Rezension von Bine Endruteit
Timmy will nächstes Jahr sein sehnlichst gewünschtes Holzpferdchen bekommen, deswegen braucht der Henker mehr Arbeit. Was erst etwas seltsam klingt, ist für den kleinen Timmy jedoch völlig logisch, denn als er dieses Jahr nur einen mickrigen Kreisel bekam, wollte er dem Weihnachtsmann nochmal genau sagen, was er sich wirklich wünscht, doch dabei beobachtete er, wie sein Vater ihm zwei Penny gab und außerdem, dass die Jacke und der weiße Rauschebart nur ein Kostüm waren: Darunter verbirgt sich der Henker von London. Für Timmy ist die Sache nun ganz klar: Der Henker IST der Weihnachtsmann, aber er hat so wenig Geld, dass sogar sein armer Vater ihm etwas abgibt. Kein Wunder, finden doch immer weniger Hinrichtungen statt. Deshalb will Timmy das ganze Jahr über dem Weihnachtsmann helfen, an Geld zu gelangen, damit er sich im Dezember einen Schlitten, Rentiere und die Geschenke leisten kann. Er trommelt also all seine Freunde zusammen und eine stattliche Gruppe von kleinen Kindern sorgt nun dafür, dass der Henker wieder Köpfe rollen lassen kann. Erst decken sie nur Verbrechen auf, doch nach und nach sorgen sie sogar selbst dafür, dass London nicht mehr sicher ist. Und Weihnachten rückt immer näher...
Rezension:
"Timmy kennt den Weihnachtsmann" ist eine wirklich bösartige Geschichte über die Geheimnisse des Weihnachtsfestes. Christian von Aster ist bekannt für seine satirischen Texte. Und das zu Recht, wie er mit dieser Erzählung erneut erfolgreich beweist. Man fühlt sich an eine Welt wie in Charles Dickens "Weihnachtsgeschichte" erinnert, nur das hier längst nicht alles gut wird. Timmys Mutter wird zur Prostituierten, sein Vater zum Schläger, seine Freunde sterben sogar, doch all das geht mit einer Selbstverständlichkeit und teilweise sogar durchaus positiven Nebenwirkungen vonstatten. Die Idee einen Henker zum Weihnachtsmann werden zu lassen, jedenfalls in der Welt des kleinen Timmy, ist unnachahmlich gut.
Asters unnachahmliche Art, seinen morbiden Humor vorzutragen, zieht den Zuhörer sofort in seinen Bann. Irgendwie ahnt man schon, was passieren könnte, aber es kommt doch immer noch schlimmer. Und fast schon schämt man sich ein bisschen, dass man bei so schwarzem Humor Spaß haben kann. Aber man hat und das ist gut so, denn eine Satire von solcher Qualität findet man viel zu selten. Christian von Aster ist außerdem ein ebenso guter Autor wie Erzähler und weiß seine Geschichten spannend und fesselnd vorzutragen.
Neben "Timmy kennt den Weihnachtsmann" befinden sich noch drei weitere, jedoch wesentlich kürzere Geschichten auf der CD, die dem Titelgeber in ihrer Qualität jedoch in nichts nachstehen. In "Post aus Weihnachtsmanns Tintenfass" hören wir von einem Mann, der als Weihnachtsbriefe-Schreiber arbeitet und den gestressten Menschen so diese lästige Arbeit abnimmt. Zugegeben, in Zeiten des Internets entspricht sie vielleicht nicht mehr ganz dem Zeitgeist, das nimmt ihr aber nichts von der durchaus nicht gerade subtilen Kritik an der Gesellschaft. "Knecht Rubrecht packt aus" ist aus der Sicht von eben diesem verfasst und berichtet von der Wahrheit über den Weihnachtsmann und die Trolle. Und zuletzt wird in "Dunkle Geschäfte" noch ein vom Weihnachtsmann gut gehütetes Geheimnis verraten.
Fazit:
Hier findet man insgesamt vier sehr unterschiedliche und bitterböse Weihnachtsgeschichten auf einer CD vereint. Christian von Aster überzeugt mit einer gelungenen Satire und jeder Menge schwarzem Humor. Auch nach Weihnachten kann man mit den Geschichten jede Menge Spaß haben. Eine absolute Kaufempfehlung!