V wie Vendetta (von Alan Moore und David Lloyd)
 
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V wie Vendetta

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Wir schreiben das Jahr 1997 in einem fiktiven England. Nach dem dritten Weltkrieg wird England von dem „Führer“ einer faschistischen Partei regiert und die Bevölkerung wird durch einen Überwachungs- und Propaganda-Apparat kontrolliert. Doch ein geheimnisvoller Anarchist namens V, der eine Guy-Fawkes-Maske trägt, stellt sich mit aller Gewalt dem System entgegen. Dabei scheint er seinen Häschern immer einen Schritt voraus zu sein.

 

Die Graphic Novel „V wie Vendetta“ ist eine Zusammenarbeit von Autor Alan Moore, der auch mit „Watchtmen“ Furore machte und dem Zeichner David Lloyd. Sie erschien erstmals ab 1982 in mehreren Fortsetzungen. Es gibt wohl kaum ein anderes Comic, das so einen großen Einfluss auf die Gegenwartskultur hat(te): Nicht umsonst tragen Aktivisten auf den ganzen Welt Guy-Fawkes-Masken.

 

Die Graphic Novel bietet einen plausiblen und minutiös durchdachten, dystopischen Zukunftsentwurf, der zur Zeit der Entstehung durchaus wahrscheinlich erschien. Auch wenn sich die Verhältnisse nicht ganz so wie befürchtet entwickelt haben, sind doch einige Befürchtungen – wie die Überwachung des Individuums durch staatliche Stellen – längst traurige Realität. In diesem Sinne ist „V wie Vendetta“ so modern und zeitgemäß, dass nur vereinzelte Bezüge – wie der Verweis auf Lochkarten für Computer im Comic – auf das wahre Alter des Werks verweisen.

 

Angenehm ambivalent haben Moore und Lloyd die Hauptfigur gestaltet. V ist sowohl Freiheitskämpfer als auch Terrorist. Er bedient sich Gewalt, um das System zu stürzen, tötet und quält sogar einen Menschen, der ihm nahe steht. Einerseits ist er Idealist und Anarchist, andererseits gibt es Indizien, dass sein geistiger Zustand nicht unbedingt stabil ist. So darf und muss der Leser entscheiden, ob die Hauptfigur richtig handelt. Der Leser erfährt im Verlauf des Comics immer mehr über die Hauptfigur, wobei sich Moore und Lloyd auch diverse Spiele mit seinem Namen auf semiotischer Ebene erlauben. Dieser spielerische Ansatz zeigt sich etwa auch, wenn die Handlung – ironische Spitzen inklusive - für einige Seiten als bebilderter Liedertext mit Noten fortgeführt wird.

 

„V wie Vendetta“ bietet aber sehr viel mehr als nur die Hauptfigur. Durch die Figur des V und seine Taten werden auch die Rolle des Individuums in einer (faschistischen) Gesellschaft und der Preis von Freiheit sowie vermeintlicher Sicherheit diskutiert. Alan Moore zeigt auch anhand diverser Nebenfiguren, wie es sich in einem faschistischen System lebt und was dessen Mitglieder zu tun bereit sind, um Macht zu erhalten oder zu bewahren. Dabei stellt er V mit dem Ermittler, der ihn jagt, und dem Führer gleich zwei Antagonisten gegenüber. Aber auch Vs Mitstreiterin und ihre Entwicklung ist faszinierend gestaltet.

 

David Lloyd beweist bei der grafischen Umsetzung ein gutes Gespür für die Bildorganisation und die Wahl der passenden Perspektive. Auch die Emotionen seiner Figuren arbeitet er sehr expressiv heraus. Die recht blasse Farbgebung - „V wie Vendetta“ erschien anfänglich in Schwarzweiß – passt sehr gut und unterstreicht die düstere Stimmung der Graphic Novel. Teilweise wirken aber einige Bildelemente etwas skizzenhaft. Zudem hätte Lloyd einige Figuren heterogener gestalten dürfen, um Lesern die Unterscheidung zu erleichtern

 

Als Bonusmaterial sind dem Comic Einleitungen von David Lloyd und Alan Moore vorangestellt. Vor allem Moores Text ist lesenswert, weil er zeigt, in welchem historischen Kontext – Ausgrenzung von Minderheiten, nukleare Bedrohung sowie Thatcher-Ära – sein Werk entstanden ist. Sein abschließender Artikel „Hinter dem gemalten Lächeln“ bietet zudem einen interessanten Blick hinter die Kulissen und zeigt die Entstehung von „V wie Vendetta“ anschaulich. Den Abschluss bilden zwei Sequenzen, die letztlich doch nicht in das Gesamtwerk integriert wurden. Das ist vor allem bei der ersten Sequenz etwas schade, da sie Vs düsteren Humor passend zeigt.

 

Fazit:

„V wie Vendetta“ ist ein Meilenstein – nicht nur der dystopischen Graphic Novel, sondern der Kunstform Comic überhaupt und muss inhaltlich den Vergleich mit Romanklassikern wie „1984“ nicht scheuen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042520005688abb6e6
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Graphic Novel

V wie Vendetta

Autor: Alan Moore

Zeichner: David Lloyd

Format: Broschur

Seitenzahl: 286 Seiten

Verlag: Panini

Erscheinungsdatum: Juni 2007

ISBN-10: 3866075057

ISBN-13: 978-3866075054

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:


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Erstellt: 09.03.2014, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 13464