Hörbuch
Rezension von Bine Endruteit
Er ist Ragnar, Sohn von Leif, der ein Sohn von Einar gewesen. Und Trolljäger ist er. Nun zieht er aus, um die schlimmsten und grausamsten Trolle zu besiegen und sein Zeichen in ihren Stein zu schlagen, wenn sie sich nach seinem Sieg in der Sonne in selbigen verwandelt haben. Auf den ersten Troll trifft Ragnar, als er bei der zwei Tage entfernten Brücke ankommt. Dazu muss man wissen, dass der nächste Troll immer zwei Tage entfernt ist, da das die beste Entfernung für etwas Fürchterliches ist. Es ist gerade so nah, dass man sich ordentlich davor gruseln kann, aber doch so weit weg, dass man sich nicht allzu große Sorgen machen muss. Doch Ragnar will den Sorgen und Ängsten der Menschen, und also damit den Trollen, direkt gegenüber treten, und so findet er sie auch. Zu seinem Erstaunen verlaufen die Treffen allerdings völlig anders, als er es erwartet hätte.
Zuerst fordert der Troll einen Zoll in Form von Gold ein, um Ragnar die Brücke überqueren zu lassen, als dieser aber anhob zu erzählen wer er ist und dass er ihn töten wolle, lädt der Troll Ragnar erst mal auf ein Trollbier ein. Verblüfft nimmt er das Angebot an und der Troll erzählt ihm eine spannende Geschichte über sein Volk. Als Ragnar am nächsten Morgen erwacht, findet er sich in Geröll wieder, aber da ist auch ein Troll ganz und gar aus Stein, also muss es ihm doch gelungen sein, ihn zu besiegen, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern kann. Also schlägt er sein Zeichen in den Stein. So oder ähnlich soll es ihm noch öfter ergehen. Jeder Troll, den er trifft, erzählt ihm etwas und nach und nach bekommt der junge Ragnar ein Bild von diesen Wesen und erfährt, dass sie dumme und grausame Gesellen sind. Oder stecken doch noch andere Wahrheiten in den Geschichten? Und was hat das alles mit ihm als mutigem Trolljäger zu tun?
Rezension:
Christian von Aster hat hier ein fantastisches Märchen erzählt, dass allerdings durchaus einen humorvollen Unterton hat. An keiner Stelle nimmt sich die Erzählung selbst zu ernst, bleibt dabei aber immer so seriös, dass man sich ganz in die Geschichte fallenlassen und sie in vollen Zügen genießen kann. Der Autor ist durchaus bekannt für seine zynischen Werke und den schwarzen Humor, die sich in vielen seiner Werke finden lassen und auch hier muss man auf diese Charakteristika nicht verzichten. Allerdings kommen sie etwas zarter und versteckter daher, als zum Beispiel in "Timmy kennt den Weihnachtsmann". Doch auch hier gibt es deutliche Kritik an der menschlichen Gesellschaft. Nur allzu oft ist man versucht, wissen und grinsend zu nicken, bei dem, was uns hier aufgetischt wird, bevor man wieder erkennt, dass man ja selbst auch zu denen gehört, um die es hier geht.
Denn tatsächlich sind es doch die Menschen und ihre ganz spezielle Art mich sich, Problemen und anderen Wesen umzugehen, die trotz aller Trolle in dieser Geschichte im Mittelpunkt stehen. Allerdings muss man schon willig sein, sich auf all die in "Troll!" versteckten Spitzen einzulassen, um sie voll genießen zu können.
Der Autor Christian von Aster hat "Troll!" für dieses Hörbuch selbst eingelesen, denn er gehört zu den wenigen Schreiberlingen der Zunft, die nicht nur das Verfassen, sondern auch das Vortragen ihrer Werke aufs vortrefflichste beherrschen. Mit seinem tiefen Timbre passt seine Stimme ganz wunderbar zum Thema Trolle, besonders dann, wenn er mit ihr einen der besonders schlimmen und grausamen imitiert.
Das Hörbuch selbst enthält zwei CDs, die sich in einer Papphülle befinden. Gleichzeitig ist es aber auch ein kleines Buch (in CD-Form), denn als Bonus enthält es die (gedruckte) Geschichte "Die letzte Jagd am Nimrodstein", eine eindringliche und gefühlvolle Einhorn-Erzählung. Und obwohl sie ebenso gut gelungen ist wie die Hörbücher selbst, fragt man sich doch, warum nicht ebenfalls die Trolle hier die Haupt- oder wenigstens doch eine Nebenrolle spielen, was allerdings der einzige, kleine Wermutstropfen ist.
Fazit:
Christian von Asters fantastisches Märchen "Troll!" mit deutlich satirischem Einschlag ist feinstes Kino für die Ohren, ein wahrer Trollgenuß.