Tourist Trophy – Platinum Edition (PlayStation 2)
 
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Tourist Trophy – Platinum Edition (PlayStation 2)

Rezension von Björn Backes

 

„Tourist Trophy“ wurde zum Erstrelease sowohl im positiven als auch im negativen Sinne als „Grant Turismo“ auf zwei Rädern beschrieben. Die Ursache hierfür war leicht nachvollziehbar: auch beim Motorrad-Ableger der Lizenzenjagd standen die Entwickler von Polyphony Digital Pate für das Spielkonzept und die gesamte Gestaltung, und diese waren so frech oder clever – je nachdem, wie man es nun sehen mag – eine ganze Reihe der bereits aus dem vierten Teil der Rennspielserie bekannten Details direkt zu übernehmen. Am Erfolg des Spiels sowie der grundlegenden Begeisterung der Mottoradsport-Anhänger hat sich deshalb aber nichts geändert. „Tourist Trophy“ gilt auch zwei Jahre nach der ersten Veröffentlichung als das mitunter beste Zweiradspiel für die Playstation 2 – und dies trotz sicherlich nicht gerade schwacher Konkurrenz.

 

 

Das Spiel:

 

Die Spielstruktur ähnelt im Großen und Ganzen sehr deutlich dem offenkundigen Vorbild, sowohl was die Menüs als auch die Streckenverwaltung betrifft. Man grast die gleichen Rennkurse ab, wie in „Gran Turismo 4“, kämpft mittels mehrerer Herausforderungen um die Lizenzen in vier unterschiedlichen Klassen, kämpft sich hierbei durch jeweils gestaffelte Prüfungsaufgaben und erwirbt nebenbei natürlich auch neue Maschinen, die letztendlich natürlich einen viel größeren Reiz darstellen als die einzelnen Medaillen, die man in den Hauptaufgaben einsammeln kann und muss. Und wie bereits bekannt, steuert man keine klassischen Rennen, sondern navigiert in einer Art Zeitfahren , um die Prüfungsvorgaben einzuhalten. Mit fortschreitendem Spielverlauf und weiteren Lizenzen nimmt man dann auch an den Meisterschaftsrennen teil, in denen man sich mit bis zu drei Gegnern messen kann. Wo und gegen wen man antritt, ist von der jeweiligen Klasse abhängig, die sich wiederum durch Hubraum oder Herkunftswerk definiert.

 

So kompakt, wie diese erste Beschreibung, ist der Inhalt von „Tourist Trophy“ allerdings nicht. Ganz im Gegenteil, das Spiel ist ziemlich umfangreich, wenn auch nicht ganz so opulent wie „GT4“. Dieses Mal sind es ‚nur’ 40 Prüfungen, die man bestehen muss, um das reine Lizenzspiel durchzuspielen. Dem entgegen wartet das Spiel mit insgesamt 130 Maschinen auf, die man sich mühselig und geduldig erarbeiten kann. Dabei fängt natürlich alles klein an. Bevor man auf dem ersten zweirädrigen Feuerstuhl Platz nehmen darf, muss man sich zunächst mit einem schnöden Motorroller begnügen und mit dessen vergleichsweise bescheidenen Voraussetzungen die ersten Prüfungen bestehen. Auf Basis dessen tritt man später dann gegen seine Wunschmaschinen an und versucht sie auf einer der 36 Strecken zu besiegen oder zumindest eine Zeitlang die Führung zu übernehmen. Zehn Sekunden an vorderster Front reichen sogar schon aus, um dem KI-Gegner sein Zweirad abzuluchsen. Aber wie lang zehn Sekunde sein können, demonstriert „Tourist Trophy“ immer und immer wieder. Weitere Maschinen verdient man schließlich in den Meisterschaften, für die man allerdings auch wieder bestimmte Fuhrwerke besitzen muss, um überhaupt teilnehmen zu können. Ziel eines jeden fanatischen Spielers sollte es daher sein, seine Garage im Laufe der Gesamtspielzeit einmal vollständig mit dem gesamten Katalog zu bestücken.

 

Einen wesentlichen Unterschied bietet „Tourist Trophy“ gegenüber seinem vermeintlichen Vierrad-Vorgänger allerdings schon: Es gibt keine Tuning-Optionen. Statt mit seinem Racing-Pott neue Ersatzteile einzukaufen und Stück für Stück seine Maschine aufzuwerten, übernimmt man in der hiesigen Variante direkt das fertige Produkt. Etwaiges Herumschrauben und Experimentieren entfällt also, was einerseits zwar ein wenig enttäuschend ist, andererseits aber während des Hauptspiels kaum mehr vermisst wird. Dafür sprengt der Umfang nämlich einmal mehr den Rahmen, als dass man sich über derlei Inhalte noch Gedanken machen müsste. Bis man nämlich dann einmal seinen Rennstall gefüllt hat, Lizenzen eingeheimst und in den Meisterschaftsklassen Siege eingefahren hat, vergehen wirklich unzählige Stunden, in denen die „Tourist Trophy“ beileibe nicht langweilig wird.

