The Dixie Chicks: Shut up & sing (DVD)
 
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The Dixie Chicks: Shut up & sing

Filmkritik von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Die USA besitzen eine riesige Musiklandschaft, deren größte Stars international so wenig bekannt sind, wie unsere Helden der Volksmusik im Ausland. Nur ganz selten gelingt es Künstlern der Folk- und Country-Szene überregional für Aufsehen zu sorgen und daher wurde auch bei uns der Skandal um die Dixie Chicks in den Nachrichten verbreitet.

Die Sängerin Natalie Maines hatte während eines Konzertes in London den Spruch fallen lassen, dass sie sich dafür schämten, dass der Präsident der USA, gemeint war Geroge W. Bush, wie sie aus Texas käme.

In der Dokumentation von Barbara Kopple und Cecilia Peck wird diese Szene in ihrer ganzen Nebensächlichkeit gezeigt, ein Spruch, wie ihn tausende Bands in tausenden Konzerten in ähnlicher Art und Weise sagen könnten, ohne dass auch nur ein Hahn danach krähen würde.

Der Abend war toll, die Fans in London fantastisch, die Band auf dem Höhepunkt ihres (Genre)Erfolges und es war Krieg. Krieg im Irak, den man bekanntlich in Europa nicht einmal halb so notwendig erachtete, wie im Heimatland der Freiheit. Da kommt so ein neckischer Anbiederungsversuch an das Publikum ganz gut, nach dem Motto: Hey, wir sind nicht nur dumme Küken aus den Südstaaten, wie der Bandname vermittelt. Wir können mehr.

Und genau dieses Mehr hatte man nicht von ihnen erwartet.

Denn die Country-Szene der USA ist nicht nur konservativ, sie ist in erster Linie patriotisch.

Als Bush die Nation für die den Kampf gegen die Achse des Bösen einschwört, ruft das Herz eines wahren Amerikaners ein kräftiges Ja in die Welt.

Plötzlich aber tönen die verehrten Counrty-Mädels gegen ihren Präsidenten. Verrat und Sakrileg!

Während die Chicks auf Europatournee sind, schlagen jene lapidaren Worte riesige Wellen. CDs werden vernichtet, es hagelt Radioboykotte und böse Verleumdungen ziehen durch die Presse.

Die Band ist geschockt. Besonders für die beiden Schwestern Martie Maguire und Emily Robison ist das unfassbar, die Band ist ihr Lebenswerk, gerade erst war man dabei die Country-Band schlechthin zu werden und nun aufgebrachte Fans und verbannte Musik. Auch hier ist die Kamera dabei. Zeigt das Entsetzen in den Gesichtern, die Fassungslosigkeit. Dann Abwiegeln, Schadensbegrenzung und - letztendlich Trotz.

Irgendwann wird es der selbstbewussten Maines zu viel. Ihr die Meinung verbieten zu wollen. Ihre Freiheit beschneiden.

Die Schwestern werden mitgerissen, immer an der Grenze zur Verzweiflung, doch die Ereignisse sind größer als sie, zunächst zumindest.

 

Die beiden Dokumentarfilmerinnen hatten die große Chance, von Anfang an bei etwas dabei zu sehen, dass bei der Planung des Projekts nicht absehbar war. Anstelle einer Dokumentation über erfolgreiche Country-Künstler weitet sich der Film zu eine dramatischen Betrachtung eines Karriereknicks, Sie sind dabei, wenn die Band erkennen muss, dass sie die Country-Szene auf Jahre vergrault haben, dass ihre alten Fans fortlaufen.

Es beginnt eine Konzentration auf die eigenen Werte, Familie, Musik. Wie eine enge Freundin ist die Kamera dabei. Geburt, Einkaufsgespräche.... Wechselweise erleben wir die Momente aus 2003 sowie 2006.

Das große Manko ist aber genau diese subjektive Sicht. Wir bekommen die Band als Opfer zu Gesicht, die sich scheinbar ganz allein gegen die aufgebrachte Meute wehren muss. Von den vielen Sympathieaktionen zu ihren Gunsten, die weltweite Unterstützung, bekommt man gar nichts mit. Dadurch rutschen viele Momente ins Sentimentale ab, wird aber auch die Bindung zum Zuschauer größer.

Wie verzerrend diese dadurch suggerierte Nähe zu den drei Frauen ist, bemerkt man spätestens, wenn man sich das Interview anschaut, dass neben dem Film auf der DVD zu finden ist. Natalie Maines wirkt hier, als ob sie den Film hassen würde für seine Öffentlichkeit, für die viele obszönen und voyeuristischen Blicke in ihr Innenleben oder dessen, was die Filmemacherinnen dafür hielten. Genervt schweigt sie und erartet sehnsüchtig das Ende des Pflichtinterviews.

Aber eines sollte auch sie dem Film zu Gute halten. Hinterher verspürt man den unbedingten Drang, sich das Album der Chicks zu kaufen.

 

Qualitativ ist die DVD etwas dürftig. Die Tonspur in Stereo, was den Musikstücken nicht so ganz gut steht. Mit den deutschen Untertiteln kommt man zurecht nur die Features sind nicht sehr umfangreich. Trailer und Interview - keine weiteren Infos zur Band oder wenigstens ein/zwei Musikvideos hätten hier Wunder wirken können.

 

Fazit:

Ein sehr persönlicher Blick auf eine Band, die einen historischen Moment erlebte und dabei von Country-Ikonen zu etwas ganz anderes wurden. Spannend, melodramatisch und vor allem ein Stück amerikanische Zeitgeschichte, ist „Shut up & sing“ eine beachtenswerte Dokumentation.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032822191901a053a5
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DVD:

The Dixie Chicks: Shut up & sing

USA, 2006

Regie: Barbara Kopple, Cecilia Peck

FSK: 6

Laufzeit ca. 88 Minuten

DVD-Veröffentlichung: 04.02.2008

 

ASIN: B00103N3LY

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Martie Maguire

Natalie Maines

Emily Robison

Simon Renshaw

 

Weitere Infos:

Es wurde ein Pressemuster rezensiert. Daher können leider keine Aussagen über das Cover oder den Umfang der Kaufversion gemacht werden.


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Erstellt: 06.03.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 12:15, 5975