Eine geniale Diebin heuert einen Schläger als Leibwächter an. Den kann sie auch dringend gebrauchen, denn der Geheimdienstchef des Königs beauftragt sie, seinen als unsterblich geltenden Boss zu ermorden. Auch eine Giftmörderin wider Willen und ein in Ungnade gefallener Prinz erhalten diesen Auftrag. Der Job kann nur gelingen, wenn sie zusammenarbeiten, doch können sie sich gegenseitig wirklich vertrauen? Im, Fall des Scheiterns ist ihnen allen ein höchst unangenehmer Tod sicher.
Die Fantasy-Geschichte, die Mai Corland hier vorlegt, ist außergewöhnlich. 5 beziehungsweise 6 sehr unterschiedliche Personen (die leibeigene Giftmörderin bringt noch einen Aufpasser mit, der sicherstellen soll, dass sie ihre Aufgabe zur Zufriedenheit ihres Besitzers erfüllt) machen sich auf die Reise, einen unsterblichen König zu töten. Von einer klassischen Quest kann man da wohl kaum sprechen. Die große Frage ist lange, wer wirklich hinter dem Auftrag steckt. Jede der beteiligten Personen hat einen eigenen Hintergrund und eigene Geheimnisse. Und niemand kann sich sicher sein, ob ein anderer sie vielleicht an den König verrät. Wie es bei dem zu erledigenden Auftrag zu erwarten ist, sind alle Beteiligten eher als grau einzustufen. Helden im klassischen Sinn haben hier keinen Platz. Das Gestaltungsmittel, alle 6 Protagonisten wechselweise als Ich-Erzähler auftreten zu lassen, gibt der Story zusätzliche Tiefe, kann der Leser so doch nach und nach die Hinter- und Beweggründe der einzelnen Gefährten erfassen und verstehen.
Lange wirkt die Handlung wie eine Geschichte, die in einer fiktiven Welt spielt, jedoch ohne Fantasy-Elemente auskommt. Die kommen nämlich erst zu einem fortgeschrittenen Stadium des Geschehens ins Spiel. Die wahre – und wohl wirklich von niemandem vorhergesehene – Überraschung kommt am Schluss, wenn klar wird, dass und wieso die Story da noch lange nicht am Ende ist.
Dieser Fantasy-Mehrteiler überzeugt mich (zumindest in diesem 1. Band) sehr. Ich kann mich nicht erinnern, schon etwas Vergleichbares gelesen zu haben. Für mich gehört er zu den bisherigen Höhepunkten dieses Jahres.