Wie viele Geheimnisse kann die Liebe ertragen?
Rezension von Christel Scheja
Obwohl Benedict Cumberbatch durch die Fernsehserie „Sherlock“ bereits auf dem Weg zum Weltstar war, hat er es sich doch nicht nehmen lassen, auch in kleineren Independent-Filmen mitzumachen, um sich seine Vielseitigkeit zu bewahren. Das merkt man auch in dem Drama „Wreckers“, in dem er nicht einmal die direkte Hauptrolle spielt.
Dawn und David führen eine scheinbar glückliche und perfekte Ehe. Sie wollen diese krönen, indem sie in ein Haus ziehen, um dort schon bald eine richtige Familie zu gründen. Aber weder die Renovierung des neuen Domizils in der Nähe von Davids alter Heimat, noch mit einer Schwangerschaft will es so recht klappen.
Ehe es jedoch anfangen kann, ernsthaft zwischen den beiden zu kriseln, taucht überraschend Davids Bruder Nick auf. Der ist aus der Armee desertiert, weil er mit seinen Kriegserlebnissen aus Afghanistan nicht mehr zurecht kommt und hofft nun, dass ihn der Ältere erst einmal eine Weile bei sich versteckt.
Dawn ist schon bald irritiert und fasziniert zugleich. Auf der einen Seite merkt sie ganz deutlich, dass es David gar nicht recht zu sein scheint, dass sich der kleine Bruder bei ihm einnistet und so ständig an die Vergangenheit erinnert, zum anderen erweist sich Nick als netter als sie dachte. Und er enthüllt ihre einige Dinge über den Älteren, die sie vorher nicht wusste, so dass sie schon bald an ihrem Mann zu zweifeln beginnt.
„Wreckers“, der im Deutschen den Untertitel „Wie viele Geheimnisse kann die Liebe vertragen“ dazu bekommen hat, scheint am Anfang ein ganz normales Familiendrama zu sein, aber mit dem Auftauchen des Bruders entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, die wie in einem Thriller die Tür zu Geheimnissen in die Vergangenheit öffnet.
Der Zuschauer steht dabei auf der Seite der jungen Frau, die damit fertig werden muss, dass vieles von dem zerbricht, was sie und ihren Mann zusammen geführt und gehalten hat. Mit ihr wird er dazu eingeladen, das schwierige Verhältnis der Brüder genauer kennen zu lernen und sich zu fragen, warum der eine so offen einen Keil zwischen das Paar treibt und der andere so viele Dinge aus seiner Vergangenheit verschwiegen hat.
Die Geheimnisse sind die Triebfeder der Geschichte, denn der durchweg ruhige Thriller setzt eher auf die Figuren als auf irgendwelche dramatischen Ereignisse.
Der Film wird von seinen drei Darstellern getragen, die die Spannung deutlich spürbar machen, aber dabei niemals übertreiben oder in Klischees verfallen. Jeder von ihnen ist ausgesprochen menschlich, hat auch dunkle Seiten und deutliche Schwächen, die man zum Teil sicherlich auch schon an sich selbst entdeckt haben mag. Hier merkt man deutlich, dass die Schauspieler Charakterdarsteller sind und sich ganz in ihre Figuren fallen lassen.
Auch das Ende lässt Interpretationsmöglichkeiten offen und den Zuschauer nachdenklich zurück, so dass der Film noch eine ganze Weile nachwirkt.
Extras kann man leider keine auf der DVD finden, es gibt gerade einmal ein paar Trailer zu anderen Filmen. Dennoch sollte man sich ihn nicht entgehen lassen, gerade wenn man ein Fan von Beledict Cumberbatch ist, sieht man ihn hier doch einmal nicht in der Rolle eines Außenseiters und Intellektuellen, sondern in der einen verletzlichen und durchschnittlichen jungen Mannes.
Fazit:
„Wreckers – Wie viele Geheimnisse kann die liebe ertragen“ ist ein stiller aber nicht minder spannender Thriller, in dem eine Dreiecksbeziehung zur Konfrontation mit der dunklen Vergangenheit zweiter Brüder führt – und den Konsequenzen, die daraus gezogen werden.
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