Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon
 
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Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Wie lässt sich altbekannten Superhelden eine neue Seite abgewinnen? Unter anderem durch die Variation des Settings. Auf diese Idee kam etwa Fabrice Sapolsky, der wohl als erster die Idee hatte, die Heroen mit ihren Superkräften in einer aus den Noir-Krimis bekannten Welt zu zeigen. Ab 2009 waren gleich mehrere Marvel-Helden in Noir-Settings zu bewundern. Der Italiener Carmine Di Giandomenico präsentierte mit Spider-Man Noir sogar zwei solcher Abenteuer des beliebten Netzschwingers aus der Nachbarschaft. In diese Fußstapfen treten nun Autorin Margaret Stohl und Zeichner Juan Ferreyra mit dem Sammelband Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon.

 

Auch in dieser Alternativwelt steckt Peter Parker hinter der Maske von Spider-Man und beschützt New York vor Verbrechern. Allerdings befinden wir uns im Jahr 1939 und Parker arbeitet auch nicht als Fotoreporter, sondern als Privatdetektiv. Bei einem Mordfall im Museum trifft er die Kuratorin Huma. Mit dieser macht er sich auf eine gefährliche Reise, die ihn zunächst nach London und Berlin und dann ins ferne Babylon führt. Seine Gegner sind dabei nicht nur Nazis und Superschurken, sondern auch Mächte aus einer anderen Welt.

 

Margaret Stohl (Captain MARVEL: Die gannze Geschichte, Sixteen Moons) gelingt es eindrucksvoll, Spider-Man in die 30er Jahre zu versetzen. Dabei variiert sie auch die Hauptfigur selbst etwas, was sich nicht auf dessen Look beschränkt. Die Handlung ist oft temporeich und bietet zudem einige Überraschungen. Darüber hinaus können Fans des Netzschwingers zahlreiche Anspielungen auf die Originalserie entdecken und sich über die Parkers gewohnt große Klappe und (Meta-)Kommentare freuen. Das alles sorgt für viel Spaß bei der Lektüre. Allerdings durchzieht das gelungene Noir-Setting nicht das ganze Comic, sondern prägt vor allem den ersten Teil. Danach erinnert die Handlung eher an klassische Abenteuerfilme á la Indianer Jones. Auch das ist durchaus reizvoll und anspielungsreich geraten. Gegen Ende wird die Story allerdings doch etwas zu phantastisch und pulplastig, was nicht so ganz zur anfänglichen Darstellung passen mag.

 

Juan Ferreyra (Old Man Logan, Punisher Kill Krew) obliegt die Illustration des Comics und der Argentinier leistet dabei wirklich hervorragende Arbeit. Das beginnt bei der dichten Atmosphäre zu Beginn. Hier greift der Zeichner bewusst viele klassische Elemente des Noir-Krimis auf. Das reicht vom archetypischen Hut und Trenchcoat bis zur typischen Gestaltung des Büros eines Privatschnüfflers. Zudem inszeniert er Spider-Man immer wieder ziemlich cool – etwa wenn dieser sich in großformatigen Panels mit wehendem Mantel durch die Luft schwingt. Auffällig ist, dass die Zeichnungen nicht vielfarbig gestaltet sind. Es handelt sich aber auch nicht um Zeichnungen im klassischen Schwarz-Weiß. Vielmehr ist die Gestaltung in Schwarz-Weiß-Rot – inklusive zahlreichen Grautönen – gehalten. Das wirkt absolut stimmig, vor allem weil es sehr gut zur Noir-Thematik passt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es jedoch für Fans der klassischen Serie, Spider-Man mit zwei Revolvern wild durch die Gegend ballern zu sehen.

 

Fazit:

Wer einen etwas veränderten Netzschwinger in einem ungewöhnlichen, aber schön ausgearbeiteten Setting sehen möchte und Noir-Krimis, Abenteuergeschichten und Pulp-Literatur etwas abgewinnen kann, ist mit »Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon« – auch wegen der tollen zeichnerischen Umsetzung – bestens bedient.

 

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Comic

Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Autor: Margaret Stohl

Zeichner: Juan Ferreyra

Originaltitel: Spider-Man Noir (2020) #1-#5

Panini, Mai 2021

Softcover, 123 Seiten

 

ISBN-10: 3741621951

ISBN-13: 978-3741621956

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 17.08.2021, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 20004