State of Play – Mord auf Seite Eins (DVD)
 
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State of Play – Mord auf Seite Eins (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Britische Krimi-Serien sind oft nur über Jahre in ihrem Heimatland bekannt und beliebt und laufen im deutschen Fernsehen oft an eher ungünstigen Sendeplätzen oder in Nischensendern, die sich gehobener Unterhaltung verschrieben haben. Erst wenn sie durch einen amerikanischen Kinofilm bekannt werden – fallen sie dann auch einer breiteren Öffentlichkeit ins Auge. So wie in diesem Fall. „State of Play“ wurde 2009 mit Ben Affleck und Russel Crowe verfilmt, die Handlung nach Washington verlegt. Die Serie mit dem gleichen Titel, auf die der Film basiert entstand bereits 2003 und lief hier gerade einmal in ARTE. Regisseur ist der heute recht bekannte David Yates.

 

Alles beginnt damit, dass Sonia Baker ermordet wird, die Assistentin des aus Liverpool stammenden Unterhausabgeordneten Michael Collins, der auch der Energiekommission vorsitzt, die dafür sorgen will, das die Öl-Produzenten härteren wirtschaftlichen Regeln unterliegen. Fast gleichzeitig wird auch ein junger farbiger Mann erschossen.

Während die Polizei eher im Dunklen tappt und nicht weiß, wo sie anfangen soll, ahnt der Journalist Cal McCaffrey vom „Herold“, das mehr dahinter steckt als nur Zufall oder ein Verbrechen aus Leidenschaft. Er wittert eine große Story, die einen Skandal sondergleichen aufdecken könnte. Nicht zuletzt wäre sein Blatt der Boulevard-Presse, die sich in wilden Mutmaßungen ergeht, einen Schritt voraus.

Als er heraus findet, dass sein Freund Michael Collins und die tote Sonia Baker ganz offensichtlich eine Affäre miteinander hatten und dann auch noch Hinweise auftauchen, dass Sonia durchaus Spionage betrieben haben könnten, wird es noch interessanter. Der Abgeordnete gerät unter Verdacht, denn es liegt nur all zu deutlich auf der Hand, dass er die Spionin ausschalten wollte, ehe sie ihn erpressen hätte können.

Collins kann dann aber doch noch durch ein Alibi entlastet werden, da ganz offensichtlich auch seine Politfreunde von den Machenschaften der Assistentin wussten und ebenso verdächtig sind.

Doch ist das wirklich die ganze Wahrheit?

Als Cal McCaffrey seine Nase tiefer in die ganze Angelegenheit hineinsteckt, wird ihm klar, dass hinter den Kulissen eine größere politische Verschwörung im Gang ist, deren Teilnehmer bereit sind über Leichen zu gehen. Die Unbekannten scheuen sich nun auch nicht, ihm Steine in den Weg zu legen und versuchen sogar ihm etwas in die Schuhe zu schieben, damit er weg vom Fenster ist. Schließlich landet er sogar im Gefängnis, weil die angeblichen Beweise gegen ihn zu erdrückend sind. Er versteht jetzt, dass er mitten in dem Sumpf aus Intrigen und Mord steckt und nur noch einen Ausweg hat: Er muss kämpfen.

So schlägt der gewiefte und erfahrene Journalist der Polizei einen Deal vor. Er will als Köder und Mittelsmann dienen, um endlich Licht in die Affäre zu bringen.

Doch eines verschweigt er selbst, und erst der Polizist, der ein Auge auf ihn haben soll, erfährt mehr: Pikanterweise verbindet Cal McCaffrey selbst mit Michael Collins Ehefrau eine leidenschaftliche Äffäre ... etwas, was seine Glaubwürdigkeit zerstören könnte und ihn tatsächlich schon bald in tödliche Gefahr bringt.

