Reihe: Die Asgard-Saga Bd.1
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Ein Mann erwacht ohne Gedächtnis in einem tosenden Schneesturm und kann sich noch nicht einmal an seinen eigenen Namen erinnern. Schon bald muss er gegen ein Wolfsrudel um sein Leben kämpfen, wobei er von unerwarteter Seite Hilfe erhält. Überraschend stößt er auf eine Familie, die von Kriegern mit seltsamen Masken überfallen wurde und steht ihnen bei. Man hält ihn für niemanden geringeren als Thor, den Donnergott. Aber das scheint ihm natürlich absurd. Doch warum hat er dann immer wieder diese seltsamen Träume? Schon bald gerät der Mann ohne Vergangenheit zwischen die Fronten eines Konfliktes zweier Machtblöcke: Asgard und Midgard.
Wolfgang Hohlbein ist mit einer verkauften Auflage von über 35 Millionen Büchern der erfolgreichste deutsche Fantasyautor. Bereits 1987 beschäftigte er sich zusammen mit seiner Frau Heike in "Midgard" mit der nordischen Sagenwelt. "Thor" hat mit diesem Band allerdings nichts zu tun, sondern stellt vielmehr den Auftakt zur "Asgard-Saga" dar, die ein gemeinsames Projekt von Wolfgang Hohlbein und der Heavy-Metal-Gruppe "Manowar" ist.
Immer wieder besticht "Thor" durch überraschende Wendungen, mit denen der Autor sein Publikum zu überraschen vermag. Wolfgang Hohlbein gelingt es die Spannung über weite Strecken durch sorgsam konstruierte Spannungsbögen auf einem hohen Niveau zu halten. Unweigerlich rätselt der Leser zusammen mit dem Protagonisten über dessen Identität. Dazu versucht er die dargebotenen Puzzleteile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzusetzen, das immer wieder modifiziert werden muss. Stimmig und akribisch wird zudem der Charakter der Hauptfigur, die ein wenig an andere Hauptfiguren aus den Werken Hohlbeins - etwa Skar aus dem "Enwor-Zyklus" - erinnert, ausgelotet.
Etwas eintönig wird der Plot aber zuweilen, weil er streng monoperspektivisch ist. Sicherlich handelt es sich bei Thor um eine interessante Figur, aber dem Buch hätte die Integration weiterer Erzählstränge auf jeden Fall gut getan. So bleiben dann auch andere Charaktere recht blass. Loki etwa wirkt hier eher naiv und ist weit vom durchtriebenen Trickster entfernt, als welcher er in der nordischen Sagenwelt berüchtigt ist. Überhaupt gestaltet Hohlbein die Handlung und die einzelnen Figuren sehr frei und modifiziert die Vorlage erheblich. Zuweilen benutzt der Autor leider recht stereotype Formulierungen und Plotentwicklungen, die schon ein wenig abgenutzt wirken. So werden mehrmals Charaktere von ihren Gegnern gefangen, entkommen dann aber wenig später trotz massiver Sicherheitsvorkehrungen. Zudem ist das Finale - ohne hier zu viel verraten zu wollen - zwar effektvoll und sicherlich passend zum Sound von Manowar, aber auch etwas übertrieben und einseitig. ´A one man show, which is over the top` würde der Engländer hier zu recht konstatieren.
Das Rezensionsexemplar enthielt außerdem eine auffällig hohe Anzahl an Druckfehlern, was aber bei der Lektüre eher befremdlich als störend wirkte.
Fazit:
"Thor" weiß in puncto Spannung zwar durchaus zu gefallen, wirkt aber an einigen Stellen etwas zu routiniert und einseitig, um ein ganz großer Wurf zu sein.