Walled In (DVD; Horror; FSK 16)
Rezension von Olaf Kieser
Rezension:
Zu Beginn des Films sieht man ein kleines, schlafendes Mädchen in einem engen kammerartigen Raum. Als es aufwacht und erkennt, dass das offensichtlich nicht sein Zimmer ist, ruft es um Hilfe. Doch nicht etwa die Eltern öffnen die Kammer, sondern ein unaufhaltsamer Strom frischen Zements strömt durch Öffnungen herein und verschluckt das arme Mädchen. Dreierlei wird bereits in diesem Prolog klar. Erstens ist Walled In ein Horrorfilm, in dem auch Kinder sterben. Zweitens wird hier ganz offensichtlich beim Bau gepfuscht, da eindeutig ungeeignete Materialien beim Bau verwendet werden. Drittens kann sich das bei nur negativ auf die Wohnqualität auswirken. Und richtig: Nachdem bekannt wird, dass außer dem armen Mädchen noch über ein Dutzend weiterer Opfern ihr Ende als Mauerfüllung fanden, will natürlich kaum jemand in dem großen Wohnkomplex wohnen, der von einem genialen Architekten entworfen wurde. Auch der Architekt soll unter den Opfern gewesen sein. Nach Jahren beschließt man, dass der Bau abgerissen werden soll. Und hier setzt die eigentliche Handlung des Films ein. Die junge Ingenieurin Sam Walczak, gespielt von Mischa Barton (O.C. California), soll für das familieneigene Abrissunternehmen die Sprengung des Hauses vorbereiten. In dem Gebäude wohnen noch die Hausmeisterin Mary mit ihrem Sohn samt Hund, eine vergessliche alte Dame mit ausgeprägter Büchersammelleidenschaft und ein eigenbrödlerischer Asthmatiker, der schon mal recht unfreundlich werden kann. Sam bezieht ein Zimmer und macht sich an die Arbeit. Dabei bemerkt sie rasch, dass die Maße des Gebäudes nicht mit den Bauplänen übereinstimmen. Der Architekt hat offensichtlich ein Netz von Geheimgängen angelegt, die in nahezu alle Bereiche des Gebäudes führen. Zusammen mit dem Sohn der Hausmeisterin erforscht Sam die Gänge. In ihr erhärtet sich Verdacht, dass der Architekt höchst selbst für die einbetonierten Leichen verantwortlich war. Doch bekanntlich tötet Neugier die Katz und auch in unserem Fall gerät Sams Leben in Gefahr. Denn noch jemand schleicht durch die Gänge und scheint besonderes Interesse an Sam entwickelt zu haben...
„Walled In“ wird von Sunfilm als „Horrorthriller des Jahres“ angepriesen. Das ist sicherlich etwas zu hoch gegriffen. Das Sujet entspricht weitgehend dem Standard dieses Genres (ein abgelegener Schauplatz, von dem die Charaktere nicht fliehen können; dunkle Gänge, etc.). Auch die Figuren sind teilweise recht stereotyp angelegt. Da ist z.B. der finster dreinblickende Teenagersohn der Hausmeisterin. Natürlich kann es nicht gut für ihn sein, dass er mit so wenigen kauzigen Leuten so abgelegen wohnt und sein bester Freund sein Hund ist. Klar, dass der Sohnemann beim ersten Anblick der hübschen Sam in Wallung gerät. Er versucht abwechselnd sie mit seinem Wissen über das Gebäude zu beeindrucken oder sie mit garstigen Andeutungen zu verunsichern. Letzteres gelingt ihm auch ganz gut. Der Lümmel will sich als Beschützer anbieten. Auch einige der Schockmomente entsprechen dem Gruselstandard: Im Hintergrund huscht mal eine Gestalt vorbei oder die Musik schwillt plötzlich an.
