Welt aus Stein (Autor: Chris Wooding)
 
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Welt aus Stein von Chris Wooding

Rezension von Carina Schöning

 

Der englische Autor Chris Wooding ist in Deutschland vor allem durch seine Fantasy Trilogie „Die Weber von Saramyr“ bekannt geworden. „Welt aus Stein“ ist ein abgeschlossener Einzelroman und erschien im Original („The Fade“) schon 2007.

 

Die Welt Callespa ist durch die Hitze zweier Sonnen so gut wie unbewohnbar geworden. Die wenigen überlebenden Menschen haben sich ins Erdinnere zurückgezogen und sich Fauna und Flora entsprechend angepasst. Es entstanden verschiedene Zivilisationen und Clans, die im Erdinneren Städte und Dörfer errichteten und im Laufe der Zeit eigene Gesellschaftsstrukturen entwickelten. Die Eskaraner sind eine davon. Sie befinden sich im ewigen Krieg gegen die Gurta, da Lebensraum und Ressourcen unter der Erde begrenzt sind. Massima Leithka Orna gehört zu der Spezialeinheit des Clan Caracassa unter der Herrschaft des Anführers Ledo. Im zarten Alter von zehn Jahren hat sie sich dem Clan verpflichtet und wurde durch verschiedene Tätowierungen als festes Eigentum von Ledo gekennzeichnet. Ohne seine Erlaubnis darf sie nichts eigenmächtig entscheiden und selbst als sie von ihrer großen Liebe Rynn schwanger wird, entscheidet der Herrscher über das Schicksal ihres ungeborenes Kindes. Mittlerweile ist das Kind erwachsen und Jai, wie ihr Sohn heißt, hat sich gegen den Wunsch seiner Mutter auch für den Militärdienst entschieden.

 

Orna ist als hochrangige Spion und loyale Attentäterin Mitglied des Kaders ihres Clans. Bei einem kleineren Gefecht gelangt sie zusammen mit ihrem Ehemann Rynn in einen Hinterhalt der Gurta. Während er qualvoll stirbt, wird sie bewusstlos und findet sich in einem weit unterirdischen Gefängnis der Gurta wieder. Von Trauer und Schmerz gelähmt muss sie nun in der Schmiede der Feinde arbeiten. Erst das scheue Sonnenkind Feyn holt sie langsam aus ihrem tiefen Loch hervor und erweckt ihren Kampfgeist. Orna besinnt sich auf ihre schmerzvolle, aber lehrreiche Ausbildung und bastelt an einem Fluchtplan. Zusammen mit Feyn und dem Kannibalen Nereith will sie aus dem Gefängnis entkommen und ihren Sohn finden.

 

Auf den ersten Blick ist „Welt aus Stein“ ein Sword and Sorcery Roman mit zwar exotischer Kulisse, aber eindimensionalen Charakteren und einfacher Handlung. Die Heldin erinnert ein wenig an einem japanischen Ninja-Kämpfer und die Fehden der Adelshäuser im Hintergrund erscheinen auch nur mäßig originell. Hinzu kommt ein anfangs recht holpriger Erzählstil, der es dem Leser zusätzlich schwer macht in die Handlung hinein zu kommen. Erst auf den zweiten Blick fällt auf wie komplex und vielschichtig der Weltenentwurf des englischen Autoren wirklich ist. Das Geschehen wird dabei aus der Sicht von Orna erzählt. Abwechselnd zu der aktuellen Flucht werden auch immer wieder Rückblenden eingeschoben und Orna erinnert sich an die wichtigsten Stationen ihres abwechslungsreichen Lebens. Die frühere Sklavin wuchs zeitweise selbst bei den Gurta auf und lernte ihre Sprache und Lebensweise kennen. Als Kadermitglied hat sie zwar bei den Eskaranern einen höheren Status und mehr Ansehen, ist letztendlich aber immer noch eine unfreie Sklavin, die sich den Wünschen ihres Herrschers beugen muss. Bei der Rückkehr nach Veya und der Suche nach Jai muss sie dies schmerzlich erkennen. Verschwörrungen und Verrat innerhalb der hohen Clanshäuser sind scheinbar an der Tagesordnung und auch die Unterwelt spielt mit. Gerade weil man als Leser diese zwielichtigen Nebenfiguren nur aus der Perspektive von Orna kennt, fällt der Schluss anderes als erwartet aus. Im Nachhinein erscheint die Handlung dann doch überraschend gut konstruiert und weitaus tiefgründiger als ein gewöhnlicher Sword and Sorcery Roman aus dem Fantasy Genre. Negativ ist jedoch das mangelhafte Lektorat des Verlages. Einige Rechtschreibfehler und eine durcheinander geratene Kapitelnummerierung trüben den ansonsten guten Eindruck.

 

Insgesamt ist „Welt aus Stein“ ein atmosphärischer und spannender Fantasy Roman abseits der gängigen Klischees. Eine komplexe und sympathische Heldin und das unterirdische Setting bieten gute Unterhaltung für Zwischendurch.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423210037a270d8dc
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Welt aus Stein

Autor: Chris Wooding

Deutsche Erstausgabe 2009

Englische Originalausgabe 2007 „The Fade“

Übersetzung Dietmar Schmidt

Titelillustration Les Edwards/ Agentur Schlück

Umschlaggestaltung Gisela Kullowatz

Bastei Lübbe Verlag

Taschenbuch, 444 Seiten

ISBN 978-3-404-20599-8

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.03.2009, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:46, 8463