Spider-Man and His Amazing Friends – Staffel 1
 
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Spider-Man and His Amazing Friends – Staffel 1 (DVD)

Rezension von Thomas Pichler

 

Rezension:

Spider-Man ist ein Paradebeispiel des eher einzelgängerischen Superhelden, doch in dieser Fernsehserie ist das ausnahmsweise anders. Der Student Peter Parker hat daheim bei Tante May auch noch zwei superheldenhafte College-Freunde als Mitbewohner. Statt als Alleinunterhalter tourt der Spinnenmann also in Begleitung von Feuer und Eis durchs Heldenleben – mit dem coolen, von den X-Men bekannten „Iceman“ Bobby Drake sowie der heißen „Firestar“ Angelica Jones – ein Charakter, der auf diese TV-Serie aus dem Jahr 1981 zurückgeht. Die erste Staffel mit 13 Folgen ist hier auf Doppel-DVD gesammelt.

 

Starbesetzung

Im Gegensatz zu manchen früheren Marvel-Fernsehproduktionen bietet diese Serie ein Großaufgebot an bekannten Schurken und Helden aus den Comics. Gleich in der ersten Folge müssen sich die Freunde mit dem Grünen Kobold (Green Goblin) herumschlagen, der ganz New York zu hässlichen Ebenbildern seiner selbst machen will. In der nächsten Episode fängt sich der Jäger Kraven eine Superheldin und bedroht die Stadt mit Dinosauriern. In Folge 3 wird ein etwas schusseliger, aber eigentlich gutmütiger alter Mann allmächtig, aber auch zum Spielball des Doctor Doom. Dem folgt ein Gastauftritt des Mutanten Sunfire, der in gutem Glauben Firestar um Hilfe bei einem Experiment bittet, aber dadurch eine Katastrophe auslöst. Episode 5 holt eine außerirdische Schwarm-Wesenheit auf die Erde, die Menschen zu Arbeitsdrohnen macht. Dem folgt ein großes Superheldentreffen mit Namor, dem Submariner, Dr. Strange, Captain America und der Dschungelkönigin Shanna. Das Chamäleon versucht, alle sieben Helden auszulöschen, kommt dabei aber ziemlich auf den Hund. Den Abschluss der ersten DVD bildet eine Folge, in der Electro mit dem Videoman einen Schurken auf die Stadt loslässt, der speziell für die Fernsehserie geschaffen wurde. Die Figur im Stile eines Videospiel-Sprites aus den frühen 1980ern demonstriert, wie sehr Games den Nutzer gefangen nehmen können.

 

Auf der zweiten DVD folgen ein Abenteuer mit Magneto, der die Freilassung seiner Bruderschaft der Bösen Mutanten erpressen will sowie ein Trip nach Hollywood. Dort spielt Spider-Man in einem Film sich selbst, doch Blockbuster plant, dass mit der letzten Szene die Karriere des Helden endgültig terminiert werden soll. Zudem taucht der Hulk als Gaststar auf. In Folge 10 wiederum dürfen Spider-Man und seine Freunde Thor im Kampf gegen seinen Widersacher-Bruder Loki beistehen, was eine eisige Romanze für Bobby mit sich bringt.

 

Auch Episode 11 ist mystisch, gilt es doch, an der Seite des Black Knight gegen Mordred zu kämpfen. Dabei darf sich Firestar auch noch mit altmodischen Rollenbildern herumschlagen. Die vorletzte Folge dieser Sammlung holt erneut Captain America auf den Bildschirm, der allerdings unter dem schurkischen Einfluss von Kingpin und Doctor Faustus steht. Den Abschluss bildet mit The Quest of the Red Skull ein Kampf gegen Marvels großen Nazi-Schurken, der mit einem versteckten Waffenlager nach der Weltherrschaft greift.

 

Versuchte Massentauglichkeit

Dass Spider-Man in dieser Serie kein Einzelkämpfer ist, wird eingefleischten Fans nicht unbedingt gefallen. Es kommt mir auch eher vor, als war dies ein Versuch, den Superhelden massentauglicher zu machen, mit Freunden, alltäglichem Gestichel wegen Verabredungen. Dem ist offenbar auch Spideys Lieblingsfeind J Jonah Jameson zum Opfer gefallen – ein Spinnenhasser passte wohl nicht so ganz, weshalb er nur Cameo-Auftritte bekommt.

