Rezension von Cronn
Ich stehe am Start und blicke in den Abgrund, der vor mir gähnt. Die Strecke führt hinab zu einer Sprungschanze und dann ist da für etliche Meter nichts mehr, was mich vom Sturz in den Tod trennt.
Mir geht es furchtbar. Mein Magen revoltiert, aber dennoch spüre ich auch eine Art Vorfreude. Das ist merkwürdig, denke ich mir. Wieso freue ich mich auf den Sprung? Plötzlich leuchtet mir ein, dass es die Vorfreude auf den Kick ist. Wenn das Adrenalin durch meine Adern pulst, fühle ich mich gut. Richtig lebendig, irgendwie. Schon cool!
Dann ertönt das Signal und ich werfe mich auf meinem Bike nach vorn. Das erzeugt zusätzlichen Schwung. Den werde ich auch nötig haben, um heil auf die andere Seite der Schlucht zu kommen!
Mein Bike beschleunigt bergab, dann geht es einen Moment bergauf – dann kommt der Absprung.
Yippieh!
Ich fliege!
Naja, nicht wirklich. Aber mir kommt es in diesem Moment so vor. Doch dann greift die Schwerkraft mit brutaler Hand nach mir und zieht mich und das Bike nach unten.
Die Schlucht ist noch nicht unter mir vorbeigezogen. Ich sehe den Fluss weit unter mir, die Kakteen als kleine Punkte. Alles kommt näher auf mich zu. Ich falle!
Doch da setze ich hart auf. Das Vorderrad bockt, droht wegzurutschen, aber ich fange es mit einer Verlagerung meines Gewichts geschickt auf.
Das wäre geschafft!
Doch das war nur die erste Station der Strecke …
Trials Rising heißt der neueste Teil der beliebten Trials-Serie. Die Macher von Redlynx haben mit der Bike-Geschicklichkeits-Simulation vor Jahren einen Hit gelandet. Die weiteren Teile des Game-Prinzips waren ebenfalls gelungen, wobei unter Fans Trials Fusion als bester Teil eingeschätzt wird. Doch nun könnte sich das eventuell mit dem Erscheinen von »Trials Rising« ändern.
Wie gelungen das Game geworden ist, soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.
Hintergrund:
Wer die Spiele-Serie nicht kennt, dem sei ein kurzer Rückblick auf das Prinzip gegeben. »Trials Rising« bedient sich beim Motorrad-Geschicklichkeitsfahren, auf Englisch »Trial« genannt. Dabei gilt es einen Parcour zu durchfahren, ohne abzusteigen oder zu fallen. Die beste Zeit wird ebenfalls gemessen.
»Trials Rising« bietet eine kleine Hintergrundstory: Der Spieler soll zum besten Trial-Fahrer der Welt werden. Die Story ist vernachlässigbar und nur ein Aufhänger für das Spiel.
Gameplay:
Mit nur wenigen Tasten ist »Trials Rising« erklärt. Man gibt Gas, bremst, lehnt sich vor und zurück. Alles weitere geschieht automatisch. »Trials Rising« sieht nach 3D aus, aber in Wahrheit fährt man durch eine Landschaft auf vorgegebener Strecke, muss sich alleine darauf konzentrieren, nicht zu fallen. Doch das ist einfacher gesagt als getan.
Es gilt behutsam bei Steigungen das Fahrergewicht auszutarieren, Sprünge noch in der Luft zu timen, die richtige Geschwindigkeit zu haben und dergleichen mehr.
Diese Mischung aus einem einfachen Prinzip, das schwer zu meistern ist, ist bei der »Trials«-Serie sehr gut gelungen. »Trials Rising« bringt nun zusätzlich eine stimmige Lernkurve bezüglich der Level dazu.
Man ist zunächst in Nordamerika unterwegs, springt durch Stadtlevel inklusive Baugerüste, durch Westernlandschaften und dergleichen mehr. Die Levels strotzen nur so von kleinen Details, die erst beim mehrmaligen Durchspielen auffallen. Das ist sinnvoll, denn nur dann kann man seine Zeit verbessern, indem man die Strecke auswendig lernt und die Hindernisse anders angeht.
Im Laufe des Spiels hat man dann Zugriff auf Level in vielen Ecken und Enden der Welt. Abwechslung wird bei »Trials Rising« groß geschrieben.
Das Spiel wird nicht so schnell langweilig, wenn man sich auf das kompetitive Element einlässt: Es existiert ein Mehrspieler-Part, wo man sich mit anderen Fahrern bezüglich der kürzesten Zeit messen kann. Zudem erhält man Lootboxen, wo Klamotten und anderer optischer Schnickschnack enthalten sind. Wenn man es mag, kann man sich damit austoben, seinen Fahrer visuell aufzuhübschen.
Spannend ist ein Koop-Modus, wo man zu zweit als Tandem-Bike die Strecken absolvieren kann und die Gewichtsverlagerungen eine noch größere Rolle spielen. Ein Streckeneditor ist ebenfalls wieder mit dabei.
Grafik und Sound:
Die Grafik der »Trials«-Spiele war noch nie extrem wichtig für das Spielgefühl. Dennoch haben sich die Macher von »Trials Rising« bemüht, die grafische Qualität hoch zu halten. Dieses Vorhaben ist gut gelungen, wenngleich zur optischen Speerspitze schon noch eine ganze Schippe Grafikwucht fehlt. Aber das ist nicht entscheidend für den Spielspaß, denn die Animationen sind sehr gelungen und die spritzigen Ideen während der Streckenführung machen die lediglich noch gute grafischen Attribute mehr als wett.
Der Sound ist stimmig, vor allem die musikalische Bandbreite ist enorm. Hier bekommt nahezu jeder Musikgeschmack etwas für die Ohren, das ihm gefällt.
Fazit:
»Trials Rising« ist ein sehr gelungenes Spiel, das den Trials-Sport als Geschicklichkeitseinlage zelebriert. Gerne immer wieder mal zwischendurch gesnackt und mit einem hohen Wiederspielwert ausgestattet bietet »Trials Rising« Spielspaß für lange Zeit.
Absolute Empfehlung für Fans des Spielprinzips!
Nach oben