des Juan Solo nimmt Dank Bess’ Detailverliebtheit schnell Gestalt an und brummt und summt vor Leben, bis die schwarze Seele der Stadt vibriert. Schöne Frauen, harte Jungs, die Großstadt als verkommener Moloch und hitzeflimmernde Kulisse – das wirkt trotz der überzogenen Härte des Geschehens unglaublich realistisch und atmosphärisch und entwickelt rasch eine ganz eigene Dynamik innerhalb der Krimi-Erzählung.

 

Dass diese aufgrund ihrer harten Gangart nicht jedem gefallen wird, versteht sich indes von selbst. Plausibilität und der gute Geschmack lässt Jodorowsky gerne einmal hinter sich, um seinen Antihelden möglichst hart und abgebrüht in Szene zu setzen. Das ist die große Stärke des 1929 geborenen chilenischen Autors und Filmemachers, der derzeit in Mexiko lebt – aber oft eben auch seine größte Schwäche. »Sohn einer Hündin« ist da keine Ausnahme und sonnt sich in südamerikanischer Ambivalenz.

 

Wer allerdings bereits andere »gewaltverherrlichende« Crime-Comics der Marke Torpedo (dt. bei Cross Cult) mochte, der wird die breitwandige Splitter-Steigerung mit südamerikanischem Temperament im üppigen Hardcover sicherlich trotzdem zu schätzen wissen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420035148a2593dd2
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Comic:

Sohn einer Hündin

Reihe: Juan Solo Bd. 1

Autor: Alexandro Jodorowsky

Zeichner: Georges Bess

Hardcover-Album, 112 Seiten

Splitter, Juli 2008

ISBN: 3940864145

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 28.07.2008, zuletzt aktualisiert: 28.12.2022 16:07, 7001