Tiger-Eye (Autorin: Majorie M. Liu)
 
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Tiger-Eye von Majorie M. Liu

Rezension von Christel Scheja

 

Sie werden gerne als Fantasy oder phantastische Romane verkauft - aber eigentlich sind sie etwas ganz anderes: Leidenschaftliche Liebesromanzen, die dem männlichen Partner der Beziehung eine übersinnliche Note verleihen, aber ansonsten den üblichen Klischees folgen: „Sie“ trifft „Ihn“, und obwohl die junge Frau sich zuerst gegen ihre Gefühle wehrt, weiß sie doch im tiefsten Inneren ihres Selbst, dass dieser Mann, so fies, gemein und machohaft er auch sein kann, doch der einzig Wahre in ihrem Leben ist.

Früher genügte es, den Männern einen exotischen Beruf wie Pilot, Abenteurer oder Söldner zu geben, heute stammen sie aus der Vergangenheit, sind Unsterbliche oder gar Werwesen, die vielleicht auch noch unter einem Fluch stehen.

 

Das ist in „Tiger-Eye“, dem Debut von Marjorie M. Liu der Fall. Dela Reese, eine junge Frau, die in ihrem Leben schon viel erreicht hat und ein sicheres finanzielles Polster besitzt, liebt es in fremden Ländern auf den Märkten herumzustöbern, auf die es nicht unbedingt westliche Touristen verschlägt.

Dort hofft sie ungewöhnliche und kostbare Schnäppchen zu machen. Dies scheint der Fall zu sein, als ihr auf dem Pekinger Markt von einer alten Chinesin eine alt wirkende Juwelenschatulle regelrecht aufgedrängt wird. Den Haken an dem Spottpreis erfährt sie schon bald: Denn kaum öffnet sie das Kästchen entströmt diesem Nebel und ein archaischer Krieger von hünenhafter Statur materialisiert vor ihren Augen.

Der Fremde zeigt jedoch keine Feindseligkeit, sondern stellt sich erst einmal als Hari vor. Er erklärt ihr, dass er vor über zweitausend Jahren durch den Fluch eines finsteren Magiers an die Schatulle gebunden wurde und seither all jenen zu Diensten sein musste, die das Kästchen besaßen. Vorher lebte er in Freiheit, als Teil seines Clans, der die Fähigkeit besaß, die Gestalt eines Tieres anzunehmen. Doch da ihm die Haut gestohlen wurde, sind ihm von seinem Tigererbe nur die Augen geblieben.

Dela ist von dem Mann und seiner Vergangenheit fasziniert. Sie beschließt mehr über sein Schicksal heraus zu finden, um ihm zu helfen und damit vielleicht den Fluch zu lösen, doch ihn China selbst scheinen alle Spuren im Sand zu verlaufen. Schließlich sorgt sie auch noch mittels guter Verbindungen dafür, dass er mit ihr nach Amerikas ausreisen kann.

Je länger sie jedoch beieinander sind, um so mehr fühlt sich Dela zu Hari hingezogen, denn er ist all das, was sie sich je von einem Mann erträumt hat - stark und zärtlich, stolz und leidenschaftlich. Doch werden ihre Gefühle erwidert, und ist er wirklich frei von dunklen Absichten?

 

Wie in solchen Romanen üblich stehen die beiden Hauptpersonen und ihre sich langsam entwickelnde Beziehung im Vordergrund, der exotische Hintergrund Haris ist eher Staffage, um ihn ein wenig reizvoller zu machen. Denn welche Frau spielt nicht ab und zu gerne mit dem „Biest im Manne“? Auf eine großartige Charakterzeichnung oder gar Weiterentwicklung der Figuren wird nicht viel Wert gelegt, ebensowenig auf Konflikte.

Zwar gibt es auch noch einen Gegenspieler, aber der ist eher blass und unscheinbar - fällt letztendlich nicht weiter ins Gewicht. Er ist nur einer der kleinen Widerstände, die die Liebe zwischen den Helden bedroht, kein ernst zu nehmender und schon gar nicht interessanter Widerpart. So plätschert die Geschichte über weite Strecken dahin und lässt trotz aller Exotik an Spannung vermissen, überraschende Wendungen sollte man nicht erwarten.

 

Heraus kommt ein typischer Liebesroman mit einigen wenigen phantastischen Elementen, die aber nicht unbedingt das Label Fantasy rechtfertigen. Nur wer eine romantische Ader hat und die Schilderungen einer Liebesbeziehung auch ein wenig deftiger mag wird Gefallen an dem Roman finden, Leser, die eher nach aufregenden oder epischen Abenteuern suchen werden von dem Buch bitter enttäuscht werden.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404261058345432b3ae
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Titel: Tiger-Eye

Autorin: Majorie M. Liu

broschiert, 448 Seiten

Blanvalet, erschienen November 2007

ISBN 978-3-442-24497-3

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Wolfgang Thon

Titelbildvon Martha Dalig

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 14.11.2007, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 20:18, 5271