Tochter der Verbannung (Autor: Isabel Glass)
 
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Tochter der Verbannung von Isabel Glass

Rezension von Christel Scheja

 

In anderen Genres oder der normalen Belletristik erfolgreiche Autoren wählen oft ein Pseudonym, wenn sie Fantasy schreiben, da das Genre immer noch keinen guten Ruf hat, aber auch damit ihr Name nicht falsche Erwartungen weckt und die Leser, die man eigentlich erreicht abschreckt.

So steckt auch hinter dem Namen Isabel Glass eigentlich Lisa Goldstein, die durch ihre ungewöhnlichen Romane in anderen Bereichen sehr bekannt ist. „Tochter der Verbannung“ ist ihr erster Ausflug in die High Fantasy, zu dem es auch schon eine Fortsetzung gibt.

 

Angarred Hashan weiß nur, dass ihr Vater vor mehr als vierzehn Jahren von Königshof verbannt worden ist. Warum, das hat er ihr niemals erzählt, genau so wenig weiht er sie in die Dinge ein, die er gerade jetzt treibt. Alles verändert sich jedoch, als er überraschend bei einem Jagdunfall ums Leben kommt.

Angarred steht zwar nicht mittellos, aber alleine da. Da sie nicht länger auf dem Land bleiben und dort versauern will, beschließt, sie an den Königshof zurück zu gehen und sich dort, um Gerechtigkeit für ihre Familie zu bemühen.

Sie muss jedoch sehr schnell feststellen, dass sie dort eine ganz andere Welt erwartet, als die in der sie aufgewachsen ist. Mehr als zu Hause gelten hier Hierarchien, und die Adligen pflegen sich aufmerksam zu belauern. Der Hof ist in zwei Lager geteilt, die einen hoffen im Schatten der wahnsinnigen Prinzessin Rodarren ihre Position festigen zu können, die anderen haben sich einem machtgierigen Prinzen angeschlossen. Und über allem thront ein schwacher König, der sich von seinem undurchsichtigen Magier Alkarren lenken lässt.

Sie muss sich plötzlich mit Intrigen herumschlagen, die ihr fremd sind und findet heraus, dass auch ihr Vater sie in einigen Dingen mehr als belogen hat. Nur wenigen Leuten kann sie wirklich trauen – der sterbenden Königin und Jerred, einem jungen Adligen aus einer Familie, die angeblich an der Verbannung schuld gewesen sein soll. Und da ist auch noch der geheimnisvolle Mathewar, der viele der Ränkespiele zu durchschauen scheint und auf der Suche nach einem geraubten magischen Stein ist.

Angarred schließt sich ihm an, da sie weiß, dass sie wirkliche Gerechtigkeit nur erlangen kann, wenn sie mithilft, den Hofmagier Alkarren zu enttarnen. Denn ganz offensichtlich hat dieser den König zu seiner Marionette gemacht und ist nicht gewillt, seine Position als graue Eminenz wieder auf zu geben.

Das junge Mädchen erfährt so durch ihren Begleiter viele Dinge, die sie vorher nicht gesehen hat und beginnt zudem ihre wahre Natur zu entdecken...

 

„Tochter der Verbannung“ ist kein tiefgründiges und ernsthaftes Werk, das irgendwelche Werte vermitteln oder zum Nachdenken anregen will. In erster Linie will es unterhalten, und das merkt man nicht nur an der einfachen Gestaltung des Hintergrundes, der durch sein mittelalterliches Umfeld kaum Aufmerksamkeit voraus setzt, sondern auch an der Geschichte, die mit vertrauten Mustern arbeitet. Die junge Heldin hat durch die Abgeschiedenheit ihres Heims gesunden Menschenverstand bewahrt und durchschaut viele der Intrigen, weil sie von außen kommt. Sie ist zu eigenwillig, um sich all zu tief in irgendwelche Ränkespiele verstricken zu lassen. In wirkliche Gefahr gerät sie durch ihre Haltung aber auch nicht, da sie wie durch Zufall immer auf die richtigen Leute trifft, die sie beschützen oder zumindest warnen können. Und wie so oft entwickelt sich zu dem Mann, den sie zunächst eigentlich gar nicht leiden kann, eine Art von Zuneigung, die zu Liebe wird.

Das was den Roman sympathisch macht, sind die Figuren. Hier wird die Autorin etwas vielschichtiger, gibt ihren Helden und Schurken die nötigen Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen, um sie lebendig wirken zu lassen. In der Geschichte agieren damit keine auf wenige Eigenschaften reduzierte Archetypen, sondern glaubwürdige Figuren, denen man ihre Gefühle und ihr Verhalten auch abnimmt.

 

Das macht „Tochter der Verbannung“ zu einem Roman für all jene, die leichte und romantische Abenteuergeschichten mit einem ordentlichen Schuss Magie und vor allem lebendigen Figuren mögen. Nur all zu viel Action oder Tiefgang sollte man hier nicht erwarten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250250134de83daf
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Tochter der Verbannung

Autorin: Isabel Glass

Broschiert, 480 Seiten

Blanvalet, erschienen Juli 2008

ISBN: 978-3-442-24311-2

Übersetzung aus dem Englischen von Katharina Volk

Titelbild von John Ennis

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 30.07.2008, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 20:18, 7037