Zeit der Jäger von Patricia Briggs

Reihe: Mercy Thompson, Bd. 4

Rezension von Christel Scheja

 

Anders als viele andere Romane, in denen Werwölfe und Vampire mitspielen, steht in der „Mercy Thompson“-Reihe nicht unbedingt die Liebesgeschichte im Vordergrund. Zwar gehört es auch mit dazu, dass die toughe Heldin, die eigentlich ein Skinwalker ist (das heißt, sie verwandelt sich nicht in einen Wolf sondern einen Kojoten und hat diese Gabe von ihrem indianischen Vater geerbt) von interessanten Männern umschwirrt wird und durchaus auch schon einmal ein Abenteuer in diese Richtung schätzt, aber Sex und Leidenschaft sind nicht die zentrale Themen.

 

Stattdessen muss sich Merca immer wieder ihrer Haut wehren, denn eigentlich gehört sie keiner Gruppe so wirklich an, auch wenn sie von dem Werwolf-Alpha Adam und dem Vampir Stephan. Denn mehr als einmal ist sie in Auseinandersetzungen geraten, in denen es für sie lebensgefährlich wurde. Gerade erst erholt sie sich von den Spuren der letzten Auseinandersetzungen und der Folter, die ihr Tim zugefügt hat und möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden.

So springt Adam auch sehr behutsam mit ihr um und zeigt unendliche Geduld, hat aber auch ein Auge darauf, dass die Wesen der Anderswelt ihr ebenfalls nicht zu nahe kommen. Mercy ist ihm deshalb sehr dankbar und lässt auch zu, dass ihre innige Bindung wächst und er beschließt, sie in sein Rudel aufzunehmen.

Doch gerade als dieser Prozess läuft, taucht eines Tages Stefan schwer verletzt in Mercy Haus auf. Er und auch andere bringen die Kunde, dass Marsilia, die Herrin der Vampire in diesem Bereich von Nordamerika die Jagd auf die junge Skinwalkerin eröffnet hat. In ihrer Autorwerkstatt ist sie jetzt nicht mehr sicher und es wäre vielleicht auch besser, den Ort zu wechseln, bevor noch ein Krieg ausbricht, der auch Adam und sein Rudel in einen verlustreichen Krieg verwickeln könnte.

Da kommt es Mercy gerade recht, als ihre frühere Freundin Amber sie bittet, herauszufinden, ob in ihrem Haus wirklich ein Geist sein Unwesen treibt oder nicht. So taucht sie schließlich bei dieser auf und muss erkennen, dass sie genau in eine Falle gelaufen ist, denn Amber handelt bereits im Auftrag eines anderen ...

 

Von der Handlung her ist „Zeit der Jäger“ nur mäßig spannend, auch wenn die Zusammenfassung anders klingen mag. Aber etwa die Hälfte des Buches verbringt Mercy die Zeit damit ihre Wunden zu lecken und ihre Angstanfälle zu überwinden. Dabei erfährt man eine ganze Menge über Wölfe und Rudel aber auch das Zusammenspiel der magischen Rassen.

Erst als klar wird, dass Mercy das Ziel neuer Attacken werden dürfte kommt etwas Action in die Handlung, denn die junge Skinwalkerin bekommt einiges zu tun, wenn sie überleben will. Dazu gehört es nicht nur, auf ihre Kampffähigkeiten zu vertrauen, sie muss auch mit Witz und Verstand mit den Intrigen zurecht kommen, die sich erst nach und nach vor ihr enthüllen und dabei erwarten sie auch immer wieder unangenehme Überraschungen.

Fans wird es sicherlich freuen, dass der Band Ereignisse aus früheren Abenteuern aufgreift und mit der gegenwärtigen Situation verknüpft. Das macht die Reihe aber nicht mehr ganz so interessant für Neueinsteiger, da die Autorin bereits einiges an Vorwissen voraussetzt.

Wer sich aber schon eingelesen hat bekommt die übliche Mischung aus trockenem Humor, Action mit einem Hauch Drama und nicht zuletzt Mercys so ureigener wie schräger Weltsicht geboten. Immerhin werden auch die Figuren um sie herum ein wenig charakterisiert und dem Leser sympathisch, auf die Bösewichte trifft das nicht ganz so zu, denn Marsilias Motive sind das ganze Buch über nicht ganz so klar wie sie sein könnten, und auch der Feind im Hintergrund bleibt eher blass und langweilig.

Auch hat man das Gefühl, das ein oder andere schon einmal gelesen zu haben, da sich Patricia Briggs doch so einiger Klischees bedient. Aber alles in allem weiß sie die Spannung und Qualität immer noch zu erhalten.

 

„Zeit der Jäger“ schlägt ein neues Kapitel in Mercys Leben auf. Der Roman zeigt zwar gegenüber seinen Vorgängern einige Ermüdungserscheinungen, ist aber immer noch recht gut lesbar und ragt weiterhin über die Masse ähnlicher Veröffentlichungen heraus.

 

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