Rezension von Christel Scheja
Epische Science Fiction und dystopische Szenarien müssen nicht immer mit großen, welterschütternden Katastrophen und Dramen einhergehen. Manchmal funktionieren sie auch auf eine stillere Art, die von den Menschen selbst geschaffen wurde, die Entwicklung aber zum Stillstand gebracht hat. Das erkunden Autor Matt Hawkins und Zeichner Raffaele Ienco in ihrer Miniserie „Symmetry“.
Die Zukunft scheint perfekt zu sein. Die Menschheit hat Kriege und Streitigkeiten besiegt. Eine künstliche Intelligenz namens RAINA begleitet jede Generation von neuem auf ihrem weg von der Kindheit bis zum Altwerden. Jeder kennt seinen Platz, selbst der Partner mit dem Kinder entstehen sollen, wird vorherbestimmt. Man liebt in Frieden und Harmonie miteinander – es könnte nicht besser sein.
Auch Michael und Matthew wurden in diese perfekte Welt hinein geboren und kennen nichts anderes. Bis zu dem Tag, an dem eine Katastrophe sie aus ihrem vertrauten Leben wirft und sie draußen in der Wildnis erstmals ohne RAINA und die Errungenschaften der Technik auskommen müssen. Es geht ums nackte überleben, aber auch um die Entdeckung von Freiheit, Individualität und Selbstbestimmung.
Ausgerechnet eine dunkelhäutige Frau namens Maricela wird dann auch noch zu dem Anlass, der Michael um sein Leben kämpfen und einen neuen Weg suchen lässt.
Symmetry geht einen sehr interessanten Weg bei der Schilderung der perfekten Gesellschaft. Der Autor nutzt natürlich auch genügend Klischees – künstliche Intelligenz hat dafür gesorgt, dass auf der Erde Frieden und Wohlstand herrschen, die Menschen sich nicht mehr um Ressourcen und Machtbefugnisse streiten. Künstliche Intelligenzen kontrollieren alles und schalten Störfaktoren aus, wo sie können, aber natürlich hat das Paradies auch seine Schattenseiten.
Mit einem simplen Trick lässt die Geschichte auch den Leser schnell erkennen welche. Die Helden werden aus ihren vertrauten Leben gerissen und stellen deshalb fest, was man ihnen alles verwehrt hat, angefangen von der Auslebung von Individualität und freiem Willen bis hin zur Selbstbestimmung.
Doch das ganze hat einen sehr interessanten Twist, der die Handlung dann nach und nach aus den ausgetretenen Pfaden löst und zu etwas ganz Neuem und Ungewohntem macht.
Das Geschehen ist in eine actionreiche Handlung eingebettet, setzt aber in erster Linie tatsächlich auf die Menschen, die sehr unterschiedlich auf die Wahrheit reagieren, der sie nun ins Auge sehen müssen.
Heraus kommt eine „Science Fiction“-Geschichte, die ihre Bezeichnung auch verdient denn sie spricht spannende Themen auf eine ungewöhnliche Weise an und bietet zugleich eine Lösung, die vom üblichen Schema abweicht.
Wer Lust auf einen halbwegs anspruchsvollen aber dennoch actionreichen Comic hat, der sollte ruhig zu „Symmetry“ greifen, denn die Geschichte bietet einen guten Mix aus Abenteuer und Tiefgang, den man so in dem Genre selten findet.
Nach oben