Thirteen – Ein Gestohlenes Leben
Rezension von Christel Scheja
Britische Drama-Serien sind dafür bekannt, dass sie auch unangenehme Themen aufgreifen und diese mit allen Konsequenzen durchziehen. Man darf nicht immer davon ausgehen, dass am Ende alles wieder gut ist, ein bitterer Nachgeschmack bleibt oft genug immer zurück und lässt nachdenklich zurück. Das beweist auch die fünfteilige Thriller-Serie „Thirteen“.
Vor dreizehn Jahren verschwand Ivy Moxam spurlos. Die Polizei hat immer angenommen, dass sie entführt und später vielleicht ermordet wurde. Ersteres stimmte, letzteres aber nicht. Denn die nunmehr 26-jährige ist immer noch am Leben. Als es ihr gelingt, aus ihrem Kellergefängnis auszubrechen, muss sie erst einmal beweisen, dass sie genau die ist, die sie behauptet zu sein.
Auch sind weder die Zeit noch das Verbrechen an ihrer Familie spurlos vorbei gegangen, auch wenn sie Ivy zweifelsfrei wieder erkennen. Dennoch versuchen sie für das Mädchen, das so lange verschwunden war, erst einmal wieder da zu sein und gaukeln ihr ein immer noch intaktes Familienleben vor.
Derweil hat die Polizei andere Probleme. Der Entführer ist immer noch auf freiem Fuß und seine Gefangene leider nicht so gesprächsbereit, wie sie sein sollte. Was also hat sie zu verbergen? Oder ist sie emotional immer noch an ihren Peiniger gebunden?
Brenzlig wird es dann allerdings, als der Mann, der auch Ivy gefangen hatte, ein weiteres Mädchen entführt und sie versteckt, wiederum eine Dreizehnjährige. Nun scheint viel an Ivys Kooperationsbereitschaft zu liegen, um ein noch schlimmeres Verbrechen zu verhindern, aber ist die junge Frau, die immer noch mit den Folgen der Gefangenschaft kämpft, überhaupt bereit dazu, zumal immer mehr Unstimmigkeiten auftreten, als sie die dreizehn Jahre, die sie in dem Keller verbracht haben sollen, genauer unter die Lupe nehmen. Hat sie vielleicht sogar gelogen?
Manchmal kommt es vor, dass verschwundene Mädchen aus heiterem Himmel wieder auftauchen, die man schon längst für tot gehalten hat, gelegentlich entdeckt man sie auch gefangen in irgendwelchen speziell von den Peinigern umgebauten Kellern.
Aber natürlich bieten diese realen Geschehnisse neben viel Familiendrama und tränenreichen Charaktergeschichten natürlich auch Stoff für einen spannenden Thriller, der schon bald unangenehme Fragen stellt.
Was also, wenn das arme Opfer vielleicht nicht ganz das Opfer ist, wie es scheint und immer mehr Zweifel über die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen aufkommen? Gerade wenn der Täter immer noch auf freiem Fuß ist, und seine Tat zu wiederholen scheint? Und sie die einzige ist, die wichtige Hinweise geben könnte, aber nicht wirklich will?
Die Geschichte jedenfalls schafft es über den Verlauf der fünf Folgen die Spannung zu halten und den Zuschauer mitfiebern zu lassen und die Stimmung der Zuschauer geschickt zu manipulieren. Natürlich hat man zunächst mit ihr Mitleid und hofft, dass sie trotz der Veränderungen ihrer Familie wieder Fuß fassen kann, aber gleichzeitig mit den Zweifeln der Polizei wachsen auch die eigenen und man fragt sich, ob sie nicht ganz gelogen hat.
Das Mädchen hüllt sich natürlich derweil in Schweigen, bleibt über weite Strecken undurchschaubar und stumm, gibt Rätsel auf, wo keine sein müssten und beschäftigt damit die Ermittler, die ihrerseits ganz menschlich reagieren.
Die Schauspieler tauchen tief in ihre Rollen ein und schaffen es, ihren Charakteren glaubwürdig Leben zu verleihen und interessant zu machen, so dass man irgendwann beginnt auf jede Regung von Ivy und Co. zu achten und mit den Ermittlern zu rätseln.
Fazit:
Heraus kommt bei „Thirteen – Ein Gestohlenes Leben“ so eine intensive Geschichte, die vielleicht weniger durch Action auffällt, als die spannende Handlung und das nuancierte Spiel der Figuren, das nahe an der Wirklichkeit bleibt.
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