Lara Croft ist die leidenschaftlich emanzipierte Tochter eines exzentrischen Abenteurers, der spurlos verschwunden ist, als sie noch ein kleines Mädchen war. Inzwischen ist Lara erwachsen, aber ihr fehlt ein klares Lebensziel – eher unmotiviert brettert sie als Fahrradkurierin durch die Straßen der Trendviertel von East London – zum Leben reicht das kaum. An der Uni hat sie sich zwar eingeschrieben, aber die Hörsäle meidet sie. Sie will sich ihren eigenen Weg suchen und lehnt daher auch die Leitung des globalen väterlichen Konzerns ebenso strikt ab, wie sie sich weigert, an seinen Tod zu glauben. Mittlerweile sind allerdings sieben Jahre vergangen, und man legt Lara nahe, sich allmählich mit der Realität abzufinden. Doch irgendetwas – Lara begreift es selbst nicht – treibt sie dazu, endlich herauszufinden, was ihrem Vater eigentlich passiert ist.
von Armin Rößler
Der Name Lara Croft steht nicht gerade für Sternstunden der Kino-Unterhaltung: 2001 durfte Angelina Jolie durch ein spannungsarmes Abenteuer (Lara Croft: Tomb Raider) als Titelheldin getreu der Videospiel-Ästhetik samt übertriebener Oberweite und den unvermeidlichen Shorts hetzen. Der nur unfreiwillig komischen Angelegenheit wurde, warum auch immer, dennoch eine Fortsetzung (Die Wiege des Lebens, 2003) spendiert. Nachdem die erfolgreichen Action-Adventure-Spiele um die immer noch berühmte Grabräuberin 2013 einen Neubeginn erfahren haben, gibt es jetzt auch die Rückkehr auf die Leinwand. In der Hauptrolle jetzt Alicia Vikander (Oscar für The Danish Girl), die die Ursprünge der Figur zeigen darf.
Lara Croft (Alicia Vikander) will den Tod ihres vor sieben Jahren verschwundenen Vaters Richard (Dominic West) nicht wahrhaben und verzichtet lieber auf das stattliche Erbe, als ihn mit ihrer Unterschrift auch offiziell für tot erklären zu lassen. Prompt stößt sie auf einen Hinweis, dass er nach einem geheimnisumwitterten Grab auf einer mysteriösen Insel weit weg von der japanischen Küste gesucht hat, in dem die todbringende Königin Himiko schlummert. Kapitän Lu Ren (Daniel Wu) bringt sie per Schiff dorthin, wo allerdings bereits Mathias Vogel (Walton Goggins) dem Rätsel auf der Spur ist – und dabei vor nichts zurückschreckt.
Der neue Tomb Raider-Film erzählt eine nicht sonderlich originelle, aber solide Abenteuergeschichte, die zwischendurch einige zähe Momente zu überstehen hat, aber auch mehrere sehenswerte Höhepunkte aufweist. Dazu zählt Laras Rettung aus einem reißenden Fluss auf die Tragfläche eines vom Rost zerfressendes Flugzeugs, den tödlichen Wasserfall direkt unter den Füßen – das ist ähnlich unterhaltsam in Szene gesetzt wie zu Beginn des Films eine rasante Verfolgungsjagd auf Fahrrädern mitten durch London. Im gesuchten Grab angekommen, gibt’s dann allerdings eher Standardkost zu sehen, die Fallen japanischer Todesgöttinnen unterscheiden sich leider nicht wesentlich von denen ägyptischer Pharaonen. Positiv: Hauptdarstellerin Alicia Vikander liefert eine erfrischende Lara Croft ab, Walton Goggins einen angemessenen Gegenspieler. Daniel Wu (Into the Badlands) hätte man mehr Leinwandzeit gewünscht. Insgesamt eine erfreuliche Steigerung gegenüber den beiden ersten Filmen.
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