Terra Incognita (Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Bd. 1)
 
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Terra Incognita

Reihe: Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Eigentlich ist das Leben nur für die Passagiere auf dem Luxusraumer „Kometenstaub“ ein Zuckerschlecken und nicht unbedingt für das Personal. Das bekommt die junge Navigatorin Granit schmerzhaft zu spüren, als sie wegen wiederholten Zuspätkommens und anderer kleiner Ärgernisse kurzerhand zur Kellnerin in einer der zahlreichen Bordbars degradiert wird, als sie den Bogen ihrer Unbotmäßigkeiten überspannt.

Dort darf sie sich mit nicht immer fehlerfreien Geräten und zickigen Passagieren herum schlagen, so wie der verwöhnten Göre Callista, die auf der Suche nach einem reichen Ehemann ist und sie nebenher deutlich spüren lässt, was sie von Dienstpersonal hält.

Die impulsive Granit bemüht sich, die Spitzfindigkeiten mit Humor zu nehmen und versucht lieber mit dem jungen Bordtechniker Narvarth zu flirten, der bei den beiden Frauen weilt, um einen Eisspender zu reparieren, aber eher Augen für Callista hat.

Doch dann bekommen sie urplötzlich andere Probleme.

Durch einen kosmischen Sturm außer Kontrolle und vom Kurs abgeraten steuert die „Kometenstaub“ den Planeten Ythaq an. Beim Eintritt in die Atmosphäre zerbricht das Schiff und geht an verschiedenen Orten des Planeten nieder.

In ihrer Zelle überleben nur Granit, Callista und Narvarth.

Kaum haben sie das Wrack verlassen, bekommen sie neuen Ärger. Eingeborene aus dem Volk der Banfoo nehmen sie gefangen und wollen sie wegen Zerstörung von ein paar Hütten ihres Dorfes zum Tode verurteilen.

Doch ein anderer Einheimischer ergreift überraschend Partei für sie und erwirkt sogar deren Freilassung. Tao der Feng ist ein Gelehrter und durchaus mit der Sternenwelt vertraut. Er wird für die drei schon bald die wichtigste Person auf Ythaq, denn er kennt die Sitten und Gebräuche der Einheimischen und kann deren Erzählungen deuten.

Gemeinsam mit ihm machen sich die drei auf die Suche nach anderen Überlebenden des Absturzes. In einer großen Stadt erhalten sie wichtige Hinweise auf andere Wrackteile, die hoch im Norden niedergegangen zu scheinen. Aber sie machen auch jemanden auf sich aufmerksam, der großes Interesse an Fremden von den Sternen und deren Technologie hat: die machtgierige Herrscherin Ophyde und ihren skrupellosen Handlanger Dhokas.

 

Francobelgische Science Fiction-Serien neigen oft zu zwei Extremen: Entweder sind sie hoch technisierte und von philosophischen Fragen getragene, völlig abgedrehte Dystopien oder aber sie tendieren nicht nur in ihrem exotischen Setting sehr stark zur Fantasy.

„Die Schiffbrüchigen von Ythaq gehört zu dieser zweiten Kategorie, was man sich beim Autor schon fast hätte denken können. Christophe Arleston verfasst überwiegend Fantasy-Serien und das bekommt man auch hier wieder zu spüren.

Seine Helden mögen zwar aus einer hochtechnischen Gesellschaft stammen, aber schon die Inneneinrichtung und die Kleidung der Besatzung und Passagiere wirken archaisch und das setzt sich auf dem Planeten fort. Ihrer technischen Gerätschaften nach und nach beraubt müssen die drei Helden immer mehr auf traditionelle Fortbewegungsmöglichkeiten und Waffen zurückgreifen. Und sie entwickeln wie Granit überraschende Fähigkeiten, die ein wenig an Magie erinnern.

Und so setzt das Abenteuer auf exotische Szenerien, abgedrehte Charaktere und viel Humor. Die drei Helden haben ihre unverkennbaren Eigenheiten: Granit ist eine toughe Powerfrau, die genau weiß, was sie will und so gut wie keine Furcht zeigt, Callista benimmt sich zwar durchweg wie eine verwöhnte Göre, entwickelt in brenzligen Situationen allerdings auch überraschende Unverfrorenheit und Überlebenswillen.

Narvarth, der dritte im Bunde ist zwar gut aussehend und geschickt, aber nicht unbedingt ein Vorbild was Klugheit und Mut angeht. Als eher sanfter und Gedichte liebender Trottel steht er zwischen den beiden Frauen, himmelt Callista an, bemerkt aber in seiner Blauäugigkeit nicht das Werben von Granit. Und Callista schließlich ist nicht ganz uninteressiert an der Navigatorin.

Das führt immer wieder zu Reibereien zwischen den drei Helden, die sich mit lispelnden Aliens, gefährlichen Monstern und schließlich auch noch skrupellosen Söldnern herum schlagen müssen.

Die Geschichte besitzt nicht unbedingt viel Tiefgang. Sie will in erster Linie unterhalten, zum Schmunzeln bringen und soweit fesseln, dass der Leser auch wissen möchte, wie es weiter geht. Dem entsprechend wird in diesem Band auch noch längst nicht alles verraten, er dient in erster Linie dazu, die Charaktere vorzustellen und mit all ihren Macken und Eigneheiten einzuführen.

Der feine, lebhafte und sehr elegante Zeichenstil von Adrien Floch und die leuchtenden, aber angenehm aufeinander abgestimmten Farben von Crazytoons geben ihr Übriges dazu, um die augenzwinkernde Atmosphäre der Geschichte zu vertiefen.

Insgesamt weiß „Terra Incognita“ durch seinen lockeren Erzählstil zu gefallen, auch wenn einige Wendungen und Figuren nur all zu Arleston-typisch sind, so erinnert Granit in ihrer unkomplizierten, direkten Art sehr stark an Cixi aus „Lanfeust“ und Narvarth selbst ist einer der naiven gutgläubigen aber liebenswerten Trottel, die man in seinen Geschichten immer wieder als Haupt- oder Nebencharaktere findet.

 

So richtet sich die Reihe„Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ vor allem an Leser, die heitere Abenteuergeschichten zwischen Science Fiction und Fantasy mögen und nur gute und farbenprächtige Unterhaltung erwarten.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250757104877af13
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Comic:

Terra Incognita

Reihe: Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Bd. 1

Autor: Christophe Arleston

Zeichner: Adrien Floch

Hardcover-Album, 62 Seiten

Splitter, Oktober 2006

ISBN: 978-3-939823-04-9

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 11.10.2007, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 08:14, 5053