Ist es klug, in einem Drachenhort Gold zu klauen? Wie findet man den passenden Werbeträger für eine Döner-Kette? Und was sind auf den Fotos aus einer verlassenen Fabrik für komische Schatten zu sehen? Solche und ähnliche Fragen stellen sich übergewichtige Menschen – oder zumindest menschenähnliche Wesen.
Eigentlich macht schon der Titel klar, worum es in den Geschichten dieser Anthologie geht. Oder zumindest gehen soll. Dieser Ansatz dürfte wirklich neu sein. Und genau hier liegt – um es gleich vorwegzunehmen – mein Problem mit diesem Buch. Ein Großteil der beteiligten Autoren liefert nämlich Beiträge, in denen das Übergewicht der Protagonisten keine Rolle spielt, außer dass es mal beiläufig erwähnt wird. Dass die einzelnen Geschichten einer Anthologie unterschiedlich gut überzeugen können, ist natürlich üblich, wobei ich hier aber schon einen ›Totalausfall‹ befürchtet hatte. … bis ich überrascht feststellte, dass ausgerechnet die letzten Kurzgeschichten die überzeugendsten sind, in denen auch das Thema dicker Protagonisten sinnvoll in die Story integriert wurde:
Juliane Seidels Im Fokus thematisiert eine übergewichtige Protagonistin, die sich für eine Fotosession von einer Freundin begleitet in eine verlassene Fabrik schleicht und dort auf unheimliche Vorkommnisse trifft. Für mich ist das das eindeutige Highlight dieser Anthologie.
(Anmerkung der Redaktion: In der gedruckten Version fehlt die Story, der Verlag liefert sie als Bonusheft nach.)
Auch Eine ungewöhnliche Begegnung von Jessica Bradley und Lucie H. Bradley (Mutter und Tochter) führt die Bestandteile Urban Fantasy und Übergewicht zu einem stimmigen Ganzen zusammen.
Insgesamt können diese beiden Kurzgeschichten sowie Elea Brandts Die Königin der Nacht die Überzahl nur durchschnittlicher Beiträge jedoch nicht ausgleichen, sodass diese Anthologie als Ganzes nur Mittelmaß ist.