 

Mit dem Hund Lion bekommen die Helden dafür einen putzigen kindertauglichen Sidekick, der auch einige große Helden-Momente bekommt. Zudem hat es durchaus seine Vorteile, wenn Spider-Man nicht den Alleinunterhalter gibt. Wenn die blöden Sprüche zwischen Peter und Bobby laufen wirkt das irgendwie lebensnaher und somit weniger nervend, als es z.B. in Spider-Man 5000 manchmal der Fall ist. Weniger Comic-Vorbildtreue ist in der Hinsicht sicher für ein breiteres Publikum geeignet.

 

Restlos gelungen ist der Versuch, einen massentauglichen Superheldenfreundeskreis zu schaffen, aber nicht. So wird die gute alte Tante May noch eine Spur dümmer dargestellt als üblich. Sie hat offenbar nicht einmal mitbekommen, dass ihr Haus zu einer geheimen wandelbaren Superheldenzentrale mit supertollen Geheimausgängen umgebaut wurde (wahrscheinlich, weil Bobby eine Art Teilzeitregierungsagent ist). So etwas ist ja auch leicht zu verpassen, Handwerke arbeiten bekanntlich extrem leise.

 

Ein wenig ringt die Serie auch mit dem Wandel der Zeiten. Videoman versprüht für die Seher von heute einfach nur Retro-Charme und ist somit schwer ernst zu nehmen. Ich kann mir auch nicht helfen: Die eine oder andere Szene wirkt schon stark danach, dass Firestar nicht zuletzt als heiße Maid in Nöten geschaffen wurde. Anno 2010 ist das nicht mehr recht politisch korrekt. Da geht eher rein, wenn die gute Black Knight vorhält, das wir nicht mehr im Mittelalter leben und eine Heldin sicher nicht daheim bleibt, wenn die Welt gerettet werden muss.

 

Die Sprache des Red Skull

Die komplette Sammlung der ersten Staffel von Spider-Man and His Amazing Friends ist auf Deutsch synchronisiert. Die komplette Staffel? Nein. Eine kleine Episode über die Machenschaften des Red Skull steigt auf Untertitel um. Dafür gibt es aber einen guten Grund: Die Folge wurde nicht im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, was wohl mit der in einer guten Red-Skull-Story unvermeidlichen Menge an Swastika-Symbolen zusammenhängt. Jedenfalls ist es somit ein Bonus, dass es mit den Untertiteln überhaupt eine deutsche Fassung der Folge gibt.

 

Abgesehen vom wohl politisch bedingten Anfall babylonischen Sprachgewirrs hat die deutsche Fassung das gängige Problem, dass viele Charakternamen übersetzt wurden – das war damals so Mode, auch, wenn es heute nicht mehr üblich ist. Sonst gibt es technisch wenig zu sagen. Gelegentliche leichte Bildfehler im digitalisierten Archivmaterial sind verschmerzbar. Extras oder besonders geniale Menüführungen gibt es wie eigentlich immer bei Clear Vision nicht.

 

Fazit:

Kurz gesagt: »Spider-Man and His Amazing Friends« ist irgendwie nicht Jacke und nicht Hose. So wirklich an eingefleischte Comic-Fans richtet sich die Serie mit dem sehr willkürlichen Team-Up wohl eher nicht. Sie scheint als Unterhaltung für ein breiteres Publikum gedacht und als solche durchaus in Ordnung. Die Frage ist, ob sich der Massenmarkt mit Comic-typischen Logiklücken – Stichwort Tante Mays Haus – anfreunden kann. Diese Klippe hätte Marvel auch noch umschiffen müssen, damit die Serie als Superhelden-Adaption für alle wirklich etwas kann.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329003716ab373a1f
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DVD:

Spider-Man and His Amazing Friends – Staffel 1

USA 1981

Clear Vision, 6. August 2010

Umfang: 2 DVDs

Laufzeit 310 Minuten

Sprache: Englisch, Deutsch (teilweise)

Untertitel: Deutsch (teilweise), Niederländisch, Finnisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1

FSK 12

 

ASIN: B003TWA5Y2

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.09.2010, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 11021