Tomoe 1: Göttin des Wassers
 
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Tomoe 1: Göttin des Wassers

Rezension von Christel Scheja

 

Nachdem die europäische Geschichte schon ziemlich abgegrast wurde, wenden sich immer mehr francobelgische Künstler dem Fernen Osten zu, der nicht zuletzt durch die Mangas Interesse bei den Lesern geweckt hat. Geschichten wie „Tomoe“ vermischen dabei historische Fakten mit einem gehörigen Schuss Mythologie.

 

Mitte des 15. Jahrhunderts in Japan. Der Shogun denkt darüber nach, sein Amt und die Macht in andere, fähigere Hände zu legen. Allerdings hat er nicht den Sohn, den er sich erhofft hatte, und deshalb bittet er seinen Bruder darum, das Amt zu übernehmen. Seine Höflinge wetzen schon die Messer, denn sie wollen den nächsten Herrscher genau so kontrollieren wie ihren jetzigen. Doch dann kommt alles anders, wird dem Shogun doch noch ein männliches Kind von seiner Frau geboren …

Derweil entführt Yoshinaga, ein brutaler Pirat die junge Tetsu aus ihrem Heimatdorf, verrät ihr aber nicht, dass er hinter dem Massenmord und der vollständigen Vernichtung steckt, sondern spielt sich als ihr Retter auf. Da das Mädchen die direkte Nachfahrin der legendären Tomoe Gozen ist, erhofft er sich, damit einen gewissen Anspruch auf den Thron des Shogun zu erringen, würde sich doch dann sein Blut mit dem der mächtigsten Familie des Landes mischen, wenn er sie heiratet und mit ihr Kinder zeugt. Doch erst muss Tetsu selbst zu einer Legende wie Tomoe werden.

 

Das Album gleicht auf den ersten Blick vielen anderen, die japanische Geschichte aus recht westlicher Sicht erzählen wollen. Aber bei genauerem Hinsehen merkt man doch, dass der Autor und der Künstler sehr genau recherchiert haben, nicht nur was das Design von Räumen und Kleidung, sondern auch die Geschichte des Landes zu der Zeit angeht.

In einem historischen Anhang erfährt man mehr über die politischen Verhältnisse im 15. Jahrhundert, in der Japan zwar vordergründig vom Kaiser und seinem Hof regiert wurde, die Militärmacht aber trotzdem nicht so viel Gewalt über die Fürsten hat wie man denkt.

Nach wie vor sind Intrigen das, was die Kraft des Landes erschüttert und in den wilderen Regionen auch Piraten ermöglicht, sich wie Fürsten aufzuspielen, was Yoshinaga auch tut – und dabei keine Menschenleben scheut, um seine Ziele durchzusetzen.

Dennoch kann er nicht verhindern, dass Tetsu ihren eigenen freien Willen bewahrt. Bis zu einem gewissen Grad mag er das zwar steuern können, aber der Piratenfürst rechnet nicht damit, dass ihm sein eigener Sohn einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Geschichte bietet eine gute Mischung aus Action und Drama, phantastische Elemente bleiben eher im Hintergrund. Aber auch wenn die handelnden Personen und ihr Charakter eher der Geschichte untergeordnet sind, entwickeln sie sich doch weiter und gewinnen Symphatien oder Antipathien beim Leser.

Die Handlung nimmt sich Zeit, in das Szenario einzuführen und die ersten Weichen zu stellen – deshalb wird es interessant sein, mitzuerleben, wie sich nach und nach die beiden noch unabhängigen Handlungsstränge miteinander verbinden werden.

Lokal und Zeitkolorit sind jedenfalls getroffen und spiegeln sich nicht nur in den Zeichnungen, sondern auch im Inhalt wieder.<

 

„Göttin des Wassers“, der erste Band von „Tomoe“ ist der vielversprechende Auftakt einer Serie, die die Welt des mittelalterlichen Japan auf sehr epische Weise wieder zum Leben erweckt.

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Comic:

Tomoe 1: Göttin des Wassers

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Tieko

Farbe: Dominique Osuch

Übersetzung: Julika Herzog

Panini Comics, 03/2018

Vollfarbiges Hardcover-Album

 

ISBN-10: 3741606723

ISBN-13: 978-3741606724

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.04.2018, zuletzt aktualisiert: 21.04.2024 14:11, 16635