 

 

Technik/Grafik:

 

Die technische Seite des Spiels ist wirklich bravourös ausgearbeitet. Die Physik-Engine hat die Mechanismen des Vierrads perfekt auf das Motorrad umgewälzt und somit ein Fahrgefühl ermöglicht, welches besonders in den Kurven realistischer kaum sein könnte. So lassen sich weiterhin beide Bremsen separat kontrollieren, die Traktionskontrolle ausschalten und auch Probleme bei der Balance sehr schön nachempfinden. Der Untertitel der realitätsnahen Racing-Simulation ist demnach auch völlig berechtigt. Dennoch lassen sich gerade zu Beginn einige Eingriffe tätigen, die den Einstieg erleichtern. Die Sensibilität der Steuerung ist verstellbar, was sich gerade auf den schwierigeren Kursen sehr schnell bemerkbar macht. Außerdem wird auf den einzelnen Strecken eine Ideallinie vorgegeben, an der zu orientieren ob des gehobenen Schwierigkeitsgrads aber nicht immer simpel ist. Oft erfordert es nämlich sehr viel Übung, um auch nur ansatzweise einen ähnlichen Streckenverlauf nachzuzeichnen. Allerdings: Hilfen bietet das Spiel reichlich, so dass jegliche Frustmomente ausbleiben sollten.

 

Grafisch ist das Spiel ebenfalls auf der Höhe der damaligen Hardware-Voraussetzungen, „Gran Turismo“ lässt freudig grüßen. Die Rennstrecken sind sehr authentisch animiert, die Bewegungen überaus fließend gestaltet und das Fahrgefühl dadurch absolut perfekt. Die Wahl der Perspektive ist im Übrigen ein weiterer Vorteil, den man sich in den ersten Runden zunutze machen sollte, um seine individuelle Idealeinstellung ausfindig zu machen. Selbst die Replays sind richtig gut gemacht und setzen sich über die üblichen lieblosen Wiederholungsszenarien mit einer übermäßigen Detailfreude hinweg. Auf den Punkt: Optisch gehört „Tourist Trophy“ zu den Vorzeigetiteln der PS2-Generation!

 

 

Spielspaß:

 

Selbst was den Langzeitspaß angeht, muss der Vergleich zum großen Bruder herangezogen werden, wenngleich der Anspruch nicht ganz so groß ist, wie in der „Gran Turismo“-Serie. Auch wenn die Steuerung zu Beginn ungewöhnlich anmutet und die KI der übrigen Motorräder wirklich sehr ausgereift ist, kommt man recht problemlos durch die Lizenzprüfungen und findet nur kaum Inhalte, an denen man sich die Zähne auszubeißen droht. Lediglich das Ergattern neuer Motorräder gestaltet sich schon mal schwieriger, macht aber eben den hauptsächlichen Reiz dieser Simulation aus.

 

Weiterhin brilliert „Tourist Trophy“ mit einer atemberaubenden Realitätsnähe. Die Steuerung vermittelt ständig das Gefühl, man wäre tatsächlich gerade auf der Rennpiste, so dass man sich recht bald von der Lizenzjagd fesseln lässt und sich beim Brechen eigener Rekorde ertappt. Und natürlich sind auch hier die Parallelen zu „Gran Turismo“ unverkennbar: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Faszination in Sucht umschlägt. Keine Frage also, dass das Rennsport-Ass aus dem Hause Sony nach wie vor zu den besten Motorsport-Simulationen auf dem Konsolenmarkt gehört.

 

 

Fazit:

 

Aus den genannten Gründen steht außer Frage, dass „Tourist Trophy“ definitiv in jede lückenlose Rennsport-Sammlung der PS2-Generation gehört. Die Grafik- und Physik-Engines, die bereits bei „Gran Turismo“ zum Erfolg führten, gewährleisten einen geradezu grenzenlosen Fahrspaß, der durch den massiven Umfang sicher nicht geschmälert wird. Wer bislang die Gelegenheit versäumt hat, sich selbst von diesem Top-Titel zu überzeugen, sollte nun die Option der Platinum-Edition greifen und das bis dato vielleicht sogar beste Zweirad-Sport-Spiel greifen. Hieran werden sich sicherlich auch noch einige Next-Gen-Titel die Zähne ausbeißen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328191743992afcd8
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Tourist Trophy – Platinum Edition

von Software Pyramide

Plattform: PlayStation2

USK-Einstufung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gem. 14. JuSchG.

ASIN: B000MQ53GS

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.04.2008, zuletzt aktualisiert: 14.01.2015 22:08, 6371