Der 1934 geborene, britische Schriftsteller wurde für sein Lebenswerk und seine Bemühungen um die Literatur bereits mit einem OBE ausgezeichnet. Deutschen Lesern ist er vor allem durch seine versponnenen Geschichten bekannt, in denen er die Mythen der Anderswelt märchenhaft mit der Realität verbindet. Das merkt man auch seiner gerade frisch bei Klett Cotta erschienenen Novelle Treacle Walker: Der Wanderheiler an.
Joseph ist ein schüchterner Junge, der sich am liebsten in seinen Comics vergräbt und den es kaum nach draußen zieht. Allerdings folgt er eines Tages dem Ruf eines herumziehenden Lumpensammlers und das ist der Beginn eines Abenteuers.
Denn er kommt dabei nicht nur mit einer Kiste voller Wunder in Berührung, sondern merkt sogar, dass seine Sehbehinderung etwas ganz anderes zu sein scheint, als er bisher vermutet hat …
Das Setting wirkt zeitlos, es könnte ebenso um die Zeit des zweiten Weltkriegs herum wie auch später spielen, denn es wird so gut wie nichts an moderner Technik erwähnt. Fast hat man das Gefühl, dass der Autor an seine eigene Kindheit auf dem Land erinnern will, in der es teilweise noch vorkam, dass Lumpensammler und andere illustre Leute durch die Lande zogen, ihre Waren und Dienste anboten.
Wie man sich denken kann, schwenkt die Geschichte bald ins Phantastische, denn der Junge bekommt es nicht nur mit magischen Gegenständen, sondern auch Wesen der Anderswelt zu tun, Gerade weil er einen besonderen Blick dafür hat, einen nicht natürlichen Sehfehler, der ihn durch den »Glanz« blicken lässt, den viele Naturgeister und Feenwesen über sich werfen können.
Dadurch erlebt er versponnene kleine Abenteuer, die das ganze wie ein Kunstmärchen erscheinen lassen und durch die Anspielung ein Fest für alle Fans und Kenner der britischen Mythenwelt sind.
Wer aber nicht wenigstens ein bisschen Einblick hat, wird von der nur mäßig spannenden und manchmal etwas langatmigen Geschichte enttäuscht sein und sich gerade einmal über die besonders skurrilen Einfälle des Autors amüsieren können. Das Buch geht mangels Länge auch nicht wirklich in die Tiefe, auch wenn es vom Verlag aus liebevoll gestaltet wurde.