 

Die Geschichte kann man durchaus in einen Film, der vielleicht nur ein Viertel so lang ist wie die Serie packen, dabei gehen aber meistens die kleinen Details und Entwicklungen verloren, wie man sehr gut merken kann. Die sechsteilige Fernseh-Serie entwickelt sich langsam und nimmt sich Zeit, die wichtigsten Personen und ihre Motive einzuführen, die Arbeit der Polizei und die Eingriffe der Presse zu zeigen, die auf der einen Seite recht hilfreich sein können, auf der anderen Seite aber auch sehr hinderlich sein können. Cal McCaffrey und Michael Collings balancieren auf dem schmalen Grad zwischen Wahrheit und Lüge, Understatement und Übertreibung und begehen mehrfach Fehler, die nur schwer wieder auszubügeln sind. Das macht sie aber auch sehr menschlich und deshalb zu idealen Identifikationsfiguren für den Zuschauer.

Zusammen mit dem Journalisten entdeckt man nach und nach, was eigentlich hinter dem Mord steckt und bekommt manchmal sehr deutlich vor Augen geführt, dass zu viel Neugier tödlich enden kann, man ohne sie aber nichts heraus bekommt. Geschickt wird mit Andeutungen und Vermutungen gespielt, oft genug erweist sich der augenscheinlichste Hinweis als Sackgasse, während die weniger beachteten Details näher an das Ziel heran führen. Und wie immer muss man erkennen, dass die Wahrheit oft schlimmer ist, als das was die Presse erfindet.

Bald schon verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse, denn jeder der Beteiligten hat einiges zu verbergen und nicht einmal Freunde und Geliebte können sich am Ende wirklich trauen.

Das ist geschickt in Szene gesetzt und trotz der wenig actionreichen Handlung sehr spannend gemacht. Man folgt interessiert den Dialogen, denn sonst könnte man den Zusammenhang ja verpassen und am Ende verwirrt sein.

Dabei fragt man sich, ob die Serie nicht sogar ein Stück Wirklichkeit spiegelt, denn das Verhalten der Figuren ist absolut glaubwürdig und nachvollziehbar, da sie Menschen mit Leidenschaften und Schwächen sind und keine moralisch integeren Überhelden. Die Schauspieler verkörpern ihre Rollen gekonnt und verleihen ihnen einen gewissen Charakter, der weit über das Drehbuch hinaus geht.

Allerdings sollte man auf der anderen Seite nicht zu viele Actionszenen erwarten, denn auch die Dramatik ist eher unterkühlt und verzichtet darauf, die auf der anderen Seite des Atlantiks so beliebten Polit-Klischees zu bemühen.

Die Aufmachung selbst ist akzeptabel, wenngleich es auch keine Extras gibt. Die Folgen entsprechen der Ausstrahlung bei ARTE, Bild und Ton sind in Ordnung.

 

 

Fazit:

Damit ist „State of Play“ ein spannender Politthriller für alle diejenigen, die es eher britisch unterkühlt als klischeehaft-amerikanisch mögen. Geschickt seziert die Serie die Machenschaften, die in der Politik durchaus an der Tagesordnung sein dürften und die Arbeit der Presse, die nur beim geringsten Hinweis gleich eine Sensation wittert und zugreift wo sie kann. Man erlebt äußerst glaubwürdig Polizei- und Pressenarbeit mit und kommt einer Intrige auf die Spur, die nicht minder explosiv ist, ohne dass gleich Materialschlachten und große Gefühle aufgeboten werden.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191141194d61525c
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DVD:

State of Play – Mord auf Seite Eins

GB 2003

6-teilige Fernsehserie

Produzent: Hilary Bevan Jones

Regie: David Yates

Drehbuch: Paul Abbott

Sprache: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Bildseitenformat: 16:9

Anzahl Disks: 2

FSK: 16

Polyband & Toppic Video/WVG, 28. August 2009

Spieldauer: 300 Minuten

6 Episoden a ca. 50 min

 

ASIN: B002D5LUGS

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

John Simm

Davild Morrissey

Bill Nighty

Kelly MacDonald

James McAvoy


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Erstellt: 04.10.2009, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 9300