Und täglich grüßt das Erdmännchen
Filmkritik von Christel Scheja
Rezension:
Egal ob Murmeltiere oder Erdmänchen. Säugetiere, die wie die Menschen in deutlich sichtbaren sozialen Verbänden zusammen leben, haben die Zuschauer schon immer fasziniert, vor allem wenn sich manche Verhaltensweisen an die eigene Vorstellung anpassen lassen und zeigen, dass Tiere die gleichen Probleme wie wir haben können.
Die bereits 2005 entstandene Serie „Und täglich grüßt das Erdmännchen“ nutzt zudem den Niedlichkeitsfaktor der Tiere aus. Sie ist das Ergebnis von gut zehn Jahren Arbeit einiger Forscher der Cambridge University, die zu Studienzwecken Unmengen von Filmmaterial mit Beobachtungen der Tiere gefüllt haben. Bei der wissenschaftlichen Auswertung erkannte man vermutlich auch deren Unterhaltungswert
So präsentiert Animal Planet nun die erste Staffel aus dem Leben der Erdmanns, einer gut vierzigköpfigen Erdmännchensippe, die in einer trockenen aber nicht ganz aus Sand bestehenden Ecke der Kalahari-Wüste in Norden von Südafrika lebt, ums tägliche Überleben kämpfen und sich immer wieder einmal mit der rivalisierenden Sippe der Grabowskis herumschlagen. Aber auch in den eigenen Reihen schlagen immer wieder jüngere Mitglieder über die Stränge und machen Schwierigkeiten, die das Überleben der Sippe gefährden.
Angeführt wird die Sippe von dem resoluten Weibchen „Blümchen“ und ihrem Gefährten „Zaphod“. Diese wacht eifersüchtig darüber, dass die jüngeren Tiere nicht über die Stränge schlagen, speziell die Weibchen. Denn nur sie darf Junge zur Welt bringen und keine der anderen. Allerdings gelingt es immer wieder Männchen aus anderen Sippen wie dem frechen „Carlos“ von den Grabowskis, jüngere Mädchen wie Daisy und Tosca zu verführen und zu schwängern.
Manchmal aber lässt sie auch Gnade vor Recht ergehen und ihre Enkelkinder leben, so wie die von Mozart und Tosca. Aber nicht immer wird ihr das gedankt, gerade was die rebellische Tosca vertritt.
Der Nachwuchs wird auch von den anderen Weibchen gesäugt, wenn die Mutter auf Nahrungssuche ist oder andere Pflichten zu erfüllt hat, wenn sie den Bau verlassen achten die anderen Sippenmitglieder auf sie, wie etwa der mutige Shakespeare. So wird auch der tollpatschige kleine Mitch erwachsen, der eines Tages in seine Fußstapfen treten könnte.
Die dreizehn Folgen zeigen die großen und kleinen Dramen des Lebens in der Kalahari, den straff organisierten Familienclan und die Folgen wenn sich einige einmal nicht daran halten. Mehr als einmal verlieren Erdmännchen dabei sogar ihr Leben.
Abgedeckt werden mehrere Monate im Leben der Erdmännchen Sippe. Mehrere Würfe kommen zur Welt, doch nur ein Bruchteil der Jungtiere wächst zu Jugendlichen heran und die Helden haben so manchen Kampf zu bestehen, der sich nicht nur um die Nahrungsaufnahme dreht, sei es nun einen giftigen Schlangenbiss, den Stich eines Skorpions oder den Angriff rivalisierender Erdmännchengruppen zu überstehen.
Es gibt Streit und Intrigen, heftige Dramen um Leidenschaft und Liebe, aber auch Grausamkeiten ... doch auch wenn die Tiere gerne vermenschlicht werden, so lässt der Erzähler doch niemals den Grund dafür aus und macht zum Beispiel immer wieder deutlich, warum die Natur es so eingerichtet hat, dass immer nur ein Wurf heranwachsen darf, bevorzugt vom dominanten Weibchen. Dennoch überwiegt der Unterhaltungswert. Die Informationen sind geschickt in die Handlung eingebunden, die wie eine Soap ausgerichtet sind. Das mag den ein oder anderen abstoßen, der eine mehr wissenschaftliche Herangehensweise bevorzugt, allerdings dürften vor allem Kinder auf diese Weise besseren Zugang zu den Tieren und ihrer Geschichte bekommen.
Allerdings sollte Kinder unter sechs oder sieben Jahren einige der Folgen nicht alleine schauen lassen, da die Thematisierung und Darstellung des Todes – gerade der Jungtiere - für die Jüngsten zu drastisch sein könnte.
Alles in allem merkt man der Dokumentation den amerikanischen Ursprung an. Die Dramatisierung ist auf die Werbepausen ausgerichtet und es werden auch gerne auch schon einmal Fakten wiederholt und damit dem Zuschauer in Erinnerung gerufen.
Bild und Ton sind in guter Qualität gehalten, wenngleich es leider nur eine deutsche Tonspur gibt und man sich die des Originals gespart hat. Extras gibt es leider keine.
Fazit:
Alles in allem ist der wissenschaftliche Informationsgehalt in „Und täglich grüßt das Erdmännchen“ sicherlich geringer als in einer sachlichen Dokumentation, allerdings wird man von der Serie insgesamt kurzweiliger unterhalten und baut sogar eine Bindung zu den possierlichen Tieren auf, so dass man ungewollt Anteil an ihrem Schicksal nimmt.
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