Zwei Schwerter für die Freiheit von Hilari Bell
Hörbuch
Rezension von Christel Scheja
Rezension:
Früher arbeitete Hilari Bell in einer Bibliothek, heute lebt sie mit ihrer Familie in Denver und schreibt Jugendbücher. In Deutschland erschienen ist nach ihrem preisgekrönten Roman „Der Zorn der Kobolde“ ein weiteres Werk.
„Zwei Schwerter für die Freiheit“ greift ein beliebtes Motiv auf – das des märchenhaft edlen Ritters, der auf seiner Fahrt das Unrecht in jeder Form bekämpft. Allerdings ist bei der Autorin einiges anders als man es aus Märchen und Sagen gewohnt ist.
Zeitgleich mit dem Taschenbuch ist auch das Hörbuch erschienen. Die knapp fünf Stunden umfassende Lesung wird diesmal von zwei Sprechern vorgetragen: Stefan Kaminski und Oliver Rohrbeck schlüpfen in die Rollen des Knappen Fisk und des Ritters Sir Michael, die abwechselnd den Verlauf der Geschichte aus ihrer Sicht erzählen.
Alles beginnt damit, dass sie von einem zerlumpten Mann gebeten werden, seine Herrin zu retten, die in einem Turm gefangen gehalten wird und zur ehe gezwungen werden soll.
Doch kaum haben sie dies vollbracht und die Edelfrau in Sicherheit gebracht, werden sie selbst gefangen genommen. Im Kerker müssen die beiden erfahren, dass sie nicht nur in das Rechtswesen des hiesigen Lehnsherren eingegriffen, sondern auch weitaus mehr Adlige beleidigt haben, als sich dachten, denn die gerettete Lady Ceciel ist eine Mörderin, die ihren Ehemann um die Ecke gebracht haben soll.
Der achtzehnjährige Sir Michael Sevenson will dies nicht so recht wahr haben, denn er hängt noch an den alten Idealen. Gegen den Willen seines Vaters ist er auf Ritterfahrt gegangen, obwohl Heerfahrten schon lange aus der Mode gekommen, und die Adelsgeschlechter in erster Linie Verwalter ihrer Ländereien geworden sind.
Sein Knappe Fisk hat der ganzen Sache von Anfang an nicht getraut. Zwar verdankt er Michael seine Freiheit und sein Leben, das hindert den ehemaligen Taschendieb und Gauner aber nicht, regelmäßig den Kopf über die Naivität und Blauäugigkeit seines neuen Herrn den Kopf zu schütteln und ihm gelegentlich auch respektlos den Kopf zu waschen.
Die werden schließlich von Michaels Vater, der das alles auch als Affront gegen seine Familie ansieht, dazu verdammt, die flüchtige Lady gefangen zu nehmen und ihren Richtern zu überantworten. Sollte Michael jedoch unverrichteter Dinge und mit leeren Händen nach Hause zurück kommen, droht ihm die Enterbung und Ächtung.
Mit diesen düsteren Aussichten machen sich die jungen Männer auf den Weg, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Schon bald zeigt sich allerdings, dass die Sache viel komplizierter ist und die Wahrheit in Bezug auf Lady Ceciel ein sehr dehnbarer Begriff.
Nach und nach führt die Autorin geschickt in ihre logisch aufgebaute Geschichte ein, in der alles und jeder seinen Platz zu haben scheint. Die Welt von Michael und Fisk kennt zwar Magie und Zauberwesen, erinnert aber ansonsten eher an das späte Mittelalter, in dem wahre Ritter nicht mehr gefragt sind, sondern eher Schlitzohren und Gauner, die sich besser in dem Dickicht aus Beziehungen und Intrigen zurecht finden.
Vielleicht sind die Abenteuer nicht ganz so spektakulär, aber dennoch sehr spannend, weil realistisch und nachvollziehbar. Die Intrigen haben es ebenfalls in sich – zum Ende hin braucht es einige Zeit, das Geflecht zu entwirren und die Wahrheit in den ganzen Ereignissen zu erkennen.
Der Roman lebt aber vor allem von den abwechselnd aus Michaels und Fisks Sicht erzählten Kapiteln. Gerade weil man erfährt, was der jeweils andere über das Verhalten seines Herrn oder Dieners denkt, lernt man die beiden um so besser kennen. Die Figuren wachsen aber auch mit den Ereignissen und mit der Zeit lernen sehr viel voneinander, denn es ist nicht so, dass nur Fisk auf Michael abfärbt, auch der ehemalige Dieb eignet sich ein wenig von den Tugenden des jungen Ritters an. Das ganze wird zudem mit einem frechen Augenzwinkern und heiteren Unterton erzählt, so dass es keine Längen gibt.
Genau diese Atmosphäre fangen auch die beiden Sprecher ein. Gerade Fisk weiß durch seinen sarkastischen bis zynischen Unterton zu gefallen, der immer wieder zu einem Schmunzeln animiert, aber auch Michael gewinnt nach und nach an Kraft. Leider muss man schon genau hinhören und die Stimme wieder erkennen, um sie den Sprechern zuordnen zu können. Letztendlich wird die Geschichte angemessen in Szene gesetzt und macht Lust auf mehr.
Fazit:
Auch das Hörbuch zu „Zwei Schwerter für die Freiheit“ zeigt was gute Fantasy ausmacht: eine spannende Geschichte mit einem komplexen und interessant gestalteten Hintergrund und nicht zuletzt vor allem menschliche Helden mit Fehlern und Schwächen, die sich aber auch im Verlauf der Handlung entwickeln und so immer wieder für kleine Überraschungen sorgen.