Filmkritik von Christel Scheja
Die Erde in einer nicht all zu fernen Zukunft. Eine Katastophe führt bei vielen Menschen zu grausamen Verstümmlungen. Doch ein großer Konzern bietet Hilfe und Rettung für sie. Kybernetische Einheiten ersetzen Gliedmaßen und sogar Organe. Aber diese Hilfe hat ihren Preis und der ist nicht geringer als die Versklavung der Welt.
Ist das wirklich ein neues und unverbrauchtes Thema? Nicht unbedingt, denn es ist schon viele Male benutzt worden und man setzt es noch heute gerne in Variationen um.
Das ist auch bei der Serie “Solty Rei” der Fall.
“Der Blast-Zwischenfall”, eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes hat unzählige Todesopfer gefordert und nicht wenige verstümmelt und entstellt. Um ihnen zu helfen hat die R.U.C.-Organisation die sogenannte Resemble-Technik entwickelt, die ein menschenwürdiges Weiterleben ermöglicht.
Allerdings erkennen einige verbrecherische Gehirne schon bald, dass man aus der neu entworfenen Technik auch Profit schöpfen kann. Besondere Weiterentwicklungen ermöglichen es Kriminellen zu fast unbesiegbaren Kampfmaschinen zu mutieren. Um diese aufzuspüren, ehe sie noch mehr anrichten können, heuert man immer wieder Kopfgeldjäger an, die mit gnadenloser Härte arbeiten.
Zu diesen Männern gehört auch Roy Revant. Der einstmals friedliebende Familienvater ist durch den “Blast-Zwischenfall” gezeichnet, verlor er doch damals seine Tochter Rita aus den Augen. Noch immer glaubt er an ihr Überleben und sucht sie mit allen Mittel. Das Geld dafür verdient er sich mit der Jagd.
Doch der Schmerz zieht ihn immer mehr in dem Abgrund. Erst das Mädchen Solty kann ihn aus den Depressionen reißen, als sie ihm das Leben rettet und von nun an nicht mehr aus den Augen lässt. Roy ist das zunächst unangenehm, weil er heraus findet, dass sie ein vollkommen künstlicher Cyborg, eine Maschine ist, aber nach und nach lernt er sie kennen und schätzen. Und sie wird auch zu seiner Stütze, als sich die Gerüchte mehren, dass seine Tochter einerseits noch am Leben ist, die Resemble-Technik andererseits aber auch von der R.U.C.-Organisation selbst missbraucht wird. Kann es sein, dass der Konzern damit versucht, die Stadt zu übernehmen?
Roy schließt sich einer Gruppe an, die die Wahrheit heraus finden will. Zu diesen gehört auch die junge Rose, die mehrfach mit Roy zusammen arbeitet und schließlich verunglückt - gerade in dem Moment, wo sich der Anschein mehrt, dass sie seine verschwundene Tochter ist.
Doch auch für die anderen wird der Boden heiß. Sie merken, dass sie überwacht werden, und schließlich geraten einige sogar unter den Vedacht, eine Freundin umgebracht zu haben. Also scheint man doch nicht mit offenen Karten zu spielen, was die Resemble Technik angeht. Vor allem als Rose auch noch als Leiterin der Sicherheit von R.U:C. zurück kehrt, klingeln bei ihren früheren Freunden die Alarmglocken. Was auch immer hier vor sich geht - es kann nicht gut sein...
Wie immer in solchen Geschichten ist die heile Welt der Stadt und ihrer Bewohner nur Fassade für das Spiel, das hinter den Kulissen getrieben wird und in den Händen einiger weniger Menschen liegt, die bereits Macht haben, aber noch mehr an sich reißen wollen, weil sie die absolute Kontrolle haben wollen.
Ein solcher Mensch ist der wichtigste Abteilungleiter von R.U.C. der bei seinen Forschungen längst nicht nur Verbesserungen und das Wohl der Menschen im Sinn hat. Um so mehr sind ihm Roy, Solty und die anderen ein Dorn im Auge und er versucht alles, um sie in Misskredit zu bringen und ihre Nachforschungen zu behindern. Besonders gerne möchte er den Cyborg ausschalten, der zwar so harmlos wie ein jungen Mädchen zu sein scheint, aber in Wirklichkeit die besten Chancen hat, um hinter sein Komplott zu kommen. Ein wenig erinnert das an “Blade Runner”, auch wenn die Welt von “Solty Rei” längt nicht so schmutzig und düster ist wie die der Replikanten.
Trotz der heilen Fassade will nicht so recht Hoffnung und Vertrauen aufkommen, ein Hauch von Melancholie und Falschheit liegt über der Szenerie, denn es ist alles zu perfekt, um wirklich wahr und glaubhaft zu sein. Der Anime verstärkt diese Stimmung noch durch die teilweise sehr harmonischen Szenen immerhalb der Gruppe, die fast rührselig wirken.
Und auch wenn man überwiegend Action vermutet, so wird man in den Folgen der fünften DVD eher enttäuscht werden, da die Szenerie nur selten für die Helden bedrohlich wird oder sie sich zur wehr setzen müssen. Statt dessen werden einige in früheren Folgen gestellt Fragen beantwortet, andere dafür aufgeworfen und langsam zeichnet sich die Richtung ab, in die der Konflikt gehen wird. Immerhin spielen neben dem klassischen Thema auch noch starke persönliche Beweggründe der sehr menschlichen Figuren eine Rolle.
Das ist zwar interessant aufgebaut, besitzt aber auch kleine Längen. Und es ist unbedingt notwendig die Serie komplett zu sehen, da man sonst der Handlung nicht folgen kann, weil man die Entwicklung der Beziehung zwischen den Figuren nicht miterlebt hat. Und das ist notwendig um die meisten Konflikte zu verstehen.
Die Serie bietet künstlerisch ausgereifte Fernsehqualität und auch die Synchronisation kann überzeugen. Vermutlich liegt es daran, dass alle Folgen der Serie auch auf dem Pay-TY-Sender Animax ausgestrahlt werden. Erstaunlich ist nur die hohe Altersfreigabe, denn vom Grad der Gewalt und Erotik her, übersteigt die Serie nicht unbedingt FSK 12.
An Extras ist sie eher magier ausgestattet, neben einer Trailershow gibt es sonst nichts.
Vielleicht behandelt die 26-teilige Fernsehserie “Solty Rei” ein ziemlich altes und schon häufiger umgesetztes Thema, und unterscheidet sich ansonsten nicht unbedingt von anderen postatomaren Zukunftsdramen, kann aber durch die lebendigen Figuren und die durch die Suche eines Vaters nach seiner Tochter etwas anders gewichtete und sehr vielschichtige Handlung punkten.
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