13 Assassins (BR; Horror; FSK 16)
Filmkritik von Torsten Scheib
Rezension:
Es ist was faul im Staate Japan. Spätestens nachdem die ersten Zeitgenossen aus lauter Verzweiflung rituellen Selbstmord begehen (Seppuku) wird auch dem Fürsten Doi Toshitsura klar, das es so nicht weitergehen kann. Der Dorn in seinem Auge lautet auf den Namen Matsudaira Naritsugu, ist ein mordender und vergewaltigender Sadist – und steht dank seiner direkten Verbindung zum gegenwärtig regierenden Shogun über dem Gesetz. Bis sich der nächste Mann den Bauch aufschlitzt und Toshitsura heimlich dazu auserkoren wird, Naritsugus Treiben ein für alle Mal zu beenden.
Mitstreiter finden sich schnell – darunter auch Toshitsuras Neffe – aber nicht zahlreich. Gemeinsam mit gerade mal elf weiteren Kriegern zieht der erfahrene Samurai los; davon überzeugt, auch mit so wenigen Männern den Sieg davontragen zu können. So soll Naritsugu auch nicht direkt, sondern per Hinterhalt zur Strecke gebracht werden. Doch schon kurz vor dem Aufbruch wird einer der Krieger von Spionen hinterrücks angegriffen und getötet. Zwar findet Toshitsura überraschend schnell Ersatz, kann aber seinen Plan komplett streichen. Was ihm bleibt, ist die Flucht in die Wälder und Berge; in der Hoffnung, während dieser beschwerlichen Reise auf eine neue sich bietende Gelegenheit zu stoßen. Stattdessen stolpert die Gruppe über den reichlich verschrobenen Jäger Kiga Koyata, der von sich behauptet, der Nachfahre einer Samurai-Ahnenreihe zu sein. Zunächst belächelt, beweist Koyata aber schon bald seine außergewöhnlichen Talente – und wird der 13. Krieger. Er ist es auch, der Toshitsura und die anderen zu einem kleinen Dorf führt, welches sich perfekt als neuerlicher Hinterhalt eignet. Mit Feuereifer verwandeln die Samurai die beschauliche Ortschaft in ein tödliches Labyrinth aus Fallen und Schwarzpulver-Sprengsätzen; bereit zum Kampf. Nicht lange, und Naritsugu betritt das Dorf – gemeinsam mit 200 treuen Gefolgsleuten. Was folgt, ist eine Schlacht gegen eine scheinbar unüberwindbare Übermacht …
Wer den Namen des Regisseurs liest – Takashi Miike –, der eigentlich schon, was ihn erwartet. Zimperlich ist der Mann nämlich noch nie gewesen. Ganz gleich, ob der Mann seine Darsteller im Kugelhagel untergehen lässt, sie von kaltem Stahl durchbohrt oder auf grausamste Art und Weise gefoltert werden – den FSK 18-Flatschen tragen seine Werke nicht umsonst. Umso überraschter dann auch die Tatsache, dass 13 Assassins zunächst ungewöhnlich zahm und überraschend gemächlich daherkommt. Fast die komplette erste Hälfte des Films ist jedenfalls ausschließlich für die, im Grunde rasch abgehandelte, Vorgeschichte und der Zusammenkunft der elf Krieger reserviert. Nicht, dass dieser Part langweilig wäre; weit gefehlt. Narrativ weiß Miike nämlich, wie sein Publikum bei Stange halten kann. Gleichzeitig; beinahe unbemerkt, zieht er nämlich die Spannungsschraube immer enger – und lässt die Erwartungen steigen. Mitunter kann dies durchaus eine beschwerliche Reise sein (besonders für alle, die mit dem Erzählfluss von japanischen bzw. Miike-Filmen nicht vertraut sind) – doch am Ende ist die Belohnung umso reichhaltiger.
Das Finale des Films ist nämlich dermaßen episch und visuell beeindruckend geworden, dass einem mitunter schlichtweg die Worte fehlen. Die finale Schlacht – oder sollte man besser »Gemetzel« sagen – ist ein inszenatorisches Bravourstück, die auch Zack Snyders CGI-Kämpfe in 300 (2007) meilenweit zurücklässt, da ehrlicher, schonungsloser, besser choreographiert und vor allem intelligenter. Neben den unglaublichen Samuraikämpfen garniert Miike diesen Part zudem unter anderem mit brennenden Stieren, diversen Fallen und zahlreichen weiteren, so noch nie gesehenen Einfällen. Doch anders als viele seiner Konkurrenten aus Übersee verliert Miike niemals die Übersicht oder verfällt der Versuchung, das Ganze durch unnötige Schnittorgien aufzuwerten. Umso realistischer wirken diese Sequenzen schließlich auch. Aber trotz allem: irgendwie hält sich Miike überraschend zurück. Sicher, das (CGI-)Blut läuft in den letzten vierzig Minuten praktisch ohne Unterlass, doch verglichen mit seinen wesentlich derberen Filmen und Einfällen wirkt das Resultat trotzdem ungefährlicher – eben auf seine Art. Kein Wunder also, dass das japanische Mainstreampublikum in Scharen in die Lichtspielhäuser gerannt ist.
Trotz allem besitzt der Film – respektive die Blu Ray – seine kleinen Makel. Etwa das Bild. Im Grunde erreicht es nämlich zu keinem Zeitpunkt das erwartete Niveau; ist viel zu grobkörnig und mitunter auch etwas unscharf. Maximal bessere DVD-Qualität und sonst nichts. Noch schlimmer wiegt jedoch die Tatsache, dass diese – wohlgemerkt internationale – Fassung laut <link http: www.schnittberichte.de _blank>Schnittberichte.de</link um sagenhafte 16:21 Minuten gekürzt wurde; 40 Szenen! Zwar sind diese Passagen nicht wirklich lebensnotwendig, aber gerade die fehlenden Sequenzen der Schlacht und ein Teil des Endes hätten den Film noch etwas mehr abgerundeter erscheinen lassen. Das sich die meisten dieser Szenen auch noch im Bonusmenü bei den »Deleted Scenes« wieder finden, ist demnach mehr als lächerlich. Die hiesige FSK bräuchte sich jedenfalls nicht zu wundern, wenn eines Tages ein Mann vom Schlage Takashi Miikes auf der Matte stehen würde. Samt Samuraischwert, natürlich.
Trotzdem überwiegt das Positive ganz deutlich, weshalb Genre- und Actionfans sorglos zugreifen können.
Fazit:
»13 Assassins« braucht seine Zeit, um in die Gänge zu kommen – dann aber richtig. Die gewaltige Finalschlacht besticht durch ein Grandeur, das schlichtweg Seinesgleichen sucht – trotz diverser Kürzungen. Absolut sehenswert!
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