Doch „Walled In“ hat dem Zuschauer einiges zu bietet, was den Film über den Durchschnitt hebt. Als größtes Plus erweist sich die Tatsache, dass der Film über weite Strecken eine unheimliche Atmosphäre entwickelt. Erst gegen Ende, als der wahre Täter entlarvt ist, verliert der Film ein wenig davon. Das gelungene Set-Design ebenso wie das überzeugende Spiel der Schauspieler sind dabei zentrale Stützen. Das Haus wirkt von außen mächtig und unerschütterlich. Es steht finster dräuend in der menschenleeren Landschaft. Man sieht man ihm die Spuren der Zeit und der mangelhaften Pflege an. Im Inneren findet man an verschiedenen Stellen noch Spuren der Morde. Eine sehr gelungene Szene ist beispielsweise jene, als Sam mit dem Sohn der Hausmeisterin nachts in die seit den Morden unbewohnte Wohnung des Architekten eindringt und Fundorte von einigen der Eingemauerten inspiziert. Nichts ist störender in solchen Szenen, in denen Schauspieler mit Taschenlampen rumfuchteln, um Licht ins nicht vorhandene Dunkel zu bringen, da die Beleuchtung eher einem Fußballspiel bei Flutlicht gleicht. So etwas findet man in „Walled In“ nicht, und das ist gut so. Unbeleuchtete Gänge und Räume ohne Fenster sind bei Nacht nun mal recht dunkel. Die Musik ist weitgehend dezent und ein wenig melancholisch. Sie passt so gut zu der unheimlichen aber auch traurigen Stimmung. Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Mischa Barton zeigt hier, dass sie mehr kann, als nur gut aussehen und eine Modeexpertin zu sein. Sam hat nicht viel gemein mit Marissa Cooper aus der Erfolgsserie „O.C. California“. Sam scheint nicht ganz glücklich mit ihrer Situation zu sein, auch ist sie offen für die unheimliche Atmosphäre des Gebäudes, was sich auf ihr Gemüt negativ auswirkt. Allerdings entsteht der Eindruck, dass der Film hier einiges weg lässt. So bleibt vieles nur angedeutet. Neben Barton ragt die stets zuverlässige Deborah Kara Unger ( „The Game“, „Hurricane“, „88 Minutes“, uvm. ) heraus. Ihre Figur Mary hat ihren Mann an den mordenden Einbetonierer verloren. Zwar hält sie das Haus einigermaßen instand, doch Sams Ankunft bedeutet Erlösung für die durch den Verlust hart gewordene Frau, scheint das Ende des Hauses doch in greifbarer Nähe gerückt zu sein.
Die Ausstattung der DVD ist leider im Gegensatz zum Set recht spartanisch geraten. Als Extras gibt es lediglich Trailer des Films, ein knapp 20 minütiges Making Of und ein paar weitere DVD-Trailer. Das Making Of ist nur bedingt informativ, doch immerhin erfährt man ein wenig über das Set und was es mit dem Zement auf sich hat, der nicht aus dem Computer stammt. Lecker! Die DVD hat neben der normalen Hülle einen Papp-Schuber. Für das Wendecover bekommt Sunfilm aber einen weiteren Pluspunkt gutgeschrieben. So kann man die penetrant deutliche FSK-Kennzeichnung einfach nach innen kehren, wenn sie einen stört. Besonders das Bild ist zu loben, ist es doch sehr deutlich.
Fazit:
Insgesamt ist „Walled In“ ein gelungener Gruselfilm mit leisem Schrecken geworden. Er entspricht glücklicherweise nicht dem gegenwärtigen Trend, alles in Meeren aus Blut und Körperteilen zu ersäufen. Hier stehen die unheimliche Atmosphäre und die psychische Verfassung der Figuren im Vordergrund. Set-Design und Schauspieler überzeugen ebenso wie die Musik. Wer einen angenehmen Gruselabend verbringen will, ist mit diesem Film gut beraten.