Rezension von Björn Backes

Auch wenn der große Hype inzwischen abgeflaut ist und eine Reihe von Trittbrettfahrern dem berüchtigten Quizmarathon einen Stück seines Reizes genommen hat, so ist und bleibt „Wer wird Millionär?“ auch nach mehreren Jahren noch ein abendlicher Straßenfeger mit unerschöpflichem, konzeptuellem Potenzial. Und welches Spiel hätte sich demzufolge auch besser für eine Adaption mit dem beliebten BUZZ-System bewährt, als die wöchentliche Rateshow mit Quizmaster Günther Jauch. Mit der Party-Edition bekam die Playstation 2 im vergangenen Jahr bereits den zweiten Beitrag zur RTL-Show zur Seite gestellt, der aber letztendlich fürchterlich floppte. Merkwürdig also, dass eben jenes Spiel nun noch einmal für einen Re-Release im Midprice ausgegraben wurde…

Das Spiel:

Das Spielprinzip von „Wer wird Millionär?“ sollte jedem bekannt sein; über mehrere Runden häufen die Kandidaten in dieser Show ihr Vermögen ein, setzen dabei verschiedene Joker ein und versuchen, am Ende mit dem Höchstgewinn von einer Million Euro den Saal zu verlassen. Ganz ähnlich konstituiert sich daher auch die Konsolenvariante, jedoch mit einigen ziemlich bedenklichen Unterschieden. So werden einem die Fragen in diesem Fall nicht vorgelesen, sondern warten darauf, im Eiltempo selbst vom Bildschirm abgelesen zu werden. Dies ist gerade deswegen keine optimale Lösung, da man im Mehrspielermodus somit schon diejenigen bevorzugt, die hier ein wenig fixer sind, ganz abgesehen von der hierdurch schon sehr stark eingeschränkten Spielatmosphäre. Darüber hinaus ist besagter Mehrspielermodus sowieso ein Garant für absolute Langeweile. Frage für Frage streitet man sich mit dem Buzzer darum, wer nun die passende Antwort geben darf, was ja grundlegend ganz in Ordnung ist. Da aber die gesamte Präsentation mehr als dürftig ist und es irgendwie kaum einen Wert hat, wenn man sich mal richtig eingeloggt hat, droht hier schon die nächste Beeinträchtigung für die eh schon mäßige Spielatmosphäre. Als Letztes ist auch die Struktur nicht ganz schlüssig. Wer schnell an den tasten ist, kann Fragen stehlen oder einen noch flotteren Gegner doppeln, um ihm so das Leben zur Hölle zu machen (sinnbildlich natürlich). Dabei entsteht schließlich eine Hektik, die schnell den erträglichen Rahmen sprengt und das Spielgeschehen unnötig aufwirbelt. Dass man bei all den Verwirrungen dann mehrfach den Überblick über das Spiel verliert, ist ein kaum verständlicher Nebeneffekt, der alles in allem kaum mehr was mit der eigentlichen Quiz-Show gemeinsam hat. Ironie, dass sich das Ganze „Party Edition“ schimpft“…

Wer sich indes alleine durch das Ratequiz kämpfen möchte, kann gerne auf den Klassik-Modus zurückgreifen und sich äquivalent zur bekannten Vorlage an maximal 15 Fragen aus allen erdenklichen Bereichen testen. Zumindest hier ist ein wenig Ruhe gewährleistet, selbst wenn die Präsentation nach wie vor bescheiden bis inakzeptabel ist. Aber dieser Umstand zieht sich ja allgemein durch das ganze Spiel.

Technik/Grafik:

Besondere Highlights auf technischer Basis darf man bei einem Titel wie „Wer wird Millionär?“ ja von vorneherein nicht erwarten. Zumindest jedoch wäre etwas mehr Schwung bei der Aufarbeitung des Showprogramms angemessen gewesen, um das stumme, langweilige Frage-Antwort-Spielchen zumindest ein bisschen lebendig zu gestalten. Die PS2-Umsetzung zeigt aber auch diesbezüglich die lange Nase und verlässt sich ausschließlich auf den teils recht hohen Anspruch der Fragen. Dass dies aber auf Dauer nicht ausreicht, versteht sich von selbst.

Im Hinblick auf die Grafik lässt sich Ähnliches vermelden: Unspektakulär, gesättigt, langweilig. Kaum zu glauben, wie groß hier die Unterschiede zum phänomenalen BUZZ-System sind – und wie enttäuschend auch die Rahmenbedingungen dieses Spiels erscheinen.

Spielspaß:

Es ließe sich eine Grundsatzdiskussion führen, inwiefern einen „Wer wird Millionär?“ an die Konsole zu fesseln vermag. Eine halbe Stunde vielleicht, oder doch nur eine Partie? Das Spielsystem ist jedenfalls in der hier gebotenen Aufarbeitung weitestgehend indiskutabel und an vielen Stellen unnötig hektisch. Andererseits sind die Inhalte ziemlich eintönig und bei weitem nicht so abwechslungsreich, wie noch auf der Packung suggeriert. Wenn in einer Runde beispielsweise drei oder vier Musikfragen auftauchen, fragt man sich, ob das denn nun wirklich dem Charakter der Basisidee entspricht. Sicherlich nicht…

Daher ist die Party leider auch so schnell vorüber, wie sie begonnen hat. Das Konzept hat auf dem PC und auch auf den DVD-Varianten bislang richtig gut funktioniert. Diese Fassung jedoch bringt auf Dauer absolut keinen Spaß.

Fazit:

Von „Wer wird Millionär?“ als Party Edition dürfen selbst hartnäckige Fans der TV-Show getrost die Finger lassen. Die Präsentation und die Umsetzung sind unter aller Kanone, der Spielspaß wiederum tendiert langfristig gen Null. Bei solch starken Alternativen wie „BUZZ!“ sollte man gar nicht erst in Erwägung ziehen, sich mit diesem drittklassigen Titel zu verstärken.