Top of the Lake (DVD; TV-Serie; FSK 16)
 
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Top of the Lake (DVD; TV-Serie; FSK 16)

Rezension von Christel Scheja

 

Zwar sind Filme und Filmemacher vom anderen Ende der Welt in den letzten Jahren am kommen und haben neben einigen Oscars auch schon viel Anerkennung bei Kritikern und Fans eingeheimst, aber bei Neuseeland haben die meisten Zuschauer auch heute nur die epischen Bilder der „Herr der Ringe“-Filme im Kopf. Das Neuseeland auch ganz andere Seiten haben kann, beweist Oscar-Preisträgerin Jane Campion, die sich nach ihren Filmerfolgen dem Fernsehen zugewandt hat, mit ihrer preisgekrönten Miniserie „Top of the Lake“, die hier an mehreren Abenden in ARTE lief.

 

Eines Tages geht die zwölfjährige Tui Mitcham ins Wasser des Bergsees, ganz offensichtlich mit der Absicht, sich das Leben zu nehmen. Allerdings wird sie im letzten Moment gerettet. Bei der Untersuchung des Mädchens stellt sich heraus, warum sie es getan haben könnte. Tui ist nämlich schwanger und alles in ihrem Verhalten deutet darauf hin, dass sie vergewaltigt worden ist.

Auf die Fragen der Ärzte und Polizisten hin, antwortet das Mädchen nicht, weigert sich den Namen des oder der Täter zu nennen. Daher bittet Polizeichef Al Parker, Robin Griffin, eine Spezialistin, die sich mit Kindesmissbrauch auskennt, um Hilfe. Die junge Frau hat eigentlich gerade Urlaub und besucht ihre Familie in der Heimat, kann aber für die weiteren Ermittlungen freigestellt werden.

Tatsächlich gelingt es Robin, an das Mädchen heranzukommen, doch bevor sie ganz ihr Vertrauen gewinnen kann, verschwindet das Mädchen spurlos – vermutlich ist sie in die Berge, die den See umgeben, verschwunden.

Robin fühlt sich verantwortlich für das Verhalten des Mädchen und nimmt weitere Ermittlungen auf, beginnt auf einem idyllischen Grundstück am Ufer des Sees, an dem sich eine Gruppe vom Leben und den Männern enttäuschter Frauen niedergelassen haben, mit der Suche.

Ausgerechnet die eigenwillige GJ schafft es, sie noch mehr durcheinander zu bringen, trifft sie mit ihrem kryptischen Aussagen doch auf den Punkt und gleichzeitig das Innerste der Polizistin, denn auch sie hatte einst ihre Gründe, Laketop zu verlassen.

Je mehr Robin sich in die Angelegenheit hineinkniet, desto mehr Gegenwind schlägt ihr vom Polizeichef Al Parker und den engsten Verwandten von Tui – ihrem Vater Matt Mitcham und dessen Söhnen – entgegen, die ihre eigenen Maßnahmen ergreifen, um nach dem Kind zu suchen. Dabei ist auch der harte Drogenboss Matt nicht ganz so kalt, wie man zunächst denkt, zeigt auf seine Weise überraschende Gefühle, ohne dabei jedoch wirklich vor anderen aus seiner Rolle zu fallen.

Am Ende muss sich die junge Polizistin entscheiden, denn der Weg, den sie beschreitet, reist auch eigene Wunden wieder auf, kann sie Tuis Verhalten doch besser verstehen als jeder andere und muss sich mit Wahrheiten auseinander setzen, vor denen sie bisher lange Zeit weggelaufen ist, oder die ihr ihre krebskranke Mutter vorenthalten hat...

 

„Top of the Lake“ ist kein leicht verdaulicher Stoff, aber auch kein Thriller, der die Realität knallhart abbildet. Natürlich ist der Verlauf der ganzen Ereignisse der Dramatik der Geschichte untergeordnet und kommen entsprechend gehäuft. Was zunächst wie ein recht klarer Fall aussieht, wird nach und nach immer mehr zu einem verworrenen Intrigenspiel, in das mehr Personen verwickelt sind, als man denkt.

