Der Verlag ohneohren präsentiert in seinen Büchern meistens ungewöhnliche Geschichten mit phantastischen Touch und beschäftigt sich gerade in der Anthologienreihe, zu der auch diese Sammlung gehört mit den in der Literatur oft ignorierten oder mit Klischees versehenen Randgruppen. Deshalb haben die Hauptfiguren in den fünfzehn Geschichten in Urban Fantasy goes fat auch alle kein Idealgewicht.
Eine junge Frau versucht gegen ihren Liebeskummer anzugehen und gerät dabei in eine ganz besondere Bar, eine scheinbar naive Studentin stellt einen übergriffigen Dozenten, Drachen suchen oder verteidigen ihre Horte.
Bei einem Wettkampf unter magischen Wesen kommt es nicht auf eine athletische Figur an, manchmal kann auch das Gegenteil zum Vorteil werden. Und dann sind dann diejenigen, die an der Grenze zwischen den Welten stehen und dabei nicht unbedingt wie Models wirken.
Zugegeben, das Gewicht und die Körpermaße spielen in den wenigsten Geschichten eine überragende Rolle. Meistens wird nur erwähnt, dass die Heldinnen oder Helden ein paar Kilos mehr auf der Waage haben, aber dennoch körperlich fit genug sind, um die vor ihnen liegenden Herausforderungen zu meistern. Gelegentlich haben sie auch mit anderen Problemen wie Liebeskummer zu kämpfen.
Das dürfte den ein oder anderen Leser enttäuschen, bietet aber auch Abwechslung und Vielfalt, die dann in erster Linie durch die schrägen Ideen belohnt. Denn man sollte nicht immer damit rechnen, dass sich Drachen archetypisch verhalten.
Alles in allem gelingt aber vielen Autor·innen der Spagat, einerseits eine spannende Geschichte zu erzählen, andererseits aber auch darauf zu achten, dass die richtigen Bilder in den Köpfen ihrer Leser entstehen. Aber wie auch schon bei anderen Randgruppen ist es vermutlich schwierig aus den Klischees auszubrechen, die sich in den Köpfen aller festgesetzt haben.
Den Herausgeber·innen ist eine abwechslungsreiche Sammlung gelungen. Mal geht es amüsant zu, wenn zum Beispiel ein Drachen seinen Hort gegen Diebe verteidigt und noch etwas dazu gewinnt oder ein schräger Wettkampf inszeniert. Dann aber auch gruselig und düster, wenn Die Königin der Nacht jemanden einsammelt oder die Hauptfiguren von jenseitigen Schatten berührt werden. Gelegentlich geht es auch nicht gut aus, aber das sind die Ausnahmen. Genau so selten gibt es auch Ausreißer nach unten, so dass jeder seine Favoriten finden kann.