Im Mittelpunkt steht Robin Griffin, die eigentlich schon längst mit ihrer Heimatstadt Laketop und den hier lebenden Menschen abgeschlossen hatte, nun aber in ein Verbrechen verwickelt wird, das es in sich hat.

Auch wenn die Landschaft auf den ersten Blick idyllisch wirkt – sie ist es nicht. Die meiste Zeit liegen ein kalter Himmel, oft auch Nebel über dem See, die die Landschaft eisig, grau und manchmal sehr schmutzig erscheinen lassen – was auch das Seelenleben vieler Bewohner der kleinen Stadt und der Containersiedlung wiederspiegelt. Laketop ist von Gewalt geprägt, von Drogen und gescheiterten Existenzen, die nicht aus ihrer Haut können, wie sich vor allem bei den Frauen zeigt, die zwar versuchen, Abstand von der Misshandlung durch ihre Männer zu gewinnen versuchen, aber doch ständig neue Kerle und Sex im Kopf haben, sieht man einmal von ihrer abgedrehten Anführerin ab.

Die unterkühlte Erzählweise von alltäglichen Dingen und mit dem Fall zusammenhängenden Ereignissen – wie anderen Morden - erinnert dabei sehr stark an die der skandinavischen Krimis, in denen es auch nicht viel anders abläuft.

Auch Tui ist ein Mädchen, das gebrochen wurde und erst langsam wieder Vertrauen fasst, wenn auch eher zu ganz anderen Menschen, als Robin.

Heraus kommt eine Geschichte, in der das Verbrechen nur Aufhänger und Triebmittel einer ganzen Kette von Ereignissen ist, die nun auch andere Geheimnisse ans Tageslicht kehren und nicht zuletzt unangenehme Wahrheiten eröffnen.

Nur wenige Charaktere erscheinen wirklich sympathisch, die meisten haben irgendeine unangenehme Seite oder halten sich durch ihre schroffe Art auch die Zuschauer auf Distanz.

Die Spannung bleibt eher moderat. Es wird sehr viel geredet, selten passiert mehr. Die Schauplätze wechseln zwar, das Thema aber nicht immer. Wenn es Entwicklungen gibt, dann in einzelnen Figuren, die Handlung selbst kommt nur gemächlich voran.

Die insgesamt sechs Folgen bieten eine lange Geschichte, auf die man sich schon einlassen muss, wenn man seinen Spaß haben muss, Auf der dritten DVD’s finden sich ein Making-of und andere Specials, wie ein Interview mit Jane Campion, die vertiefen, warum die Regisseurin ihre Serie gerade so drehen wollte.

 

 

Fazit:

 

„Top of the Lake“ mag zwar wie ein Thriller beginnen, ist aber ein intensives Psycho- und Beziehungsdrama, dass seinem Zuschauer einiges an Aufmerksamkeit und manchmal auch Stärke abverlangt, gerade wenn einmal wieder die brutalen Seiten der Charaktere zum Vorschein kommen oder unangenehme Wahrheiten ohne Verschnörkelung ausgesprochen werden. Alles in allem ist die Miniserie anspruchsvolles Autorenkino, dass auch einmal eine ganz andere Seite von Neuseeland zeigt, die man hier so noch nicht gesehen hat. Vor allem Fans skandinavischer Serien werden sich wohl von Inhalt und Erzählweise am ehesten von der Geschichte angesprochen fühlen.

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MEDIUM:

Top of the Lake

Aus/NZ/UK, 2013

Darsteller: Elizabeth Moss, Peter Mullan, David Wenham, Thomas M. Wright, Molly Hunter

Regisseur(e): Jane Campion und Garth Davies

Komponist: Mark Bradshaw

Format: Dolby, PAL, RC 2

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Anzahl Disks: 3

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: Polyband/WVG

Erscheinungstermin: 15. November 2013

Spieldauer: 360 Minuten

ASIN: B00EUN12RI

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202412141116419d1e9b1e
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Erstellt: 16.12.2013, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 13351